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Mozart und Vivaldi auf dem Highway

bk; 26. Oct 2015, 12:47 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die „Classic Rock Show“ bot alles, was ein gutes Rockkonzert braucht.
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Mozart und Vivaldi auf dem Highway

bk; 26. Oct 2015, 12:47 Uhr
Wiehl - Bei der Deutschlandpremiere der neuen „Classic Rock Show“ servierten Gitarrist Ralf Rudnik und seine Band 500 Zuschauern in der Wiehltalhalle Hits von Barock bis Rock.
Von Birgit Kowalski  

Bunte Scheinwerfer tauchen die Bühne in gleißendes Licht, schwarz gekleidete Musiker spielen Gitarre, Bass, Schlagzeug und lassen die Rockröhren erklingen: Alles, was zu einem Rockkonzert gehört, hat die „Classic Rock Show“ zu bieten. Rund 500 Zuschauer kamen am vergangenen Samstag in die von der Kölner Agentur Ahrens und den Produzenten ausgewählte Wiehltalhalle, um die Deutschlandpremiere der neuen Produktion „Symphonie in Rock“ zu erleben. Die Show verwebt klassische Musik mit Rockhits. Das opulente Seh- und Hörerlebnis kommt beim Publikum in Wiehl gut an. Die Zuschauer, vor allem mittleren Alters, hören Bekanntes in neuer Form, singen und klatschen.


[Jan Willem Ketelaers führte durchs Programm und überzeugte vor allem als Sänger.]

Das ist Musik in den Ohren von Ralf Rudnik (55), dem musikalischen Leiter der „Classic Rock Show“. In der Musikszene und bei Fans als Gitarrist geschätzt und vielen Oberbergern von seiner Zusammenarbeit mit den Höhnern bekannt, rief „Ralle“ Rudnik 2012 das Projekt in den Niederlanden ins Leben. „Dort ist eine der wichtigsten und beweglichsten Musikszenen Europas. Die Musiker sind nicht auf Stile festgelegt. Sie sind offen und haben richtig Bock auf Neues.“ Anders als in Deutschland, wo der Klassik-Begriff barocke, klassische, romantische und Neue Musik ein- und andere Stile ausschließe, gehörten in den Niederlanden Rock-Classics, die Klassiker der Rockmusik, dazu.

Klassische Musiker lebten nicht in einer anderen Welt, erklärt Rudnik: „Die hören Schlager, Pop und Rock und freuen sich, wenn sie mal richtig abrocken können.“ Andererseits seien Rockmusiker mit der Klassik vertrauter als gemeinhin angenommen: „Irgendwann kommt man an den Punkt, wo man zur Klassik findet. Weil man erkennt, dass es auch vor 200 Jahren schon super Musik gab.“ Rudnik ist ein Fan von Mozart. Dessen komplexe Musik mit den eingängigen Melodien, wagemutigen Harmonien und Rhythmen inspirierte ihn. „Hätte es damals schon Strom gegeben, hätte Mozart Rockshows gemacht“, ist Rudnik überzeugt und arrangierte klassische und Rockmusik für die „Classic Rock Show“.



    
In der Band spielen Musiker und Sänger aus den Niederlanden. Keyboarder Willem Vogels unterstützt Rudnik als Geschäftsführer. Jan Willem Ketelaers moderiert auf Englisch. Er überzeugt vor allem als Sänger mit stimmlicher Vielfalt und Sicherheit in allen Tonlagen. Seine Kollegin Yvette Keijzers ist sängerisch nicht so stark wie er, sorgt aber mit blonder Mähne und Bühnenpräsenz für Stimmung in der Wiehltalhalle. Neben Schlagzeug, Bass und Gitarre sind drei elegante Streicherinnen mit Violine, Viola und Cello dabei, die auf ihren elektronischen Instrumenten ordentlich mitfetzen.



Die klassischen Elemente sind in Rudniks Arrangements derart kunstvoll mit Rockhits verwoben, dass mancher Zuschauer kurze Klassik-Zitate kaum erkennt. Etwa als Manfred Manns „Mighty Quinn“ grandios mit ein paar Takten aus Händels „Halleluja“ ausklingt. Mozarts „Kleine Nachtmusik“ wird zu „You Can Go Your Own Way“ von Fleetwood Mac, und die Königin der Nacht, die in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ mit einer kunstvollen Arie dem Entführer ihrer Tochter Rache schwört, gerät auf den „Highway to Hell“. Dieser ACDC-Hit ist die Hymne der Rockfans. Die Zuschauer in der Wiehltalhalle singen aus voller Kehle mit. Fans genießen Ralle Rudniks Gitarrensoli. Gerlinde und Raynald Hofmann sind dafür sogar aus Heilbronn gekommen: „Die Deutschlandpremiere wollten wir uns nicht entgehen lassen“, erklären sie Rudnik nach dem Konzert. Der ist zufrieden: „Ich kenne das Publikum hier. Ihr Oberberger seid nicht unkritisch. Was hier bei euch funktioniert, kommt überall an."
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