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VfL ohne Glück – Unnötige 24:25 Niederlage im Westderby gegen TuSEM Essen

bv; 20. May 2002, 00:54 Uhr
Oberberg Aktuell
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VfL ohne Glück – Unnötige 24:25 Niederlage im Westderby gegen TuSEM Essen

bv; 20. May 2002, 00:54 Uhr
(bv/19.5.2002-20:00 - AKTUALISIERT: 22:15) Von Bernd Vorländer
Gummersbach – Obwohl die Mannschaft von Trainer Petre Ivanescu über weite Strecken des Spiels in Führung gelegen hatte, konnte am Schluss kein Punkt auf der Habenseite verbucht werden.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Linksaußen Alex Bommes kam heute nur auf einen Treffer, symptomatisch für schwache Außenspieler in dieser Partie.]



VfL Gummersbach – TuSEM Essen 24:25 (14:14).

[Marco Beers hatte vor allem in der ersten Hälfte unglaubliches Selbstvertrauen und schoos sieben Tore.]



Das war kein Spiel für schwache Nerven. 35 Sekunden blieben dem VfL zum Ende der Partie, um zumindest noch einen Punkt zu retten. Doch der Ball fand nicht den Weg ins Tor des von Jörg Zereike gut gehüteten Essener Gehäuses. Auch ein direkter Freiwurf von Kyung-Shin Yoon blieb in der Deckung hängen. Dabei wäre ein Remis hoch verdient gewesen.



Eng war es über die gesamte Spielzeit hinweg. Kein Team führte in den 60 Minuten mit mehr als zwei Toren. Insofern erlebten die Zuschauer einen Tanz auf der Rasierklinge und jede Menge Nervenkitzel. Der VfL kam gut aus den Startlöchern, führte bis zum ersten Zwei-Tore-Vordsprung nach 9 Minuten (6:4) ständig. Doch Essen ließ sich weder von der mit 14 000 Zuschauern sehr gut gefüllten Köln-Arena, noch von Marco Beers beeindrucken und glich beim 8:8 wieder aus.

[Auch Maik Handschke agierte am Kreis hervorragend.]



Beers lieferte vor allem in der ersten Halbzeit eine Gala-Vorstellung ab. Seine ersten vier Treffer erzielte der schlaksige Niederländer ohne Fehlversuch. Der VfL-Halblinke strotzte geradezu vor Selbstvertrauen, zeigte sich in der Abwehrformation stark verbessert, übernahm auch dann Verantwortung, als sein Team zurücklag und erzielte im ersten Durchgang sieben Treffer. Dass Beers in den vergangenen Spielen geradezu "explodierte", ist sicherlich auch ein Verdienst von Trainer Petre Ivanescu, der offenbar die richtige Ansprache besaß, um entsprechende Leistungen beim holländischen Nationalspieler abzurufen.

[Bewegender Moment vor dem Spiel: VfL-Manager Carsten Sauer (r.) dankt und verabschiedet Erfolgs-Coach Ivanescu (2.v.l.) mit seinem Co-Trainer Richard Reinholz (2.v.r.) und Umberto Brajkovic.]



Beers spielte also wohl die beste Halbzeit im VfL-Dress, und auch Maik Handschke agierte am Kreis hervorragend. Der bullige Ex-Essener nutzte jede Lücke und erzielte vor dem Wechsel vier Treffer. Beers und Handschke waren es, die den VfL auf Kurs hielten. Allerdings hätten die Gummersbacher schon vor der Pause führen müssen, doch trotz einer guten Leistung von Stefan Hecker im Tor reichte es nur zum Unentschieden. Gerade die Tore zum 13:13 und 14:14 durch Dimitri Torgowanow waren auf Konzentrationsfehler im Deckungsverbund zurückzuführen.

[Torwart-Oldie Stefan Hecker wusste zwischen den Pfosten zu gefallen, Beers, Handschke und "Kuno" Ilper (v.l.n.r.) in der Abwehr.]



Nach dem Seitenwechsel blieb es spannend. Zunächst wechselte die Führung, aber beim 19:17 durch Beers (38.) verspürte man beim VfL Siegeszuversicht, die beim 22:20-Zwischenstand weitere Nahrung erhielt. Dann jedoch der Knackpunkt. Dem VfL gelang es nicht, eine doppelte Überzahl zum Torerfolg zu nutzen. Stattdessen erzielte TuSem der Ausgleich. Und es sollte noch schlimmer für die Oberbergischen kommen. Alexander Bommes sah nach einem Foul an Christian Fina die Rote Karte. Die einzige schwerwiegende Fehlentscheidung der beiden Schiedsrichter Reiner und Bernd Methe, die von VfL-Trainer Petre Ivanescu später als die Hauptschuldigen an der Niederlage kritisiert wurden.

[Über 14.000 Zuschauer, damit sahen in dieser Saison rund 62.000 Menschen Handball in der Kölnarena - ein echter Erfolg.]



Während Bommes´ Foul eher mit einer Zwei-Minuten-Strafe hätte geahndet werden müssen, wäre die Disqualifikation Sekunden vorher gegen Jörn Ilper gerechtfertigt gewesen, der Oleg Velyky aus der Luft geholt hatte. Sicherlich hätten die Unparteiischen auf beiden Seiten mehr Zeitstrafen verhängen können, doch war weder bei Hinausstellungen noch bei Strafwürfen ein großes Ungleichgewicht festzustellen.

