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Engelskirchen: „Fair Trade Town“ im zweiten Anlauf

fj; 21. Feb 2014, 10:02 Uhr
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Engelskirchen: „Fair Trade Town“ im zweiten Anlauf

fj; 21. Feb 2014, 10:02 Uhr
Engelskirchen – Trotz einiger Bedenken bei CDU und FDP, stimmte der Gemeinderat gestern mehrheitlich für einen Antrag der evangelischen Kirchengemeinde Ründeroth, nach dem Engelskirchen eine faire Gemeinde werden soll.
Mit einer kleinen Tafel Schokolade für Ratsmitglieder, Bürgermeister und Besucher machten Mathilde von Lüninck Knipp und Friedel Knipp von der Lichtbrücke auf ihr Anliegen aufmerksam. Fair Trade steht auf der Schokoladenverpackung und eine „Faire Gemeinde“ soll nach einem Antrag, den die evangelische Kirchengemeinde Ründeroth gemeinsam mit mehreren Unterzeichnern an den Rat gestellt hat, auch Engelskirchen werden. Im September 2012 wurde ein solcher Antrag von den Ratsmitgliedern mehrheitlich abgelehnt.

Was Fair Trade bewirkt, konnte Friedel Knipp dem Rat durch seine regelmäßigen Besuche in Bangladesch berichten: „Wenn die Menschen dort durch fairen Handel von ihrer Hände Arbeit leben können, bedeutet dies, dass sie ihre Kinder in die Schule schicken und nicht zur Feldarbeit.“ Während Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, die Grünen und die SPD den Antrag unterstützten, blieben CDU und FDP skeptisch. „Im Fair Trade-Konzept sehe ich keine Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Markus Dräger, Fraktionsvorsitzender der CDU.

„Ich finde solche Etiketten, die den Bürgern vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, problematisch“, tat sich auch Christopher Skerka, Vorsitzender der Engelskirchener Liberalen, schwer mit dem Antrag. Beide würdigten jedoch das bürgerschaftliche Engagement. Hatten ihre Parteien in der letzten Abstimmung noch geschlossen gegen den Antrag gestimmt, kündigten Skerka und Dräger nun eine uneinheitliche Abstimmung an. Skepsis davor, dem Bürger ein bestimmtes Markenprodukt zu empfehlen, wurde auch von Seiten der UWG laut. Gelobt wurde aber auch hier das bürgerschaftliche Engagement.



Die Sorge, dass mit dem Titel „Faire Gemeinde“ ein Mehr an Arbeit auf die Verwaltung zukäme, konnte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus zerstreuen: Nach Auskunft der Antragsteller erfüllt die Kommune schon jetzt fast alle Kriterien, um die Auszeichnung „Faire Gemeinde“ zu erhalten: An vielen Stellen würden regelmäßig faire Produkte verkauft, außerdem gäbe es Fortbildungsveranstaltungen in der evangelischen Kirchengemeinde Ründeroth sowie bei der Lichtbrücke und auch in Gastronomie, Kirche und Schulen würden faire Produkte zum Verzehr angeboten. Jüngst wurde auch das Aggertal-Gymnasium mit dem Titel „Fair Trade School“ ausgezeichnet.

Bei drei Enthaltungen und vier Gegenstimmen wurde der Antrag der evangelischen Kirchengemeinde, dem sich die Lichtbrücke, das Aggertal-Gyamnasium, Blumen Dräger und mehrere örtliche Lebensmittel-Märkte angeschlossen hatten, mehrheitlich angenommen, was den Ratsmitgliedern den Applaus der Zuschauer bescherte.

Rat kurz und kompakt

- Der Rat erteilte dem Bürgermeister einstimmig die Entlastung für den Jahresabschluss 2012.

- Die SPD – Fraktion machte den Rat darauf aufmerksam, dass es durch den neuen Fahrplan der Deutschen Bahn eine deutlich schlechtere Anbindung des Bahnhofes Ründeroth als bisher gibt. Die Sozialdemokraten baten den Bürgermeister in einem Antrag, sich bei den zuständigen Stellen für eine stärkere Teilhabe am Halbstundentakt für den Bahnhof Ründeroth einzusetzen, insbesondere zu den Stoßzeiten im Pendlerverkehr. Der Rat folgte einstimmig dem Vorschlag des Bürgermeisters: In einer Resolution wird die Deutsche Bahn und der Nahverkehr Rheinland dazu aufgefordert, für eine kurzfristige Verbesserung zu sorgen.

- Die Verwaltung informierte die Ratsmiglieder, dass die Brücke zwischen LVR-Industriemuseum und Rathaus derzeit gesperrt ist, weil ein Lastwagen gegen sie gefahren ist und sie dabei um mehrere Zentimeter verschoben. Der Fahrer beging Unfallflucht, konnte durch Zeugenaussagen jedoch ermittelt werden. Bis Weiberfastnacht soll die Brücke durch Stützen stabilisiert werden, sodass sie von Personen durch- und überquert werden kann.
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