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24h: Zakspeed-Viper siegt erneut - Unfall für Dören/Lück kurz vor Schluss

om; 3. Jun 2002, 01:37 Uhr
Oberberg Aktuell
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24h: Zakspeed-Viper siegt erneut - Unfall für Dören/Lück kurz vor Schluss

om; 3. Jun 2002, 01:37 Uhr
(om/3.6.2002-0:45) Oberberg/Nürburg - Fast schon tragisch schien das Ende für einen der aussichtsreichsten Piloten Oberbergs zu sein: Der Porsche 996 GT3 des Wiehler Piloten "Karlchen" Lück wurde in der letzten Stunde des 24-Stunden-Rennens in einen schweren Unfall mit einem BMW verwickelt - beide Fahrer blieben unverletzt, aber die Autos sind nur noch Schrott - der Wipperfürther Paul Hulverscheid wurde mit dem Jodexnis-Porsche Dritter in der Gesamtwertung.

[Archivbilder: Adi.]



Die Chrysler Viper des Zakowski-Teams dominierte vom Start an, daran konnten in diesem Jahr auch die vielen Porsches nicht rütteln (im letzten Jahr hatte ein schwerer Schaden die Viper lange genug in der Box aufgehalten, dass ein Porsche gewinnen konnte). Was schon im Vorfeld des 30. Int. ADAC Zürich Agrippina 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring erwartet wurde, bestätigte die Truppe um Teamchef und Fahrer Peter Zakowski aus Niederzissen vor 151.000 Zuschauern auf eindrucksvolle Art und Weise: Die Zakspeed-Viper mit der Startnummer 1 war bei herrlicher Witterung nicht nur um Klassen schneller als die gesamte Konkurrenz, sondern lief die ganzen 24 Stunden über zuverlässig und gleichmäßig wie ein Uhrwerk und sicherte sich einen nie gefährdeten Sieg.

[Grund zur Freude hatte Paul Hulverscheid: Dritter Platz.]



Nur ein einziges Mal, nämlich beim ersten Tankstopp, gab die "Giftschlange" ihre Führung kurzfristig an den BMW M3 GTRS (Nr. 10) von Johannes Scheid (Kottenborn), Hans-Joachim Stuck (Grainau), Oliver Kainz (Kottenheim) und Mario Merten (Nürburg) ab - der schied aber ebenfalls kurz vor Rennende aus. Für Peter Zakowski war es nach 1997, ’98 und 2001 bereits der vierte Erfolg beim Langstrecken-Klassiker in der Eifel, damit stellte er den Rekord von Marc Duez und Fritz Müller ein. „Die Viper liebt die Nordschleife“, freute sich der Teamchef. „Dieser Rekord bedeutet mir sehr viel, und ich hoffe, dass ich mir auch noch die alleinige Bestmarke sichern kann. Ich bin ja noch jung an Jahren und möchte hier noch einige Male antreten. Dies ist ein sehr emotionaler Moment.“

[Der "alte "Tuffi"-Porsche von Dören und Lück.]



Sein Teamkollege, Ex-Formel-1-Pilot Pedro Lamy, durfte bereits zum zweiten Mal nach 2001 – damals als "Rookie" – auf die oberste Stufe des Siegertreppchens klettern. „Das Beeindruckendste an dieser Veranstaltung ist die unvergleichliche Atmosphäre und die ‚Allnight-Party’ rund um die Strecke, die fast eine Woche dauert. Da kann nicht einmal Le Mans mithalten.“ Besonders begeistert äußerte sich auch Robert Lechner, der – wie im Vorjahr sein Teamkollege Pedro Lamy – als Rookie gleich einen Sieg feiern konnte: „Super, einfach fantastisch“, freute sich der Österreicher. „Unsere Viper ist total problemlos gelaufen. Dieses Rennen war eine großartige Erfahrung für mich und dürfte ein einschneidendes Erlebnis in meiner Karriere gewesen sein.“



Den zweiten Platz sicherten sich mit zwei Runden Rückstand Jürgen Alzen, Arno Klasen, Markus Oestreich und Timo Bernhard im Porsche 996 GT 3 mit der Startnummer 2. Um Platz drei lieferten sich der Porsche 996 GT 3 MR (Nr. 17) von Wolfgang Destreé, Kersten Jodenix, Paul Hulverscheid (Wipperfürth) und Dr. Edgar Althoff, sowie der Porsche GT 3 (Nr. 11) von Georg Silbermayer, Nicolas Leutwiler, Dieter Schornstein und Holger Hesse bis in die letzten Runden einen verbissenen Zweikampf, den die Nummer 17 aber letztlich für sich entscheiden konnte.

