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„Keine Bauchschmerzen mit meiner Entscheidung“

uk; 11. Nov 2016, 11:55 Uhr
Bild: HSG Wetzlar --- Kai Wandschneider ist seit Jahren Trainer in Wetlar und verlängerte jüngst seinen Vertrag bis 2019.
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„Keine Bauchschmerzen mit meiner Entscheidung“

uk; 11. Nov 2016, 11:55 Uhr
Gummersbach - Kai Wandschneider galt als möglicher Erbe von VfL-Coach Emir Kurtagic, doch er verlängerte mit Wetzlar - Am Samstag gastiert Gummersbach bei der HSG - OA sprach mit dem 57-Jährigen.
Von Uli Klein

Nachdem klar ist, dass sich die Wege von Trainer Emir Kurtagic und dem VfL Gummersbach am Saisonende trennen werden, galt Kai Wandschneider als ein möglicher Erbe. Der Trainer, der lange Jahre in Gummersbach lebte, verlängerte allerdings inzwischen seinen Vertrag bei der HSG Wetzlar bis 2019. Am Samstag spielt der VfL bei den Mittelhessen (zum Vorbericht). Grund genug für ein  OA-Interview mit dem 57-Jährigen.

Oberberg-Aktuell: Herr Wandschneider, zum Ende der Saison trennen sich der VfL Gummersbach und Trainer Emir Kurtagic. Viele Gummersbacher hätten Sie gerne als seinen  Nachfolger gesehen. Aber Sie haben vor einigen Tagen in Wetzlar verlängert - kurz bevor der VfL die Trennung von Kurtagic bekannt gab. Ärgert Sie diese Entwicklung im Nachhinein ein bisschen, zumal Sie sehr lange in Gummersbach gelebt haben?

Kai Wandschneider: „Ärgern“ ist sicher das falsche Wort. Natürlich ist es interessant, bei einem Klub wie dem VfL im Gespräch zu sein. Und tatsächlich gab es auch einen Kontakt zu Gummersbach. Aber ich fühle mich sehr wohl in Wetzlar. Zudem hat sich der Verein schon seit dem vergangenen Dezember sehr um eine Vertragsverlängerung mit mir bemüht und ist in der Folgezeit immer an diesem Thema dran geblieben. Man wollte mich unbedingt halten. Das ist schon eine enorme Wertschätzung, so dass ich meinen im Sommer 2017 auslaufenden Vertrag bei der HSG gerne verlängert habe und auch jetzt keine Bauchschmerzen mit dieser Entscheidung habe.


OA: Interesse an Ihnen bestand und besteht offensichtlich auch auf höherer Ebene. Der Bundestrainer wird seine Arbeit möglicherweise relativ zeitnah beenden. Und auf der Suche nach einem Nachfolgekandidaten fiel auch Ihr Name immer wieder bei Experten und Fans.

Wandschneider: Das ehrt mich natürlich sehr und ist ein Ritterschlag für jeden Trainer. Aber im Moment ist das Thema nicht akut für mich. Zumal sich Dagur Sigurdsson, den ich sehr schätze, angeblich noch gar nicht entschieden hat, wie, wann und wo es für ihn weitergehen wird. Er hat ja persönliche Gründe als Argumente für einen eventuellen Abschied genannt. Sollte es so sein, müsste man das einfach respektieren. Auf jeden Fall kann er auf eine sehr erfolgreiche Zeit beim DHB zurückblicken. Nochmals, was mich betrifft: Momentan stellt sich die Frage nicht.

OA: Momentan? Sie haben schließlich einen glänzenden Ruf in der Branche als Spielerentwickler.

Wandschneider: Ist was dran - mit Steffen Fäth, Jannik Kohlbacher und vor allem Torwart Andreas Wolff natürlich standen drei HSG-Spieler in der deutschen EM-Goldmannschaft von Krakau... Ich freue mich für diese Jungs, die wir mit unseren Möglichkeiten aber leider nicht in Wetzlar halten konnten. Wir sind in Sachen Saisonetat im unteren Drittel der Liga anzusiedeln.

OA: Eine Ausgangsposition, die Sie zu reizen scheint. Sie gelten auch als Spezialist für große Umbrüche.

Wandschneider: In der Tat haben wir neben Steffen und Andi weitere wichtige Spieler, quasi eine komplette Mannschaft, verloren. Gleichzeitig galt es, acht Neue zu integrieren. Trotzdem lief es zu Saisonbeginn ziemlich gut. Aber dann kamen die Verletzungen von weiteren Stammkräften hinzu, wie beispielsweise Philipp Pöter oder Joao Ferraz. Wir mussten also noch mal personell nachlegen. Logischerweise hatte und habe ich den Job, wieder einmal zu basteln.

OA: Am Samstag geht es nun gegen den VfL. Ihre Erwartungen?

Wandschneider: Der VfL hat derzeit auch mit erheblichen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Ärgerlich, da man die große Chance hatte, den sehr guten Start mit 8:2 Punkten weiter zu veredeln. Die Ausfälle von Kevynn Nyokas und Julius Kühn haben das Team sicher ein gutes Stück zurückgeworfen. Dennoch bin ich überzeugt, dass Gummersbach letztlich eine gute Saison spielen wird. Für den Samstag erwarte ich ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften kennen sich bestens. Zudem werden Emir Kurtagic und seine Jungs die Länderspielpause sicher zu intensiven Videoanalysen genutzt haben. Genau wie wir - so dass es auf beiden Seiten kaum Überraschungen geben wird.

OA: Wie wird es ausgehen?

Wandschneider: Der VfL hat von den vergangenen vier Spielen gegen uns drei gewonnen. Schon allein deshalb haben wir etwas zu korrigieren. Zudem spielen wir daheim, vor einem tollen Publikum und dem müssen wir was bieten. Wir wollen die beiden Punkte!
  
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