[TuSEM-Trainer Schewtzow konnte mit dem Ausgang des Spiels zufrieden sein - der Sieg war schließlich glücklich.]



Der Rest ist schnell erzählt. Yoons Siebenmeter-Ausgleich zum 24:24 beantwortete Sigurdsson mit dem entscheidenden Treffer, bei dem er von einem Stellungsfehler des jungen Sead Kurtagic profitierte.



Während man im VfL-Lager auf die Schiedsrichter nicht gut zu sprechen war, lagen die Gründe für die knappe Niederlage jedoch im VfL-Angriff. Kyung-Shin Yoon, der in der Vergangenheit so manchen VfL-Sieg gesichert hatte, erwischte einen schwarzen Tag. Unkonzentriert bei seinen Würfen gab er die Verantwortung zu oft an seine Nebenleute ab und wirkte geradezu fahrig. Nach 37 Minuten gelang dem Koreaner sein erstes Feldtor (!). Nahezu ohne Wirkung auch die Gummersbacher Außen, die sich nicht entscheidend durchsetzen konnten. Und auch Mittelmann Francois Houlet zeigte Schwächen. Neben einigen schönen Anspielen, schoss der Franzose auch zahlreiche Fahrkarten.

["Nick" Yoon war heute ziemlich von der Rolle und erzielte fünf seiner sieben Treffer bei Siebenmetern.]



Alles in allem eine unglückliche Niederlage eines VfL, der dennoch den Zuschauern ein ansehnliches Handballspiel geboten hatte und sich erhobenen Hauptes von seinen Fans bis zur nächsten Saison verabschieden konnte.

[Hier jubelten die VfL-Fans noch.]



Trainerstimmen:



Petre Ivanescu: "Der Abschied heute macht mich schon ein bisschen wehmütig. Das Gefühl in der Kölnarena wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Das Spiel hat gezeigt, wie schön Handball sein kann und war eine Werbung für die kommende Saison. Natürlich macht mich die Niederlage betroffen, aber sie hat auch mit den Schiedsrichtern zu tun, die mit ihrer Macht nicht umgehen können. Drei von den Spielen, in denen ich den VfL betreut habe, haben die Schiedsrichter alleine entschieden. Zum Glück muss ich mir das künftig nicht mehr antun."

[Kapitän "Zou-Zou" Houlet war heute leistungsmäßig Licht und Schatten; schöne Anspiele, aber auch einige Fahrkarten.]



Juri Schewtzow (Essen): "Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg vor der tollen Kulisse. Wir haben das Spiel verdient gewonnen, weil wir abgeklärter und in der entscheidenden Phase auch cleverer agiert haben. Über die Schiedsrichter sage ich nichts. Als Trainer muss ich mich auf das Spiel meines Teams konzentrieren."

[Der Ex-VfL-er Jörg Zereike machte heute den Blau-Weißen das Spiel nicht leicht: Zu selten musste er (kleine Bilder) hinter sich greifen.]



VfL Gummersbach:



Stefan Hecker (1.-30.)

Jan Stankiewicz (31.- 60.)



Kyung-Shin Yoon (7/5)

Hyun-Ho Choi

Tobias Schröder (n.e.)

Oliver Plohmann

Jörn Ilper

Marco Beers (8)

Francois-Xavier Houlet (2)

Maik Handschke (6)

Sead Kurtagic

Alexander Bommes (1)

[Auch der letzte Freiwurf von "Nick" brachte nichts mehr ein; da half auch die geharnischte Kritik von Petre Ivanescu nichts, der von den Schiedsrichtern die gelbe Karte sah (kleines Bild).]



TuSEM Essen:



Jörg Zereike (1.-60.)

Daniel Sdunek (zu einem Siebenmeter)



Oleg Velyky (6)

Mark Dragunski (2)

Christian Fina (1)

Patrekur Johanesson (3)

Jan-Thomas Lauritzen (1)

Gudjon Sigurdsson (2)

Dimitri Torgowanow (4)

Viktor Szilagy (2)

Stefan Krebietke (4)

Rune Skaervold

[Essen - hier Velyky - hatte heute im Schlussspurt das nötige Quäntchen Glück; der Niederländer Marco Beers bewies seinen Sportsgeist und gratulierte sofort fair seinem Gegenspieler und Ex-Vereinskameraden Zereike.]



Schiedsrichter: Reiner Methe/Bernd Methe.



Zuschauer: 14 000.



Siebenmeter: 5:7 - 5:4 (Yoon verwandelt alle; Velyky scheitert an Hecker (1.HZ) und Stankiewicz (2.HZ), Szilagy scheitert an Stankiewicz).



Zeitstrafen: 10:12 Minuten (Ilper, Houlet, Plohmann, Handschke - Bommes: Disqualifikation in der 54. Minute – Johannesson, Torgowanow, Szilagy – Dragunski: Disqualifikation nach 3 x 2 Minuten, 58. Minute).



Beste Spieler: VfL: Stefan Hecker (1. HZ), Jan Stankiewicz (2.HZ), Marco Beers, Maik Handschke - Essen: Jörg Zereike, Oleg Velyky, Dimitri Torgowanow.



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