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Die erste Hofberichterstattung vom Mittelalterlichen Markt auf Schloss Homburg
(vma/27.4.2002-21:20)Von Vera Marzinski
Nümbrecht Als Oberster des Nümbrechter Magistrats eröffnete Bernd Hombach das "Mittelalterliche Kulturspectaculum" mit gefällig gesetzten Worten.
[Wundersame Abgebilde: Oliver Mengedoht - Höchst offiziöse Eröffnung des Spektakels.]
Weitere Ablichtungen vom ersten Markttage hier!
[Der Schmied zeigt seine Künste (linkes Bild); Magister Hombach wendet sich ans gemeine Volk.]
Um elf Uhr öffnete der Markt bereits die Pforten und etwa eine halbe Stunde später tönten ungewohnte Pauken-Klänge über das Schlossgelände. Hipp-Hopp? Das konnte doch nicht sein. Doch die Rhythmik ging sehr stark in diese Richtung. Als sich aber die Flötentöne dazu mischten, klang es wieder mittelalterlich. Der Musici-Zug geleitete mit klingendem Spiel die Obrigkeit, den Magister Bernd Hombach, durch die bereits versammelte Menge.
["Zwei Auswüchse habt Ihr am Korpus", belehrt der Trommler die Untenstehenden.]
Bevor der Oberste des Nümbrechter Magistrates jedoch den Markt eröffnete, stellten sich die Musici vor. "Saltatio Mortis" spielte auf und belehrte das Volk: "Zwei Auswüchse habet ihr am Korpus". Diese könne jeder aneinander schlagen und bei rhythmischen Zusammenhauen der sogenannten Hände sei das Einsetzen der Sackpfeifen gewiss. So weckten "Saltatio Mortis" die verschlafenen Oberberger ein wenig und stürmten hernach zur "Taverne". Derweil spielten zwei weitere Musici zum Signum auf und baten das Publikum "auf das äußerste zu jubeln, egal wie beschissen es klinge", denn sonst sahen sich die beiden gezwungen, noch ein Signum zu spielen und das wolle keiner, die beiden am wenigsten.
[Kindern sei es erlaubt, an diesem Stande darselber zu tischlern.]
Doch nicht nur Musici fanden sich zur Eröffnung ein. Auch Alan Blim, der Jongleur aus Angelsachsen, der die Beile fliegen ließ und sich über das Wetter freute. So fühle er sich zu Hause. Doch zwischen die Regentropfen mischten sich immer mal wieder ein paar Sonnenstrahlen.
Und nach dem Korbmacher, Schmiedemeister und Steinmetz ihre Meisterstücke vorgestellt hatten die meist vom Vogt als gut befunden wurden -, ergriff die Nümbrechter Obrigkeit das Wort.
[Mit Beilen jonglierte der Angelsachse - und brauchte Hilfe beim Beenden der lust'gen Schau.]
Viel Volke sei in diese Gemarkung des Oberbergischen Kreises gelockt worden, stellte Hombach fest. In diesem freundlichen Orte Nümbrecht finde die Obrigkeit gerne viele Münzen in ihren Kästen. Ob mit Pferdeklappern oder auch mit stinkenden Benzinkisten so mancher habe den Weg zum Schloss Homburg gefunden, um eine Welt zu bestaunen, die man sonst nur in Büchern finde. Er versprach, dass mehr in den Fässern der Garbräter, Fladenbäcker, Reis- und Nudelbräter sowie Sudköche zu finden sei, als der Schlund versenken könne. Auch bei den Schankwirten sei reichlich Flüssiges zu finden. So wünschte Hombach, dass jeder dem Gaudium frönen solle und ein wohlgefälliges Fest erlebe, das hernach Herz und Seele erfreuen solle.
Bei wechselhaftem Wetter fanden am Samstag noch nicht die großen Menschenscharen nach Nümbrecht, dafür konnten die, die kamen, in Ruhe den Mittelalterlichen Markt genießen. Die Kramerstände sind auch in diesem Jahr Anno 2002 - reichhaltig vertreten.
[Garbräter bieten Befriedigung der fleischlichen Gelüste.]
Der Quacksalber mit heilsamen Salben und wohlriechenden Seifen. Oder der Hornkrämer mit Hörnern vom Bock für Gürtel und Tisch. Manch einer füllt sein Horn mit heißem oder kaltem Met. Auch Spielzeug und kleine Blumenelfen werden feilgeboten.