[Beide kleinen Bilder: DSF.]



Überhaupt ging es insbesondere hinter der siegreichen Viper in den ersten Stunden spannend zu. Anfangs war es eine Sechsergruppe aus zwei BMW, drei Porsche und dem Nissan Skyline GTR von Roland Asch & Co, die sich allesamt Hoffnungen auf den zweiten Platz machten; doch im Laufe des Rennens wurde diese Kampfgruppe immer weiter dezimiert. Nach 13 Runden und an dritter Stelle liegend rollte der BMW M3 GTRS (Nr. 10) von Scheid, Stuck, Kainz und Merten mit einem nicht mehr schaltbaren Getriebe an die Box und hatte mit dem Kampf um die Spitzenplätze nichts mehr zu tun, danach verabschiedeten sich nach und nach auch die anderen Konkurrenten aus dem Kampf um die Spitze. Um Mitternacht dann hatte sich die Spreu vom Weizen getrennt. Einzig der Alzen-Porsche lag noch in der gleichen Runde wie die führende Viper, und auch die Nr. 17 belegte schon die dritte Position – sollte sie allerdings bis ins Ziel noch mehrfach an die 11 verlieren.



14 Klassen-Führende in einer Runde



Abseits der Spitze sorgten vor allem zwei Autos für Furore: der nur 600 Kilo schwere und 185 PS starke Caterham mit der Startnummer 130 von Chris Cooper, Peter Haynes, Clive Richards und Chris Harris (alle England), der einen überragenden elften Platz in der Gesamtwertung holte, und der sensationell starke 1.600-ccm-Ford-Puma (75) von Michael Funke, Thomas Marschall, Marc Basseng und Dirk Werner auf Rang 16. Ebenfalls bemerkenswert: Noch eine Stunde vor Schluss befanden sich in sieben Klassen die jeweils beiden Führenden innerhalb einer Runde befanden. Die knappste Entscheidung um den Klassensieg gab es in der Klasse A4 bis 2.500 ccm, wo sich das Hyundai Coupé V6 (Nr. 76) von Jürgen Schumann, Peter Schumann und Dominique Schmidt (alle Saarbrücken) mit nur 2.57,638 Min. Vorsprung auf den Audi TT (Nr. 69) von Günter Kühlewein (Neu-Eschelbach), Roland Waschkau (Köln) und Martin Zondler (Bühl) ins Ziel retten konnten.

[Jörg Viebahn in der Box.]



Heinz-Josef Bermes (Willich), einsamer Rekordhalter im Bereich der Klassensiege, baute seinen Vorsprung mit dem Triumph in der Klasse N2 auf nunmehr insgesamt zwölf Siege aus. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Wilfried Schmitz (Setterich), Bernd Degner (Leichlingen) und Torsten Trenz (Kall) holte Bermes diesen Erfolg auf einem Honda Civic. Die Begeisterung aller Beteiligten über die Stimmung an der Nordschleife brachte Sieger Peter Zakowski auf den Punkt: „Das hat alles getoppt, was wir bisher hier beim 24-Stunden-Rennen erlebt haben.“



Dramatisches Finale



60 Minuten vor Ende der 24-Stunden-Hatz spitzte sich die Entscheidung nicht nur in der Gesamtwertung, sondern auch in den einzelnen Fahrzeugklassen zu. In sieben Klassen befanden sich die beiden führenden Teams in der gleichen Runde - oftmals nur durch wenige Sekunden getrennt. Dramatik aber auch innerhalb der "Top 10", wo nahezu gleichzeitig zwei Fahrzeuge aus der Spitzengruppe in Kollisionen verwickelt wurden. Im Bereich Brünnchen kollidierte der fünftplatzierte Nissan Skyline (44) mit dem BMW-Diesel (213). Hierbei wurden beim Nissan der linke Hinterreifen sowie die Hinterachse beschädigt, doch nach einem Reifenwechsel an der Box konnte das Fahrzeug das Rennen wieder aufnehmen. Die schiefstehende Hinterachse beeinträchtigt das Fahrverhalten allerdings beträchtlich.



