Archiv

Handballfest in der Kölnarena, aber Alleinunterhalter Yoon reichte dem VfL nicht

pl/bl; 26. Jan 2002, 04:52 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Handballfest in der Kölnarena, aber Alleinunterhalter Yoon reichte dem VfL nicht

pl/bl; 26. Jan 2002, 04:52 Uhr
(pl/bl/30.11.2001-23:55) Von Peter Lenz und Björn Lange
Gummersbach/Köln – Unter dem frenetischen Jubel von 18.576 Fans in der Kölnarena machten der VfL Gummersbach und der THW Kiel beste Werbung für den Handball.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Für eine beeindruckende Stimmung sorgten die mehr als 18.500 Zuschauer in der restlos ausverkauften Kölnarena - ein wahres Handball-Fest.]



VfL Gummersbach – THW Kiel 25:29 (11:14).



Die wichtigste Nachricht zuerst: Dem verletzten Schweden Johann Pettersson geht es nach dem unglücklichen Zusammenprall mit VfL-Keeper Jan Stankiewicz in der siebten Minute den Umständen entsprechend gut. Er wird im Krankenhaus behandelt und ist nach seiner Bewusstlosigkeit wieder ansprechbar.



Klar, dass dieser tragische Zwischenfall das Handball-Fest etwas getrübt hat, aber dennoch brachten die Zuschauer die Halle zum Kochen. Europa-Rekord, sogar Weltrekord auf Vereinsebene – die Fans trugen dazu bei, dass dieser Abend zu einem echten sportlichen "Highlight" avancierte.

[Alleinunterhalter "Nick" Yoon war auch von THW-Kapitän Stefan Lövgren kaum in den Griff zu bekommen. Aber auch seine elf Treffer reichten nicht zum Erfolg gegen den Tabellenführer.]



Natürlich hatten aber vor allem die Spieler beider Mannschaften maßgeblichen Anteil am gelungenen Abend. Der VfL begann stark, und nach zwei Toren von Kyung-Shin Yoon sowie einem Brajkovic-Treffer legten die „Hausherren“ mit 3:1 vor (4.). Nach dem Anschlusstreffer durch Kiels Linksaußen Nikolaj Jacobsen zum 2:3 musste dann die Partie wegen der schweren Verletzung des Schweden Johann Pettersson für rund 20 Minuten unterbrochen werden (siehe Extra-Bericht).



Unbeirrt setzten die Blau-Weißen nach der Zwangspause ihren Weg fort, und beim 7:4 durch Hyun-Ho Choi Mitte der ersten Halbzeit sahen die Kieler etwas blass aus. Erneut „Nick“ Yoon legte sogar auf 8:4 vor, aber dann war vorerst Schluss mit der Blau-Weißen Herrlichkeit, auch wenn beim 10:10 (24.) durch ein sehenswertes Kempa-Tor von Yoon auf Vorlage von Choi die Mannschaft von Trainer Thomas Happe noch absolut im Rennen war. Allerdings zeichnete sich bereits in dieser Phase des Spiels eins ganz deutlich ab: Das Kieler Star-Ensemble hatte einfach mehr Alternativen, sei es im Spiel oder aber auch auf der Bank, sprich bei den Wechselmöglichkeiten.

[THW-Torwart Henning Fritz (r.) kam im zweiten Durchgang für Matthias Andersson (li.) und avancierte zum Matchwinner.]



Gummersbach dagegen musste ab der 20. Minute ohne seinen Rechtsaußen Umberto Brajkovic auskommen, der sich eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte – keine gute Ausgangsposition also, den „Zebras“ aus dem Norden Paroli zu bieten. Und so kam, was kommen musste: Nach dem Seitenwechsel setzte Kiel seine ganze Routine ein, um über 14:11, 18:12 und 22:13 (42.) vorzeitig die Entscheidung herbeizuführen.