Mannigfach redliche Handwerksmeisterinnen und meister haben auf dem Markte ihren angestammten Platz. So hallt des Grobschmieds Hammerschlag weithin über das Schlossgelände. Sein Treten auf dem Blasebalg erinnert ein wenig an die neumodische Sportart Steppaerobic. Der Schuster bietet Schuh für jeden Fuß und Gürtel, die um jeden Bauch passen. Von der Arbeit des Drechslers überzeugte sich auch der Marktvogt anlässlich der feierlichen Eröffnung.
[Die Schlosswache lässt nicht jeden durch.]
Vorm "Roten Hause" zwei Kräuterweiblein, die Kräuter- und Blumensamen zum Kaufe anbieten. Sogar bunte Kartoffeln in blau und rot für zwei Silbertaler sind bei Ihnen zu erstehen. Die beiden Hexen von Myrrhenkerbel haben sich auf Sämereien aus oberbergischen Natur- und Bauerngärten spezialisiert. Kräuter in ganz anderer Form bietet ein paar Meter weiter die Teestube. Wohlschmeckenden Mokka bietet der Mokkakoch. Im Tee- und Kaffeesatz lesen muss da wohl niemand, denn für die Zukunftsvoraussage ist die Handleserin wenige Schritte vom "Roten Hause" entfernt zuständig.
[Nach der höchst offizösen Eröffnung erhielt jeder Beteiligte einen Krug kühlen Gerstensafts - zu verzehren natürlich erst nach einem fröhlichen Lied.]
Für einen kurzweiligen Markttag ist an allen drei Tagen des "Mittelalterlichen Markt" gesorgt. Die wilden Spielleut von "Saltatio Mortis" spielen jeden Tag auf. Beim Markttanz macht die Tanzeslust alle gleich. Um ein Viertel vor dem dritten Glockenschlag ahndete der Herre Vogt jedoch die "Tanzbüberei". Auch über andere Verfehlungen richtete er mit Strenge. Nimmer müde wird er an diesen Tagen, auf die "öffentlichen Mores" ein Auge zu haben und jedwedes Fehl ad hoc eindringlich abzumahnen. Ohne ihn ginge der Handel wohl nicht so rechtens von Statten. So hat er auf dem Markt den höchsten Stand inne und jedermann muss sich seinen Weisungen fügen.
[Mit Fanfarenklängen verkünden diese beiden Musici von Marktbeginn und -ende.]
Auf der großen Bühne, aber auch im mittleren und oberen Burghof, selbst "mitten unter Euch" wirkten Piolina Rabenschön, die Zauberjäger, Alan Blim, der Gaukler Fleabit oder die Pucinella. Mit Puppenspiel erfreut Pucinella sicherlich nicht nur die kleinen Besucher und die Mume Piolina Rabenschön gibt Geheimnisse ihrer Rezepturen preis, während sie vor ihren dampfenden Töpfen hockt. Ein Edelstein als Lohn für die Kinder haben die Zauberjäger in ihrer Kiste. Große Abenteuer gilt es gemeinschaftlich zu bestehen. Seines eigenen Glückes Schmied wird so mancher Besucher am Glücksrad.
[Auch manch Gast wusste, sich dem Ereignis angemessen zu kleiden (linkes Bild); die Handwerker warten darauf, der Obrigkeit ihre Waren vorführen zu dürfen (M.); nach der Arbeit ein kühler Gerstensaft - welch Freude in den Gesichtern des Büttels und des Schmieds.]
Bleich und von schwärenden Wunden gezeichnet, begleitet von Schreckensrufen, wankte am Samstagabend Einer über den Markt. "Die Pest!" gellte es durch die Menge und schnell war der Gezeichnete von Rauchschwaden eingehüllt, denn die Doctores reinigten die Luft vom Pestodem. Und bevor der Nachtwächter-Ruf ertönte hörte man den grausen Chor der Klageweiber.
[Auch der Magistrat hatte sich an diesem feierlichen Tage korrekt zu gewanden.]
Bis zum nächsten Tage wird dies jedoch vergessen sein und wenn am Sonntag, den 28. des April anno domini 2002, das Signum um elf Uhr ertönt, geht das muntere Treiben wieder weiter. Auch die Hofberichterstatter werden wieder zugegen sein und über das Marktgeschehen berichten.
[Spätzle vom Nudelbrater, eine beliebte Speis' auf dem Schlossgelände.]
[Mit Beilen jonglierte der Waliser, da musste der Büttel schnell helfen.]
[Auch Kunstgegenstände finden sich auf dem Mittelalterlichen Markt zuhauf.]
[Der Steinmetz präsentierte seine Waren.]
[Auch Oberberg Online/Oberberg-Aktuell sind mit einem Stand auf dem bunten Treiben vertreten.]


