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Musikalische Flussreise

vma; 10. May 2014, 11:41 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Ein außergewöhnliches zweiteiliges Konzert verfolgten die rund 80 Gäste im Krawinkelsaal am Freitagabend im Rahmen der Bergneustädter-Woche 'Die Feste feiert Geburtstag'.
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Musikalische Flussreise

vma; 10. May 2014, 11:41 Uhr
Bergneustadt – Das „Dirk Raulf Orchestra“ und Meret Becker nahmen das Publikum im Krawinkelsaal mit auf eine Reise, bei der Wasser als verbindendes Element Text und Musik verband.
Von Vera Marzinski

Wie ein Schrittmacher fungierte der ständig wechselnde Takt der 60minütigen Reise. „Wasser“ als verbindendes Element der Songs, von Franz Schubert, Tom Waits, Björk, Brian Eno, Randy Newman oder Nick Cave. In jeder Minute eine Veränderung, vorgegeben vom Computer – dabei entfalten die vier Saxophone von „Deep Schrott“ ihre Klangpracht, die Gitarre steuert ihren Teil dabei, Rhythmus kommt zudem zusätzlich vom Schlagzeug. Dazu die außergewöhnliche Stimme von Meret Becker, die zwischendurch auch zu diversen Instrumenten greift. Besonders eindrucksvoll ihr Einsatz der singenden Säge.



Uraufgeführt wurde die Komposition „60 Minuten. Flussabwärts“ im August 2013 als Auftragswerk der Marienthaler Festspiele. Thematisch ist das Werk den Flüssen gewidmet: Wasser als verbindendes Element der Songs, die wie Treibgut in dem 60minütigen Fluss auftauchen. Die gesprochenen Texte stammen von Dirk Raulf. Meret Becker trägt sie ebenso vor, wie die Gesangsstücke. Die Schauspielerin hat neben ihrer Arbeit für Kino, Fernsehen und Hörspiel immer auch ihre musikalischen Visionen verfolgt, ob als Solo-Künstlerin oder bei verschiedenen Projekten. Und zurzeit ist sie als neue Berliner Tatort-Kommissarin in aller Munde. In Bergneustadt überzeugte sie auf brillante Weise. Sie haucht mit feiner und doch durchdringender Stimme die Stücke oder wispert leise, aber doch verständlich die Texte. Dazu die Saxophone mal melodiös-melancholisch, mal quietschend-wild.

[Meret Becker beim Spiel auf der singenden Säge .]

Ob „All the world is green“ von Tom Waits oder auch Schuberts „Meeresstille“ – es fließt alles ineinander. Auch das visuelle Triptychon im Hintergrund fließt hinein. So beispielsweise wenn Meret Becker in dem Stück „In Germany bevor the war“ singt: „I look upon the heaven, thinking about the sea!“ und sich der Himmel im Wasser beim mittleren Teil des Filmes auf der Leinwand über der Bühne spiegelt. Daneben muntere Fische im klaren Wasser und auf der anderen Seite eine dreckige, fließende Brühe. Frank Schulte, der bei diesem Projekt und an diesem Abend für Elektronik und Sounddesign zuständig war,hat das Video erstellt. Thorsten Drücker an der Gitarre und Dirk-Peter Kölsch, für Schlagwerk und die korrekten Einsätze zuständig, waren ebenso Protagonisten des Abends wie Sängerin Meret Becker und das Quartett „Deep Schrott“. Die vier Herren stellten im den ersten Teil des Abends ihr drittes Album „The Dark Side of Deep Schrott Vol.1“ vor.

Mit ihren riesigen Basssaxophonen auf  extra angefertigten Ständern spielten sie in den tiefsten Tontiefen. Um den sehr großen Tonumfang Ihrer Instrumente nutzen zu können, verteilen die Musiker die Stimmen auf die einzelnen Instrumente, wodurch die Titel eine sehr interessante Dynamik erhalten. Sie sind das erste und einzige Bass-Saxophon-Quartett der Welt mit Andreas Kaling, Wollie Kaiser, Jan Klare sowie Gründer und Moderator Dirk Raulf. Aus dem Reich der ganz tiefen Töne kamen die Kompositionen die Vorzugsweise aus der Schwermetall-Werkstatt des Rock stammten. Musik von Black Sabbath, Nirvana oder The Doors in “Deep Schrott”-Arrangements. Bei “60 Minuten. Flussabwärts” übernahmen die vier dann den Part der Bläsersection und spielten neben den Bass-Saxophonen auch sämtliche anderen Saxophone sowie Flöten bis hinauf zur Piccoloflöte und Klarinetten bis hinunter zur Kontrabassklarinette sowie Raul den Klavierpart. Die etwa 80 Gäste waren begeistert und konstatierten den Abend mit „das habe ich in der Form so noch nicht erlebt“ und „Großartig!“.


  
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