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VfL am Boden: Offenbarungseid gegen Solingen - Happes Stunden gezählt?!

pl; 2. Sep 2002, 23:03 Uhr
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VfL am Boden: Offenbarungseid gegen Solingen - Happes Stunden gezählt?!

pl; 2. Sep 2002, 23:03 Uhr
(pl/16.2.2002-23:30) Von Peter Lenz
Gummersbach – Schlimmer geht nimmer: Mit einer erneut desolaten Vorstellung verabschiedete sich heute Abend der VfL Gummersbach bei der 24:29-Niederlage gegen den direkten Abstiegskonkurenten Solingen von rund 1.200 enttäuschten Fans in der Eugen-Haas-Sporthalle – und vielleicht auch schon von seinem Trainer Thomas Happe.

[Bilder: Adi --- Wohin führt der Weg des VfL?]



VfL Gummersbach - SG Solingen 24:29 (10:15).



Und wieder einmal die Frage: "quo vadis VfL?" Spätestens aber nach der heutigen Vorstellung in diesem wichtigen Abstiegsduell ist diese Frage aktueller denn je. Nicht nur die Tatsache, dass der VfL in seinem 20. Saisonspiel bereits die zwölfte Niederlage einstecken musste und mit nunmehr 12:28 Punkten in akuter Abstiegsgefahr steckt, lässt diese Frage erneut aufkommen.

[Lediglich "Nick" Yoon hielt mit seinen zwölf Treffern die Niederlage einigermaßen in Grenzen.]



Vielmehr war es einmal mehr die Art und Weise, wie sich die Mannschaft von Trainer Thomas Happe heute den immerhin rund 1.200 Fans gegen eine alles andere als überragende Solinger Mannschaft (ohne Alois Mraz) präsentierte. Ideen- und kraftlos ergab man sich seinem Schicksal. Ideenlos vor allem Trainer Thomas Happe, kraftlos die Spieler – von Spielfluss und Verständnis untereinander keine Spur.



Okay, Happe hat nun mal keinerlei personelle Alternativen, um die Mannschaft grundlegend umzustellen, aber einige Entscheidungen des heutigen Abends werden wohl sein Geheimnis bleiben. So musste man sich schon arg wundern, warum der Coach zum Beispiel nach 22 Minuten den Torwart wechselte. War bis dahin Stefan Hecker trotz zehn kassierten Treffern doch noch bester VfL-Akteur auf dem Feld. Immerhin hatte der Routinier bereits neun Bälle entschärft. „Stefan war platt, ich wollte ihm etwas Luft verschaffen“, so der Trainer. Nach 22 Minuten „platt“?

[Totalausfall Tobias Schröder: Wieder einmal ein Pass ins Leere.]



Doch dem Coach die alleinige Schuld an der Niederlage zu geben, wäre keineswegs in Ordnung. So gönnten sich die Spieler gleich reihenweise Auszeiten, und wären da nicht ein Yoon und Hecker gewesen, wäre die absolut verdiente Niederlage auch noch höher ausgefallen.

[Fassungslosigkeit nach der desolate Vorstellung des VfL: die noch treuen Fans.]



Lediglich bis zum 5:5 konnten die Hausherren in den ersten 13 Minuten mithalten. Bis dahin hatte Stefan Hecker bereits sieben Paraden an den Tag gelegt – am Ende sollten es derer 15 (darunter ein Siebenmeter) sein.

[Setzte sich besonders in den ersten 30 Minuten wieder gegen seinen Ex-Club glänzend in Szene: Markus Krauthoff, der bei fünf Versuchen fünf blitzsaubere Treffer erzielte. Hier überwindet er Jan Stankiewicz, Yoon und Plohmann können nur zuschauen.]



Binnen der nächsten sechs Minuten zogen die Gäste dann auf 10:5 davon, und bis zur Pause konnten die Klingenstädter den Fünf-Tore-Vorsprung halten (15:10). Fehlpässe hier, technische Fehler dort und nicht zuletzt eine löchrige 6:0- beziehungsweise 3:2:1-Deckung machten der (Durchschnitts-) Mannschaft von Jens Pfänder das Leben leicht.



Nach dem Seitenwechsel dann wirkte der VfL frischer und zeigte sich zunächst unbeeindruckt vom klaren Rückstand. Je zweimal Kyung-Shin „Nick“ Yoon und Francois-Xavier „Zou Zou“ Houlet ließen Gummersbach auf 14:16 (35.) verkürzen. Eben diese beiden Akteure waren es auch, die in der 43. Minute den VfL-Anhang mit den Treffern zum 18 und 19:19 jubeln ließen. Fortan aber hatte nur noch der Solinger Anhang Grund zur Freude: Binnen vier Minuten zogen die bergischen Nachbarn wieder 23:19 davon.

[Ein letztes Gebet? Erneut fand Thomas Happe wohl nicht die richtigen Worte an seine Truppe.]



