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Volles Programm zum 125. Geburtstag desFeuerwehr-Musikzugs Marienheide

om; 14. May 2000, 02:11 Uhr
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Volles Programm zum 125. Geburtstag desFeuerwehr-Musikzugs Marienheide

om; 14. May 2000, 02:11 Uhr
(om/7.5.2000-17:00) Marienheide - Ein tolles Festprogramm hat sich der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr zu seinem 125. Gebutrstag ersonnen und erfolgreich durchgeführt: Die offizielle Festveranstaltung am Freitag mit einer mit zahlreichen Anekdötchen und interessanten Fakten gespickten Rede von Ex-Gemeindedirektor Werner Knabe, das Konzert der Bundeswehr Big Band am gestrigen Abend und heute den riesigen Festzug durch den ganzen Ort...
(om/7.5.2000-17:00) Marienheide - Ein tolles Festprogramm hat sich der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr zu seinem 125. Gebutrstag ersonnen und erfolgreich durchgeführt: Die offizielle Festveranstaltung am Freitag mit einer mit zahlreichen Anekdötchen und interessanten Fakten gespickten Rede von Ex-Gemeindedirektor Werner Knabe, das Konzert der Bundeswehr Big Band am gestrigen Abend und heute den riesigen Festzug durch den ganzen Ort. Da muss doch für jeden etwas dabei gewesen sein.



Vorsitzender Ulrich Schneider hatte in der Turnhalle Jahnstraße zahlreiche Ehrengäste begrüßt: Bürgermeister Uwe Töpfer natürlich und seine Vertreter Monika Hüttenmeister und Karl Vedder, Vize-Landrätin Ursula Mahler, die Ratsfraktionen und -mitglieder, MdB Friedhelm Julius Beucher, die ehemaligen Gemeindedirektoren Knabe und Hans-Christian Gätcke, den Volksmusikerbund NRW, die Feuerwehr natürlich mit allen Heier Löschgruppen und auch Kreisbrandmeister Uwe Lomberg sowie gut zehn Gastvereine.





"Das ist ein imposantes Bild von hier oben", fand Bürgermeister Töpfer angesichts des vollen Saals beim Blick vom Rednerpult. "Zu diesem stolzen Jubiläum, das auch über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus Beachtung findet, bringe ich Ihnen Glückwünsche"", erklärte er und lobte, dass der Musikzug eine hervorragende Rolle im Gemeindeleben spiele. "Wer ihn nicht kennt, wird sich wohl den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass er seine Freizeit komplett in den eigenen vier Wänden verbringt." Den Vorsitzenden Schneider habe er eigentlich immer als lebensfreudigen Mensch erlebt, "aber in den letzten Tagen hat er wegen der Organisation Blut und Wasser geschwitzt. Er macht zwar nicht unbedingt einen abgemagerten, aber zumindest einen geschafften Eindruck - das Engagement hat sich gelohnt."



Nach den musikalischen Vorträgen von Jugendorchester und Musikzug, die keineswegs nur uralte und verstaubte Märsche beherrschen, sondern ebenso moderne Stücke wie Filmmusik, begann Werner Knabe seine Rede. Zunächst erinnerte er an politische Gegebenheiten und sportliche Erfolge in der Gründungszeit. In Marienheide habe es 1875 2.725 Einwohner gegeben. "Sie gehörte seit genau 50 Jahren zum Kreis Gummersbach, vorher zu Gimborn-Neustadt." Ein Blick auf die sozialen Verhältnisse des Jahres 1875 dürfte die "gute alte Zeit" etwas relativieren, befand Knabe: "Das Entgelt eines Tagelöhners lag in unserem Gebiet zwischen 1,20 und zwei Mark, der Lohn eines Fabrikarbeiters zwischen zwei und 2,50 Mark. Dazu als Vergleich: Ein Pfund Brot kostete zehn Pfennig und ein Zentner Kartoffeln zwischen drei und vier Mark." Die tägliche Arbeitszeit in den damals relativ kleinen Industriebetrieben an Agger, Wiehl und Leppe habe zwölf bis 14 Arbeitsstunden betragen.





Sieben Männer, bilanzierte Knabe, hätten den Musikzug Scharde gegründet: die Brüder Fritz, Robert und Karl Schmidt sowie Otto Bürhaus aus Scharde, Karl Bösinghaus aus Börlinghagen, Eduard Bösinghaus aus Griemeringhausen und Josef Sinn aus Höfel. Ziel sei gewesen "Wir wollen gute Musik bieten!" So habe der Musikzug seit 1928 schon ständig das Schützenfest begleitet und seine Leistungen seien bald so gut geworden, dass er ab den Zwanziger Jahren auch auf größeren auswärtigen Veranstaltungen aufgetreten sei.



Knabe fragte sich angesichts der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Oberbergischen Kreises am Donnerstag, "was die Scharder wohl gesagt hätten, wenn man ihnen eröffnet hätte, die Gemeinde Klüppelberg würde in genau 100 Jahren aufgelöst und der Ort Scharde der Gemeinde Marienheide zugeordnet werden?" Auch wenn die Namen des Vereins öfter wechslten, die Qualität sei immer gut gewesen. Zu Beginn habe man die Truppe "Schmidt'sche Kapelle' genannt, 1910 'Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Kempershöhe" und 1922 "Scharder Musikverein". Erst 1938 sei der Verein in die Feuerwehr Marienheide übertragen worden und trage seitdem seinen heutigen Namen.



Knabe erinnerte auch an die sechs Dirigenten aus all der Zeit und die Vorsitzenden. Zum 100. Geburtstag am 9. Mai 1975 habe der Verein die Pro-Musica-Plakette erhalten. Der zuständige Bundesinnenminister, in dessen Haus der Erlass über die Stiftung dieser Plakette erarbeitet wurde, "war ein Heier Junge, nämlich Paul Lücke aus Schöneborn". Der Kreisschließe sich aber nochmals, so Knabe: "Meine Frau war die Sekretärin von Lücke, als dieser Abteilungsleiter bei der Kreisverwaltung in Gummersbach war. Dann wurde er Amtsdirektor in Engelskirchen, Wiederaufbauminister und schließlich Bundesinnenminister."



Amüsiert dachte Kanbe an seine erste Begegnung mit dem Musikzug 1970 zurück: "Das brachte mich direkt zum Schwitzen. Es war beim Frühschoppen am Schützenfest-Montag in dieser Halle, als es plötzlich hieß, der neue Gemeindedirektor soll dirigieren. Ich zog mit schlotternden Knien los, war ich doch längst nicht so musikalisch wie meine Frau und unsere vier Kinder." Zum Glück habe er in seinen 2,5 Jahren als Soldat schon mal Märsche gehört und es solle ganz gut geklappt haben.



Einige weitere Fakten zählte der ehemalige Gemeindedirektor noch auf. So seien 1968 mit Hildegard und Elisabeth Lichtinghagen die ersten weiblichen Mitarbeiter dem Orchester beigetreten, das heute das älteste harmonische Feuerwehr-Blasorchester im Land sei. Das Jugendorchester gebe es seit 1989, zudem seit zwölf Jahren die Musikzugschule, "unser Verein tut etwas für die Jugend!" Knabes Fazit: "Die ganze Gemeinde hat allen Grund, auf ihren Musikzug stolz zu sein, ich selbst bin es auch."



[Bilder: Mengedoht]







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