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Integration Point: Anlaufstelle für Flüchtlinge

nh; 8. Apr 2016, 14:00 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Das Team des Integration Point in der ersten Reihe: Michaela Banthleon (v.l.), Theresa Fecker, Sabine Unnasch und Wiebke-Annika Reusch. Auch Jörn Wolff (2. Reihe von links), Thorsten Rolfsmeier, Rainer Drescher und Yvonne Wagner-Wolff sind überzeugt vom neune Kompetenzcenter.
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Integration Point: Anlaufstelle für Flüchtlinge

nh; 8. Apr 2016, 14:00 Uhr
Oberberg - Asylbewerber mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit sollen in dem gemeinsamen Kompetenzcenter von Jobcenter und Agentur für Arbeit frühzeitig betreut werden - Alles rund um Sprache, Ausbildung und Job.
Von Nils Hühn

Der „Integration Point“ in Gummersbach liegt etwas unscheinbar neben der Parkhaus-Einfahrt des Gummersbacher Rathauses in den ehemaligen Räumlichkeiten der Kreishandwerkerschaft. Dabei gehört die Idee hinter dem gemeinsamen Kompetenzcenter des Jobcenters Oberberg und der Agentur für Arbeit Gummersbach ins Rampenlicht gerückt, da sie einfach und effektiv ist. Möglichst frühzeitig sollen die vielen Asylbewerber in Oberberg mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit angesprochen werden, um sie fit für den deutschen Arbeitsmarkt zu machen.

Bislang sind die einzelnen Jobcenter in den Kommunen erst für die Flüchtlinge zuständig, wenn das Asylantragsverfahren abgeschlossen wurde. Während das Verfahren läuft, ist die Agentur für Arbeit zuständig. „Seit Dezember haben wir Strukturen geschaffen und können jetzt volle Pulle durchstarten“, erklärte Thorsten Rolfsmeier, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Vier Mitarbeiterinnen arbeiten aktuell im „Integration Point“ der Kreisstadt. Die notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen sowie das Personal wurden extra zur Verfügung gestellt und werden nicht aus den allgemeinen Mitteln finanziert. „Die Arbeit beeinträchtigt in keiner Weise die Betreuung der anderen Kunden“, so Rainer Drescher, Geschäftsführer des Jobcenters Oberberg.

Große Stärke des „Integration Point“ ist die gute Vernetzung und enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen wie Kreisausländeramt, Sozialämter der Kommunen aber auch andere Netzwerkpartner. Die Beraterinnen besuchen Asylbewerber in den Basissprachkursen und informieren über Chancen und Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In Einzelgesprächen werden individuelle Pläne erarbeitet, wie eine Ausbildung oder eine Arbeit gefunden wird.


„Unsere Arbeit am Integration Point braucht Zeit“, erklärte Thorsten Rolfsmeier. Innerhalb weniger Monate würde aus den Asylbewerbern in den meisten Fällen kein fertiger Facharbeiter für den Arbeitsmarkt. Aber je früher mit der Integration in den Arbeitsmarkt begonnen werde, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg. „Wir müssen frühzeitig die Kenntnisse und Stärken der Frauen und Männer erkennen und dann zeitnah stärkenorientiert und unterstützend für sie tätig werden“, so Rolfsmeier.

Seit dem 7. Dezember 2015 gibt es die Anlaufstelle bereits in Gummersbach. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, in dem es diese Kompetenzcenter gibt, aber es könnte sein, dass bald bundesweit Integration Points geschaffen werden. Die Mitarbeiter treffen bei den Gesprächen auf Flüchtlinge, die im besten Fall eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben und über Deutsch- oder gute Englisch-Kenntnisse verfügen. Ist dies gegeben, kann es ganz schnell gehen, wie Beraterin Sabine Unnasch berichtete.

Ein Syrer, der im Herbst 2015 nach Deutschland kam, stand Anfang 2016 im Gummersbacher Büro. Er hatte in seiner Heimat als Zahntechniker gearbeitet und konnte ein sechswöchiges Praktikum bei einem oberbergischen Unternehmen machen, das er auch schon aus seiner Arbeit in Syrien kannte. Nach dem Praktikum erhielt er im Unternehmen eine Arbeitsstelle. „Das ist natürlich der Idealfall“, sei dies laut Rolfsmeier eine sehr positive Ausnahme.

Es sind selbstverständlich auch Menschen ohne jegliche Berufsausbildung und Analphabeten unter den Flüchtlingen, die erst einmal die Sprach- und Integrationskurse besuchen müssten. Aber wenn die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. Gleichzeitig könnten so auch die Folgen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels abgemildert werden. „Es bleibt aber viel Arbeit vor uns, die Zeit braucht“, verdeutlichte Rolfsmeier.
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