Und im Streckenabschnitt Flugplatz kollidierten der Gesamtachte Dören-Porsche (15 - den auch der Wiehler Karl-Christian Lück mit guten Chancen auf einen Platz in der Gesamtwertung unter den ersten Fünf pilotierte) mit dem BMW M3 (166). Beide Wagen schlugen heftig in die Leitschienen ein und mussten aufgeben. Die Fahrer blieben unverletzt.

Stimmen nach dem Rennen



# 1 Zakowski/Lamy/Lechner (Chrysler Viper GTS-R) – Gesamtsieger:

-Peter Zakowski: „Der Rekord mit vier Siegen bedeutet mir sehr viel. Als junger Mann hoffe ich, auch noch den fünften Sieg zu schaffen. Ein neuer Distanzrekord ist vielleicht auch in Zukunft möglich, obwohl das Rennen 2001 optimal war mit wenigen Gelbphasen und einer etwas schnelleren Streckenführung.“

-Robert Lechner: „Ich bin überglücklich und glaube, das in mich gesetzte Vertrauen gerechtfertigt zu haben.“

-Pedro Lamy: „Die Besonderheit der 24-Stunden-Nürburgring ist im Vergleich zu anderen 24-Stunden-Rennen, dass hier alles ’Größer’ ist. Die Strecke ist länger, es sind mehr Zuschauer da, eine ganze Woche wird gefeiert.“



# 2 Alzen/Klasen/Oestreich/Bernhard (Porsche 996 GT 3) - Platz 2:

-Jürgen Alzen: „Die hohen Temperaturen im Fahrzeug waren kein Problem für uns, wir hatten ideales Rennwetter.“

-Timo Bernhard: „Trotz unserer anfänglichen Probleme konnten wir uns in der Nacht wieder nach vorne kämpfen. Wir sind mit dem zweiten Platz sehr zufrieden.“

-Markus Oestreich: „Jeder von uns hatte sicherlich eine heikle Situation beim Überholen bzw. Überrunden. Trotzdem möchte ich ein großes Kompliment den Strecken-Marshals machen. So gut wie in diesem Jahr hat es noch nicht funktioniert!“



# 17 Destrée/Jodexnis/Hulverscheid/Dr. Althoff (Porsche 996 GT 3 MR)

-Dr. Edgar Althoff: „Nachdem wir in der Nacht rund eine Runde verloren hatten und die Probleme mit der Benzinpumpe uns zu kurzen Tankintervallen zwangen, hatten wir Platz vier eigentlich aufgegeben. Im Laufe des Vormittages haben wir uns dann doch entschlossen, zur Attacke zu blasen. Und es hat funktioniert.“

-Paul Hulverscheid (Wipperfürth): „Der größte Erfolg in meiner Karriere. Von mir aus könnte ich bei allen Geburtstagen (Hulverscheid wurde gestern 52 Jahre) auf das Treppchen fahren. Ich hatte eine kleine Schrecksekunde heute Mittag, als eine Felge brach. Zum Glück konnte ich ohne Zeitverlust die Boxen erreichen. Ein Riesenkompliment an das Manthey-Team. Das Auto war perfekt vorbereitet, wir mussten nicht einen Tropfen Öl nachfüllen.“

-Rennleiter Hans Schnock: „Noch besser kann eine Veranstaltung nicht über die Bühne gehen. Die Begeisterung der Fans macht uns überglücklich. Ein Riesenkompliment an die Fahrer, die sich während des Rennens und auch beim Zieleinlauf erstklassig verhalten haben. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen, wenn wir das im nächsten Jahr toppen wollen.“



Weitere Ergebnisse und Infos unter www.24h-rennen.de/!



