Engelskirchen - Zwei Wochen nach seinem schweren Rennunfall startete Jörg Viebahn bereits wieder in Spa-Franchorchamps - Mit Ersatzfahrzeug war kein Anschluss an die Spitzengruppe möglich.

Von Michael Gauger

Nach seinem schweren Unfall bei der letzten Veranstaltung der GT4-Europameisterschaft in Österreich (OA berichtete) hatten die Ärzte dem Engelskirchener grünes Licht für einen Einsatz auf der belgischen Ardennen-Rennstrecke gegeben. Da aber mit dem Aston Martin Vantage V8 GT4 sein persönliches Arbeitsgerät noch nicht zur Verfügung stand, musste Viebahn auf den BMW M3 GT4 von Las Moras Racing ausweichen. Diesen Wagen fuhr bisher Liesette Braams, die aber aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten konnte.


[Pokal mit Verspätung für den zweiten Platz in Österreich.]

Die freien Trainings nutzte er intensiv, um sich an das Fahrzeug zu gewöhnen. Obwohl er den BMW schon gefahren war, sei die Umstellung doch recht groß gewesen, berichtete er hinterher. In den beiden Zeittrainings schaffte es Viebahn dann nicht, eine optimale Runde hinzulegen. „Ich bin einfach viel zu vorsichtig gefahren. Mir hat etwas die Aggressivität gefehlt, vielleicht noch eine Folge des Unfalls“, so sein späteres Fazit. Die Startplätze zwölf und sechs für die beiden Rennen waren auf jeden Fall enttäuschend für ihn. Durch ständig einsetzenden Regen wurde der erste Lauf auf Regenreifen absolviert. Nach einem schlechten Start musste Viebahn wenig später auch noch hinter einem, sich drehenden, Porsche fast bis zum Stillstand abbremsen. Danach war er Letzter und konnte sich, nachdem er seinen Rhythmus gefunden hatte, nur langsam wieder nach vorn arbeiten.


Der Pflichtboxenstopp zur Rennmitte verdarb ihm jedoch endgültig das Rennen. Viebahn war bei der Einfahrt in die Boxengasse durch eine Unachtsamkeit zu schnell und kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe. Ein Podiumsplatz war somit in weite Ferne gerückt. Er beendete den Lauf mit dem achten Platz.


[Check der Rundenzeiten im Qualifying.]

Das zweite Rennen wurde hinter dem Safety-Car gestartet, da die gesamte Strecke nach einem Platzregen unter Wasser stand. Viebahn hielt zu Rennbeginn seine Position, konnte sich aber durch die starke Gischt der vorausfahrenden Fahrzeuge auch nicht weiter nach vorne bringen. Als dies zu späterem Zeitpunkt doch gelang, war die Spitze längst enteilt und uneinholbar. Nachdem die Regenreifen durch die Beanspruchung stark abgebaut hatten und die abtrocknende Strecke diesen Prozess noch beschleunigte, war der Engelskirchener bei der nun anrückenden Konkurrenz chancenlos. Am Ende blieb auch hier erneut nur Rang fünf für die EM-Wertung.

„Das waren nicht die Ergebnisse, die ich einfahren wollte. Einerseits musste ich mich zunächst auf den BMW einschießen und andererseits war ich wohl aufgrund des Unfalls nicht von Beginn an topfit. Das war nicht mein Wochenende“, zog er sein Resümee nach dem verkorksten Wochenende.  Hinzu kam noch die sehr deutliche Überlegenheit der Camaros, die in der aktuellen Rennsaison konstant schnell und zuverlässig sind. 


Durch die beiden Renn-Resultate in Spa fiel Viebahn im EM-Klassement auf Rang drei zurück und die Hoffnung auf den EM-Titel ist mittlerweile längst verschwunden. Ein enttäuschter Jörg Viebahn äußerte sich wie folgt: „Bei den letzten zwei Veranstaltungen gibt es nur noch das Ziel, vielleicht ein Rennen zu gewinnen und im Endklassement unter die besten Drei zu kommen. Ich bin schließlich Realist.“

GT4-Europameisterschaft (nach 8 Rennen)
1. Marcel Nooren/Jelle Beelen (NL/NL)  Chevrolet Camaro GT4    162 Punkte
2. Duncan Huisman (NL)                        Chevrolet Camaro GT4       130 Punkte
3. Jörg Viebahn (D)                                   Aston Martin Vantage          111 Punkte