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"Als erster Lehrer sprachlos vor Kindern" - 'Institution' Klöckner verabschiedet

om; 27. Jun 2002, 14:36 Uhr
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"Als erster Lehrer sprachlos vor Kindern" - 'Institution' Klöckner verabschiedet

om; 27. Jun 2002, 14:36 Uhr
(om/27.6.2002-14:35) Oberberg - Nach über 40 Jahren im Schuldienst wurde heute Morgen Schulamtsdirektor Walter Klöckner in den Ruhestand verabschiedet.
[Bilder: Mengedoht --- Nach 23 Jahren als Schulamtsdirektor jetzt Pensionär: Walter Klöckner.]



"Sie sind ein Mensch, dem man Vertrauen entgegenbringt und haben die notwendige Portion Ruhe und Humor", lobte Landrat Hans-Leo Kausemann, in dessen Büro die kleine Abschiedsfeier gegeben wurde, seinen Schulamtsdirektor, der zum 1. Juli in den Ruhestand geht. In diesem Amt mit seiner unglaublich vielfältigen Aufgabenstellung sei es wichtig, dass man es aus Überzeugung ausführe, auch als ein Stück Berufung, so Kausemann - "bei Ihnen hat man das immer erlebt".



Die Integration der Aussiedlerkinder habe Klöckner besonders am Herzen gelegen, ein weiteres Anliegen seien ihm die Landessportfeste gewesen, erinnerte der Landrat. Klöckner, am 24. Juni 1937 in Siegen geboren, wurde nach Abitur und Studium zunächst Lehrer und Rektor, bevor er am 6. Juni 1979 zum Kreis kam; zunächst als Schulrat und dann als Schulamtsdirektor. Als solcher war er zuständig für die 38 Grundschulen in Oberberg mit ihren 5.000 Lehrern, für den Schulsport außerhalb des Unterrichts und die Hochbegabtenförderung sogar für alle Schulen. Kausemann überreichte ihm zum Abschied den Schwarzenberger Hochzeitstaler.



Klöckner bedankte sich beim Landrat, dass ihm eine große Abschiedsfeier erspart blieb, in "dieser kleinen Runde" mit Kausemann und seinen Kollegen aus dem Schulamt war ihm das viel angenehmer. "Ich hatte immer viel Freude am Beruf, ich bin jeden Tag gerne hierher gekommen." Das sei aber nur möglich, wenn man von netten, herzlichen und tüchtigen Kollegen mit Teamgeist umgeben sei, lobte er die Mitstreiter im Amt.



"Ich habe ja viele Landräte und Oberkreisdirektoren erlebt. Ich weiß noch, wie ich mich bei Dr. Goldenbogen vorgestellt habe, fast schon ein heiliger Akt", schmunzelte er. Dann kamen Dr. Fuchs und Dr. Ammermann, zuletzt vor Kausemann "mein Schüler: Heribert Rohr". Er sei damals gespannt gewesen, wie der einstige Schüler sich ihm gegenüber nun als Chef benehmen würde. "Schließlich kam er zu mir und sagte 'Hallo Walter', es war sehr locker", blickte Klöckner erfreut zurück. Mit Landrat Kausemann habe er "so manche gemeinsame Schlacht" in dessen Zeit als Bürgermeister in Wipperfürth geschlagen.

[Landrat Kausemann (r.) und die Kollegen gaben Klöckner im Kreishaus einen herzlichen Abschied.]



"Ich gehe gerne, aber ich denke an Sie", kündigte der symphatische Pfeifenraucher (Kausemann: "ein Genussmensch") an. Bei der kleinen Feier im Kreishaus erinnerte er sich noch an interessante Zeiten wie die Auflösung der Volksschulen, "da wurde jeder Lehrer versetzt, danach hat sich gesellschaftlich viel verändert". Besonders spannend sei es auch in seiner Zeit als Rektor auf dem Hackenberg ab 1792 gewesen: "Da stand ich wohl als erster Lehrer sprachlos vor den Kindern, 30 Griechen." 16 Nationen habe er da unterrichtet, "die konnten mich nicht verstehen und ich sie nicht". Materialien oder Lehrbücher, wie man die eigene Sprache als Fremdspache vermittelt, habe es da noch gar nicht gegeben. Schwierig, aber "herrlich", schwärmte Klöckner über diese Herausforderung.



Wie es um seine Nachfolge steht, ist noch ungewiss. "Ich habe die in Köln schon letzten Sommer daran erinnert, dass ich aufhöre, aber die Ausschreibung ist erst im März erfolgt." Seine Kollegen sind optimistisch, dass es zum Anfang des nächsten Jahres klappe. Dabei sei Klöckner ohnehin eine "Institution, die nur schwer zu ersetzen ist", zollte Kausemann Respekt.



Heute schaut Walter Klöckner gerne auf das Bergische hinab: aus dem Heißluftballon. Außerdem ist er sehr naturverbunden, hat einen Hund und ist Jäger.

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