Ergebnisse (erste zehn plus Oberberger)



1. (1) Zakspeed Racing GmbH & Co. KG - Chrysler Viper GTS-R; 141 Runden (Schnitt: 152,383 km/h; schnellste Runde: 9:18:157);

Peter Zakowski (Niederzissen), Pedro Lamy (Portugal), Robert Lechner (Österreich)



2. (2) H & R Sepzialfedern - Porsche 996 GT 3; 2 Runden Rückstand

Jürgen Alzen (Betzdorf), Arno Klasen (Karlshausen), Markus Oestreich (Petersberg), Timo Bernhard (Miesau)



3. (17) Porsche 996 GT 3 MR; 4 Runden Rückstand

Wolfgang Destrée (Zornheim), Kersten Jodexnis (Hannover), Paul Hulverscheid (Wipperfürth), Dr. Edi Althoff (Viersen)



4. (11) Porsche GT 3; 4 Runden Rückstand

Georg Silbermayr (Hamburg), Nicolas Leutwiler (Schweiz), Dieter Schornstein (Aachen)



5. (44) Falken Motorsports - Nissan Skyline GT-R; 6 Runden Rückstand

Roland Asch (Ammerbuch), Dirk Schoysman (Belgien), Takayuki Kinoshita, Tetsuya Tanaka (beide Japan)



6. (32) BMW M3 - 8 Runden Rückstand

Michael Bäder (Ofterdingen), Tobias Hagenmeyer (Schwieber), Ralf Schall (Dornstadt), Andreas Bovensiepen (München)



7. (28) Podium Racing AB - Porsche 996 GT Cup; 8 Runden Rückstand

Lennart Pehrson, Hans-Erik Andersson, Koit Veertee, Ulf Karlsson (alle Schweden)



8. (6) Porsche 996 GT 3 Cup; 8 Runden Rückstand

Jörg Otto (Grevenbroich), Jens Petersen (Meerbusch), Artur Erkes (Korschnebroich, Thomas Zinnow (Gevelsberg)



9. (16) Porsche 996 GT 3; 9 Runden Rückstand

Wolf Silvester (Schwaig), Thomas Dill (Eckental), Rainer Bitzer (Albstadt), Friederike Moritz (Reutlingen)



10. (4) Steam-Racing - Porsche 996 GT3 - 9 Runden Rückstand

Michael Schratz (Leverkusen), Achim Berg (St. Augustin), Oliver Imfeld (Deutschland), Thomas Messer (Schmitten)



...



33. (134.) Scuderia Offenbach - Honda Accord; 21 Runden Rückstand

Andereas Weiland (Bad Vilbel), Jörg Viebahn (Engelskirchen), Jörg Fladung (Dreieich), Reiner Schönauer (Ingolstadt)



54. (142) BMW 318 is; 25 Runden Rückstand

Peter Schüller (Lindlar), Denis Weimer (Linden), Mathias Ruthlein (Moorinning)



56. (154) MSC Ruhrblitz e.V. im ADAC - Opel Astra OPC; 26 Runden Rückstand

Thorsten Schwarz (Lohmar), Roland Senge (Nümbrecht), Timo Frings (Starnberg), Thomas Henkel (Bendorf)



69. (87) AC Radevormwald e.V. im ADAC - Hyundai FX 2000; 28 Runden Rückstand

André Kleinschmidt (Radevormwald), Hagen Schwarze (Erkrath), Hubert Nacken (Steisslingen), Mark Littlejohn (England)



Nicht gewertet



(15) Porsche 996 GT3; 13 Runden Rückstand

Edgar Dören (Wuppertal), Karl-Christian Lück (Wiehl), Klaus Abbelen (Tönisvorstein), Ernst-Paul Wawer (Nettersheim)



(100) Kissling Motorsport; 88 Runden Rückstand

Josef Klüber (Alzenau), Heinz-Otto Fritsche, Jürgen Fritsche (beide Hückeswagen)



(117) VW Polo 16V; 139 Runden Rückstand

Jürgen Bertl (Isernhagen), Ralf Kraus (Köln), Peter Keltsch (Wipperfürth), Frank Aust (Mariazell)



Schnellste Runde:

(1) Zakowski/Lamy/Lechner: 9:18.811 = 167,157 km/h



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