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Wenn der Dienst in der Heiligen Nacht ruft

bv; 24. Dec 2014, 17:30 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer (2), privat --- In der Leitstelle der Polizei koordinieren in der Heiligen Nacht die Hauptkommissare Klaus Grunwald (vorne) und Andreas Groß (re.) die Arbeit.
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Wenn der Dienst in der Heiligen Nacht ruft

bv; 24. Dec 2014, 17:30 Uhr
Oberberg - Landrat Hagen Jobi, Kreisdirektor Jochen Hagt und Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein besuchten am Heiligen Abend Polizei- und Feuerwache sowie die Telefonseelsorge.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Gemeinschaft, des gemeinsamen Mahls, des Schenkens und Beschenkt-Werdens. Das gilt eigentlich für alle Menschen - für fast alle. Das Leben geht auch in der Heiligen Nacht weiter. Patienten in Krankenhäusern wollen umsorgt sein, Traurige getröstet werden, medizinische Hilfe ist ebenso rund um die Uhr zu organisieren wie die öffentliche Ordnung sicherzustellen und die Hilfe in allen Lebenslagen zu garantieren. Deshalb ist es nicht nur guter Brauch, sondern Landrat Hagen Jobi, Kreisdirektor Jochen Hagt und dem Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein ein Bedürfnis, am 24. Dezember stellvertretend für alle, die an diesem Tag ihren Dienst ausüben, einige Institutionen zu besuchen und Geschenke zu verteilen. Am heutigen Nachmittag ging es für Jobi, Hagt und Helmenstein zunächst in die Gummersbacher Polizeiwache, anschließend in die Feuerwache.

Die Polizistinnen Saskia Abel und Carolin Muß sind erstmals mit einem Dienst in der Heiligen Nacht konfrontiert. "Weihnachten holen wir nach, dann ist es umso schöner", nimmt es Saskia Abel leicht. Beide Kolleginnen hätten sich freiwillig gemeldet, so der Leiter der Polizeiwache, Norbert Grüterich. Ihm graut ein wenig vor den Weihnachtsfeiertagen, denn dann nimmt leider auch die häusliche Gewalt zu, und die Polizei wird zur Schlichtung von Familienstreitigkeiten gerufen. Wer in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus "ausrastet", bekommt heute sehr schnell zu spüren, dass dies mit erheblichen Konsequenzen verbunden ist. "Wir fertigen dann in jedem Fall eine Strafanzeige und sprechen ein zehntägiges Rückkehrverbot aus, das auch kontrolliert wird", sagt Grüterich.


[Auch in der Feuerwache Gummersbach freute man sich über die weihnachtlichen Geschenke, die Landrat, Kreisdirektor und Bürgermeister mitgebracht hatten.]

Helmenstein, Hagt und Jobi dankten den Polizeibeamten ebenso wie den Wehrleuten in der Feuerwache Gummersbach für ihren Dienst in der Heiligen Nacht. Frank Feldmann und Sascha Prislau hoffen darauf, dass es für sie bis zum ersten Weihnachtsfeiertag ruhig bleibt und sie zu keinem Schadensereignis mit den Kollegen der freiwilligen Feuerwehren ausrücken müssen. Detlef Hayer, Leiter der Gummersbacher Feuerwehr, freute sich über den Erfolg des Fördervereins, der im ersten Jahr seines Bestehens bereits 100 Mitglieder verbuchen kann. Letztere unterstützen - neben den Spenden aus der örtlichen Wirtschaft - mit einem Jahresbeitrag von zwölf Euro sinnvolle Maßnahmen, die den Wehrleuten zugute kommen. Im kommenden Jahr will man die Nachwuchsgewinnung intensivieren. "Wir werden verstärkt in die Schulen gehen", kündigte Hayer an.


Bereits am Morgen hatte Helmenstein gemeinsam mit dem Superintendenten des Kirchenkreises An der Agger, Jürgen Knabe, und Diakoniepfarrer Thomas Ruffler die ehrenamtliche Arbeit der Evangelischen TelefonSeelsorge Oberberg gewürdigt. Knabe betonte gegenüber Helmenstein: „Ihr Besuch ist eine Wertschätzung dessen, was Kirche und Diakonie in unserer Gesellschaft leisten.“ Knabe und Ruffler bedankten sich bei Christa Dresbach-Schnieder für die stille Arbeit, die tausenden von Menschen im Jahr Hilfe bringe. Auch der Rathauschef dankte für die Arbeit der Evangelischen TelefonSeelsorge, die er eine „einzigartige Anlaufstelle“ nannte. „Die Telefonseelsorge erreicht Menschen, die wir mit Gottesdiensten, Bürgersprechstunden oder Bürgerforen nicht ansprechen. Als evangelischer Christ bin ich sehr dankbar für dieses Angebot“. Die größte Wertschätzung, die man einem Menschen geben könne, sei, ihm Zeit zu schenken, ihm zuzuhören. Deshalb sei die Arbeit der TelefonSeelsorge unverzichtbar.


[Christa Dresbach-Schnieder nahm einen Scheck über 1.000 € von der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt entgegen, der hilft, Fortbildungen und Supervision zu finanzieren. Darüber freuten sich auch Thomas Ruffler (li.), Frank Helmenstein und Superintendent Jürgen Knabe.] 

Bei einem Gespräch mit Pastorin Christa Dresbach-Schnieder, Ingrid Meißner, die für die Büroorganisation zuständig ist und zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen informierte sich Helmenstein über die Arbeit in der Einrichtung mit ihren rund 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Jüngste ist Mitte 30, die Älteste über 70. Sie stammen aus unterschiedlichsten Berufen, Lebensbezügen und gesellschaftlichen Schichten. Jeder Mitarbeitende sitzt über den Monat verteilt etwa 15 Stunden am Telefon.

Zwölf neue Mitarbeiter des Seelsorgetelefons sind Ende November in einem feierlichen Gottesdienst in der evangelischen Kirche Wiehl von Thomas Ruffler als stellvertretendem Superintendenten und Diakoniepfarrer eingeführt worden. Zwei dieser neuen Mitarbeiterinnen berichteten von ihren ersten Erfahrungen in dem anspruchsvollen Dienst. Zentrales Thema sei Einsamkeit, niemanden zu haben, dem man sich offen mit seinen Ängsten und Schmerzen anvertrauen könne. Eine Mitarbeiterin berichtete von „ungetrösteten Seelen“, die oft schon seit der Kindheit Verletzungen mit sich herumtrügen.

Die Arbeit der TelefonSeelsorge erfolgt anonym, Anrufer müssen ihren Namen nicht nennen und auch die Mitarbeitenden bleiben in der Anonymität. Zu erreichen ist die Evangelische TelefonSeelsorge Oberberg im Kirchenkreis An der Agger unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 0800-1110111. Die TelefonSeelsorge bietet hilfesuchenden Menschen qualifizierte und vertrauliche Seelsorge und Beratung an. Mehr über die Evangelische TelefonSeelsorge Oberberg finden Interessierte unter www.telefonseelsorge-Oberberg.de. Spendenkonto beim evangelischen Kirchenkreis An der Agger: TelefonSeelsorge Oberberg, Konto 100 22 29, BLZ 384 524 90, Sparkasse Wiehl.
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