Besonders zwei „Quergestreifte“ hatten maßgeblichen Anteil an der klaren Sache für den THW: Schlussmann Henning Fritz, der nach dem Seitenwechsel für den keineswegs schlechten Matthias Andersson (6 gehaltene Bälle) zwischen die Pfosten kam und am Ende neun Paraden verbuchen konnte, sowie Nikolaj Jacobsen. Der Linksaußen kam auf sieben Tore und war vor allem in den ersten Minuten von der 3:2:1-Deckung des VfL kaum in den Griff zu bekommen.



Angefeuert von den Fans auf den Rängen und bedingt durch den Kieler „Schongang“ in der Schlussphase hielt Gummersbach am Ende die Niederlage zwar in einem noch erträglichen Rahmen, aber über eine alt bekannte Schwäche des VfL kann man einfach nicht hinweg sehen: Gummersbach steht und fällt mit Yoon. Zwar war er mit elf Treffern einmal mehr der Torgarant Nummer Eins, aber seine Nebenleute übertrafen sich wieder mal im Auslassen bester Chancen.

[Tragisch: Umberto Brajkovic musste nach 20 Minuten das Feld verletzungsbedingt räumen. Hier erzielte er seinen einzigen Treffer.]



Sei es bei Tempogegenstößen oder aber, was den Spielaufbau anging, Gummersbach wirkte ideen- und konzeptlos. Kreisläufer Jörn Ilper lag mit seinen fünf Treffern zwar im Soll, aber ein Blick auf die Torschützenliste verheißt nichts Gutes: Houlet 3, Beers, Brajkovic, Schröder, Choi, Hartmann und Bommes je ein Treffer.



Unter dem Strich bleibt eins festzuhalten: Auch wenn der VfL gegen Lemgo vergangenen Samstag eine tolle Leistung geboten hatte, heute war davon recht wenig zu sehen, und der Rekordmeister alter Tage ist noch meilenweit davon entfernt, sein Saisonziel, sprich Platz 6 bis 8, am Ende zu erreichen.



Dennoch, der Abend war wirklich Werbung für den Sport, und vielleicht kann die Happe-Truppe die Euphorie des heutigen Abends ja mit nach Großwallstadt tragen, denn da beginnt am Sonntag (18 Uhr) für den VfL wieder der Alltag nach diesem tollen Ausflug ins Reich der Träume.

[Kiels Kreisläufer Magnus Wislander überwandt insgesamt drei Mal VfL-Schlussmann Jan Stankiewicz.]



Aber gerade die VfL-Spieler werden diesen Tag trotz der Niederlage nicht so schnell vergessen. „Es war einfach unglaublich, vor einer solchen Kulisse zu spielen“, erklärte VfL-Spieler Jörn Ilper stellvertretend für seine Mannschaftskollegen. Und so konnte Ilper dann auch mit der Niederlage durchaus leben: „Kiel ist eine Weltklassemannschaft, da kann man schon gegen verlieren. Gerade in der zweiten Hälfte waren wir gegen den schnellen und technisch guten Handball der Kieler überfordert.“



Stimmen nach dem Spiel:



Zvonimir Serdarusic (Trainer THW Kiel) eilte nach dem Spiel verständlicherweise direkt zu seinem verletzten Spieler Johann Pettersson in die Klinik und war dann auch zu keiner Stellungnahme mehr erreichbar. Dafür übernahm Manager Wolfgang Schwenker seinen Part bei der Pressekonferenz. Aber auch bei ihm saß der Schock noch sehr tief.

[THW-Trainer "Noka" Serdarusic hatte sein Starensemble gut auf das Highlight eingestellt.]



Wolfgang Schwenker (Manager THW Kiel): „Ebenso wie für unseren Trainer ist es auch für mich sehr schwer, zu diesem Spiel etwas zu sagen. Ich stehe nach der Verletzung von Johann Pettersson auch noch unter Schock. Das hat man der Mannschaft auch angemerkt.



