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Handball-Coup: Marienheide und Müllenbach wollen als HSG in die Regionalliga
(pl/1.4.2002-6:30) Von Peter Lenz
Marienheide Die Sensation ist perfekt: Der SSV Marienheide und der TV Rodt-Müllenbach werden in der kommenden Saison als HSG Marienheide-Müllenbach, sprich Heier Löwen den Oberliga-Aufstieg in Angriff nehmen.
[Bilder: Adi --- Mit vereinten Kräften in die Regionnalliga: Die HSG Marienheide-Müllenbach.]
Und damit nicht genug: Mittelfristig ist der Sprung in die Regionalliga anvisiert, begründen SSV-Geschäftsführer Werner Schuster und Müllenbachs Betreuer Martin Heist unisono die in der Tat recht überraschende Zusammenlegung beider Heier Vereine. Nur zusammen sind wir so stark, um unsere hochgesteckten sportlichen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, so Schuster, der sich im Vorfeld der Fusion um die finanziellen Aspekte gekümmert hat.
Außerdem musste beim SSV Marienheide auf den Abstieg in die Landesliga reagiert werden. Schuster: Ohne die Fusion hätten wir unsere Leistungsträger Debnar und Fischer nie halten können. Nun bieten wir ihnen eine hervorragende und durchaus realistische Perspektive. Übrigens: Sollte der Sprung in die Regionalliga tatsächlich glücken, sollen alle HSG-Spieler zu Vertragsamateuren gemacht werden.
Den einziger Wehrmutstropfen sehen die Verantwortlichen der neuen HSG um Abteilungsleiter Karl Haarhaus, Geschäftsführer Werner Schuster und Betreuer Martin Heist in der Tatsache, dass die Fusion bislang unter strengster Geheimhaltung gehalten werden musste, und noch nicht einmal die Spieler bislang von ihrem Glück wussten. Die ganze Sache musste unter Top-Secret laufen, da wir erst die Rahmenbedingungen mit den Verbänden und den Hauptsponsoren in trockenen Tücher bringen mussten. Nun, wo wir fristgerecht zum 31.3.2002 die Meldung an den Handballverband Mittelrhein abgegeben haben, werden auch alle Beteiligten informiert, so Schuster, der natürlich keineswegs davon begeistert ist, dass die Spieler es nun aus dem Internet erfahren.
[Das neue Logo für die Spielgemeinschaft wird die Farben der Trägervereine widerspiegeln: Weiß-Rot-Grün.]
Apropos Verbände: Erst durch die guten Zusammenarbeit mit dem Handball-Kreis Oberberg um Udo Kolpe und dem HVM um Torsten Paufler bekam Oberberg-Aktuell Wind von der Zusammenlegung. Offiziell vorgestellt werden soll das neue Heier Löwenteam übrigens am 20. April beim großen Kreispokal-Finale in der Marienheider Sporthalle.
Und anscheinend kann die neue Handball-Spielgemeinschaft finanziell demnächst tatsächlich aus dem Vollen schöpfen. Mit der Volksbank Meinerzhagen steht bereits ein potenter Geldgeber parat. Als zweiter Hauptsponsor soll die Erzquell-Brauerei mit ins Boot kommen. Schuster: Wir haben über Ostern ein wasserdichtes Konzept erarbeitet, das wir noch diese Woche der Brauerei präsentieren werden. Wenn die mitmachen, steht unserem Gang in die Regionalliga aus wirtschaftlichen Aspekten nichts mehr im Weg, freut sich Banker Schuster. Zudem hat sich unter der Führung von Axel Wirth (Landhaus Wirth) ein Sponsorenpool gefunden, der in dieser Konstellation einen Beweis für die qualitativ hohe Produktfähigkeit der Region sieht.
