Bilder: Martin Hütt --- NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens.
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Mehr Hausärzte braucht das Land
Gummersbach NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens war zu Gast bei einer Podiumsdiskussion über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.
Bei der abschließenden Fragerunde mit dem Publikum wurde es schnell klar, irgendeine negative Erfahrung im Medizinbereich hat wohl jeder schon gemacht. Da muss die Ehefrau viele Monate auf ihren Facharzttermin warten, da bekommt die Tochter nicht den Studienplatz und Ärger mit der Krankenkasse ist wohl so chronisch wie viele Krankheiten. Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte gestern Abend in die Halle 32 zur Podiumsdiskussion mit NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens geladen. Und die sagte in ihren einleitenden Worten: Es braucht neue Strukturen in Gesundheit und Pflege.[Gummersbachs stellvertretender Bürgermeister Jürgen Marquardt sprach ein Grußwort.]
Im Fokus des Abends stand besonders die Gesundheits-versorgung auf dem Land, wo es immer schwieriger werden wird, neue Hausärzte in die Regionen zu holen. Viele aktuelle Hausärzte sind bereits jetzt über 60 Jahre alt, finden keinen Nachfolger und bleiben deshalb im Dienst, um ihre Patienten nicht im Stich zu lassen. Bis 2050, so Steffens, werde sich der Bedarf an Ärzten und Pflegekräften deutlich erhöhen. Wir brauchen Veränderungen, so die Gesundheitsministerin. Sie denkt beispielsweise an die Möglichkeit von Videochats mit dem Hausarzt, was den direkten menschlichen Kontakt aber nicht ersetzen soll, wie sie betonte. Außerdem sollen ältere Menschen wieder mehr in das soziale Leben integriert werden. Das sei die beste Vorbeugung.
Wichtig sei es auch, mehr junge Mediziner für den Beruf des Hausarztes zu begeistern. Dies soll unter anderem durch finanzielle Anreize bei der Praxiseröffnung gelingen und durch einen stärkeren Schwerpunkt im Medizinstudium auf Allgemeinmedizin. Dafür sprach sich auch Dr. Ralph Krolewski vom Hausärzteverband Oberberg aus. Wenn wir keine Hausärzte mehr haben, wird öfter der Notruf gewählt und es werden Kosten in Millionenhöhe entstehen, sagte er und warb für mehr Zusammenarbeit und Kommunikation im Gesundheitsbereich. Die Hausärzte im Oberbergischen würden jetzt schon deutlich mehr Patienten pro Stunde behandeln als viele ihrer Kollegen.
Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, sagte, dass der Hausärztezuzug in den ländlichen Raum auch immer mit der Frage der Lebensqualität verbunden sei: Hier sind Kreise und Kommunen gefragt. Dr. Olga Eggert, Ärztliche Direktorin und Chefärztin Geriatrie Katholische Kliniken Oberberg, betonte, dass die Medizin weiblich werde, was auch bessere Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfordere. Dass auch die Krankenhäuser mehr Ärzte brauchen, sagte Klinikum-Oberberg-Geschäftsführer Sascha Klein. Krankenpfleger Uwe Söhnchen betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der beteiligten Akteure.