Mit dem 24:19 neun Minuten vor Ultimo machte Vygindas Petkevicius eigentlich alles klar – näher als bis auf vier Treffer (23:27) kamen die Blau-Weißen nicht mehr heran.

[Wenig zu sehen war heute auch wieder von den VfL-Kreisläufern - hier Jörn Ilper.]



Lange Gesichter hier, resignierende Worte dort – nach der Schlappe war bei Fans, Spielern und Verantwortlichen Frust und Resignation angesagt. „Unsere heutige Vorstellung sagt schon alles über unsere momentane Verfassung aus. Tiefer kann man fast schon nicht mehr fallen und schlimmer kann es auch nicht mehr werden. Wir alle haben unseren Anteil an der desolaten Verfassung, egal ob wir Spieler oder der Trainer“, so Jörn Ilper nach der Partie.

[Licht und Schatten auch bei Oliver Plohmann.]



Apropos Trainer: Die Zukunft von Thomas Happe beim VfL wird sich wohl morgen entscheiden. VfL-Manager Carsten Sauer: „Die Verantwortlichen werden sich morgen zusammensetzten und über mögliche Konsequenzen beratschlagen.“ Quo vadis VfL – quo vadis Thomas Happe?

[Während Vygindas Petkevicius frei durchmarschiert, kann Maik Handschke nur zusehen.]



Fakt ist, egal ob mit oder ohne Thomas Happe: Angesichts des Gummersbacher Restprogramms mit neun (!) Auswärtsspielen wird es noch ein ganz schwerer Gang, die Klasse zu halten. Und dies alles vor dem eigentlich tollen Hintergrund „Kölnarena“. Ob aber zum Beispiel die Kreissparkasse um den heute anwesenden „Boss“ Hans-Peter Krämer sich auch noch für einen zweitklassigen VfL engagiert, darf mehr als bezweifelt werden.

[Bester VfL-Akteur neben Yoon: Keeper Stefan Hecker.]



Trainerstimmen:



Jens Pfänder (SG Solingen): "Wir haben den positiven Trend vom Spiel gegen Kiel fortsetzten können. In der ersten Halbzeit konnten wir den nötigen Druck entwickeln und unser Spiel machen. Nach der Gummersbacher Umstellung auf 3:2:1-Deckung hatten wir zunächst Probleme, die wir aber dank einer tollen Moral lösen konnten. Entscheidend war sicherlich auch, dass wir in der Schlussphase Yoon durch die Manndeckung von Rune Marki ausschalten konnten."



Thomas Happe (VfL Gummersbach): "Wir haben es nie wirklich geschafft, die Achse Rückraum zum Kreisläufer Markus Krauthoff zu knacken und Vladimir Suma in den Griff zu bekommen. Bezeichnend auch die Tatsache, dass wir keinen einzigen Rückprallen zu fassen bekamen. Für die Totalausfälle bei einigen Spielern (Anm. d. Red.: Tobias Schröder, Hyun Ho Choi, Dirk Hartmann) habe ich keine Erklärung."

[Auch am Boden hatte Hecker meist die Oberhand.]



VfL Gummersbach:



Jan Stankiewicz (23.-30.; 51.-60.)

Stefan Hecker (1.-22.; 30.-50.)



Jörn Ilper (1)

Kyung-Shin Yoon (12/1)

Marco Beers (1)

Francois-Xavier Houlet (5)

Tobias Schröder

Oliver Plohmann (3)

Sead Kurtagic (n.e.)

Hyun-Ho Choi

Maik Handschke (1)

Dirk Hartmann

Alexander Bommes (1)



SG Solingen:



Sindre Walstad (1.-35.)

Torsten Friedrich (36.-60.)



Sven Hertzberg (3)

Tony Pistolesi (3)

Jörg Müller

Robert Nijdam (2)

Sandro Borschka

Vygindas Petkevicius (6)

Frank Schumann (1)

Vladimir Suma (6)

Rune Marki (3)

Markus Krauthoff (5)

[Ohne Worte.]



Zuschauer: 1.200.



Schiedsrichter: Jutta Ehrmann (Riedstadt) und Susanne Künzig (Karlsruhe)



Siebenmeter: 2:4 – 2:3 (Petkevicius scheitert an Hecker).



Zeitstrafen: 8:12 Minuten (Ilper, Houlet, Schröder, Hartmann – zweimal Pistolesi, Borschka, Schumann, Suma, Marki).



Beste Spieler: VfL: Stefan Hecker, Kyung-Shin Yoon – SG: Torsten Friedrich, Vladimir Suma, Vygindas Petkevicius, Rune Marki.



Spielfilm: 3:3 (6.), 5:5 (13.), 5:10 (19.), 7:13 (25.) 10:15 (Halbzeit) – 14:16 (35.), 15:19 (38.), 19:19 (43.), 19:24 (51.), 20:26 (54.), 23:27 (58.), 24:29 (Endstand).

[Resignation, Frust und viele offene Fragen nicht nur bei Stefan Hecker, auch die Zuschauer blicken ins Ungewisse.]



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