Erst als die ersten Meldungen kamen, dass er auf dem Weg der Besserung ist, haben sich die Jungs wieder aufgerafft und das Spiel dann auch verdient gewonnen. Alles in allem wurde dieses Handballfest für mich etwas in den Schatten gestellt. Viel wichtiger als die Punkte ist die Genesung von Johann.“



Thomas Happe (VfL Gummersbach): "In der ersten Hälfte haben sehr gut begonnen und bis zum 8:4 auch sehr stark gespielt. Dann ist bei uns aber völlig der Faden gerissen. Scheinbar hatte meine Mannschaft noch mehr als die Kieler unter den Ereignissen zu leiden. Hinzu kam, dass sich dann auch noch Umberto Brajkovic eine schwere Knieverletzung zuzog.



In der Folgezeit haben wir dann keine Möglichkeit mehr gefunden, den Kielern spielerisch etwas entgegenzusetzen. Gerade in der zweiten Hälfte haben uns die Kielern unsere Grenzen aufgezeigt. Vom Engagement und Kampf her können wir uns keinen Vorwurf machen. Gegen eine solche Mannschaft kann man halt verlieren. Auch von mir und meiner Mannschaft noch einmal die besten Genesungswünsche an Johann Pettersson. Und auch noch einmal ein Riesendank an die tolle Unterstützung der Zuschauer.“

[THW-Star Jacobsen war mit sieben Treffern bester Werfer der Gäste (linkes Bild); VfL-Neuzugang Hyun-Ho Choi machte zumindest in der Deckung ein gutes Spiel, Kiels Kapitän Stefan Lövgren aber bekam er kaum in den Griff.]



VfL Gummersbach:



Jan Stankiewicz (1.-45./55.-60. --- 7 Paraden)

Egon Graf (46.-54.)

Jörn Ilper (5)

Kyung-Shin Yoon (11/1)

Marco Beers (1)

Francois-Xavier Houlet (3)

Umberto Brajkovic (1)

Tobias Schröder (1)

Oliver Plohmann

Sead Kurtagic (n.e.)

Hyun-Ho Choi (1)

Dirk Hartmann (1)

Alexander Bommes (1)





THW Kiel:



Henning Fritz (31.-60.)

Mattias Andersson (1.-30.)

Stefan Lövgren (4)

Demetrio Lozano (5)

Magnus Wislander (3)

Morten Bjerre (3)

Staffan Olsson (2)

Christian Scheffler (1)

Nikolaj Jacobsen (7/4)

Johann Pettersson

Klaus-Dieter Petersen

Julio Fis (4)

[Kreisläufer Jörn "Kuno" Ilper zählte noch zu den besten Gummersbacher: Am Ende standen fünf Treffer auf seinem Konto.]



Schiedrichter:Frank Lemme (Bingen) und Bernd Ullrich (Mainz).



Zuschauer: 18.576 (ausverkauft – Europarekord und Weltrekord auf Vereinsebene).



Siebenmeter: 1:4 – 1:4



Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Yoon, Plohmann, Choi – zweimal Lozano).



Beste Spieler: VfL: Kyung-Shin Yoon - Kiel: Henning Fritz, Nikolaj Jacobsen..



Spielfilm: 3:1 (4.), 3:3 (7.), 8:4 (15.), 8:8 (19.), 10:10 (24.), 10:14 (30.), 11:14 (Halbzeit) – 11:17 (36.), 12:20 (40.), 15:23 (46.), 19:24 (52.), 22:27 (56.), 25:29 (Endstand).



Ergebnisse und Tabelle

[Blieb diesmal etwas blass: Kiels Halbrechts Staffan Olsson, der hier allerdings Sieger gegen "Jasch" Stankiewicz war.]

WERBUNG
OBERBERG-AKTUELL
INTERNETZEITUNG FÜR DIE REGION
SOCIAL MEDIA

© 2024 Oberberg-Aktuell

ZUM SEITENANFANG