Auch was das sportliche angeht, haben die Macher der HSG bereits die Weichen für die Zukunft gestellt. So wird nach den Osterferien Eduard Debnar seinen Bruder Josef aus der Slowakei mit ins Oberbergische holen. Josef Debnar spielt in seinem Heimatland in der ersten Liga, die mit der hiesigen Regionalliga zu vergleichen ist. Ansonsten aber soll der Kader-Mix von Müllenbach und Marienheide zunächst ausreichen, um kommende Saison in der eingleisigen Verbandsliga die erste Geige zu spielen, sprich in die Oberliga aufzusteigen.
Sollte tatsächlich dann der Aufstieg in die Regionalliga folgen, müssten wir natürlich auch personell kräftig aufrüsten. Jetzt jedoch bauen wir voll auf das vorhandenen Potenzial. Und mit den Debnar-Brüdern, Holger Fischer, Thorsten Plate, Christian Daase, Olaf Hardt und den Torleuten Jens Haarhaus, Pasqualino Gallina, Sven Mertel und Mike Hinze haben wir einiges zu bieten, ist sich HSG-Betreuer Martin Heist sicher, die hochgesteckten Ziele kurzfristig auch zu erreichen. Einzig die Konstellation einzelner SSV- und TV-Spieler bereitet den Verantwortlichen noch Kopfschmerzen. Es herrscht sicherlich nicht nur Freundschaft unter allen Spielern, aber das kriegen wir schon hin, so Heist.
Trainieren wird übrigens Jochen Fanger die erste Mannschaft der HSG M-M. Er erhielt vom neuen Vorstand bereits einen Fünf-Jahres-Vertrag. Damit wollen wir ein Zeichen setzten. Wir bauen auf Kontinuität und Bindung an die Region, so Schuster, dem auch wichtig war, dass alle Jugendmannschaften beider Trägervereine mit in die HSG aufgenommen wurden. Für den Nachwuchs der HSG ist angepeilt, dass spätestens in einem Jahr alle Altersklassen in der Oberliga vertreten sind. Für den Unterbau wird im Übrigen künftig Wolfgang Schmalz verantwortlich zeichnen, der die Zweite Mannschaft in der kommenden Saison in die eingleisige Verbandsliga zurück führen soll.
[Die "HSG-Macher" Karl Haarhaus, Martin Heist und Werner Schuster bei der Anprobe.]
Überhaupt hat die Ortsverbundenheit beider Vereine, die schon vor 30 Jahren zusammen mit dem TV Kotthausen mal eine Fusion unter dem Namen MaRoKo (Marienheide, Rodt, Kotthausen) geplant hatten, oberstes Gebot bei der neuen Spielgemeinschaft. HSG-Abteilungsleiter Karl Haarhaus: Wir wollen nicht nur aus sportlicher Sicht die Nummer zwei hinter dem VfL im oberbergischen Handball werden, wir wollen auch unserem begeisterten Publikum künftig was bieten. So hat unser Vereinswirt Kuni von der Sportklause ernsthaft in Erwägung gezogen, seine Lokalität massiv auszubauen und zusätzlich festes Personal einzustellen. Gemeinsam werden wir bei den Heimspielen ein großes Event garantieren und dabei auch das Panoramabad einbeziehen.
Und noch ein weiterer Heier Gastronom soll von der Zusammenlegung der Vereine profitieren: Künftig werden die Spieler vor Regionalliga-Auswärtsspielen (Anm. d. Red.: Wenn die HSG M-M dann tatsächlich in zwei Jahren in der dritthöchsten (!) deutschen Liga auflaufen sollte) im Landhaus Wirth auf dem Rodt nächtigen, kommt Martin Heist ins Schwärmen. Man spricht es bei der HSG zwar nicht aus, aber mit der Förderung der heimischen Gastronomie soll offensichtlich auch ein Gegenpol zum Gummersbacher Brauhaus entstehen.
Last but not least werden die Verantwortlichen bereits morgen bei den Mannschaftssitzungen das neue Trikot in den Vereinsfarben der Trägervereine (Rot-Grün) den Spielen präsentieren.
Alles in allem ein aus Vereinssicht lückenloses Konzept, welches man als Außenstehender sicherlich aber auch kritisch hinterfragen muss (siehe Kommentar!).
