Bergneustadt – Seit 20 Jahren existiert das Schauspielhaus und feiert im Jubiläumsjahr mit einem fünftägigen Festival - Zum Auftakt spielte das Bass-Saxophon-Quartett „Deep Schrott“.

Von Vera Marzinski

Im Sommer 1994 öffnete das Schauspielhaus in Bergneustadt seine Pforten in einem kleinen Bistro an der Kölner Straße. Heute kann Theaterleiter Axel Krieger auf 20 Jahre Schauspielhaus zurückblicken, in denen viele namhafte Künstler – wie beispielsweise Dieter Hildebrandt - mit Kabarett, Comedy, Schauspiel, Musik und Tanz professionell auf der kleinen Bühne standen. Im alten Bergneustädter Traditionshaus finden zwar nur 45 Gäste Platz, aber gerade in dieser familiären Atmosphäre treten die Künstler gerne auf. So auch „Deep Schrott“, die nicht erst zum aktuellen Festival in Bergneustadt in den Krawinkelsaal kamen, sondern schon mehrfach zu Auftritten ins Schauspielhaus. So widmeten sie auch ein Stück in ihrem Programm – „Das Wirtshaus“ aus der Winterreise von Schubert - Axel Krieger und seinem Haus, in Erinnerung an die schönen Abende dort, wie Frontmann Dirk Raulf sagte.



„Deep Schrott“ zelebrierte einen besonderen Auftakt zum „Jazz & Musik Festival Bergneustadt" im Krawinkelsaal. Die vier Bass-Saxophonisten stellten unter anderem Stücke aus ihrer gerade herausgebrachten CD „The Dark Side Of Deep Schrott“ vor und zeigten, dass „dicke Backen Musik“ auch mal ganz, ganz anders klingen kann. Die „dicke Backen Musik“ hatte zuvor Bürgermeister Gerhard Halbe in seiner Begrüßung angesprochen. Die gab es oft in der alten Zeit im Regina Palast, in dem heute ein Getränkemarkt ist. Und als Axel Krieger damals mit seiner Idee für das Schauspielhaus ankam, sagte Mancher: „das ist uns zu hochkarätig für Bergneustadt“. Es wurden gar Wetten abgeschlossen über den Überlebenszeitraum des kleinen Theaters. Maximal zwölf Monate gab man Axel Krieger mit seinem Projekt.

[Aus dem Reich der ganz tiefen Töne zauberten die vier Bass-Saxophnisten ein grandioses Konzert.]

Und nun? Jetzt sind die Bergneustädter stolz, so hochkarätige Künstler in ihrem Schauspielhaus empfangen und sehen zu können. Im Jubiläumsjahr gleich das Highlight mit der Festival-Woche, bei der man am ersten Abend vergessen musste, was man bisher über Blasmusik gehört hat. Keine Klassik – bis auf das Schubert-Stück, das aber gar nicht kammermusikalisch daher kam – sondern hauptsächlich Heavy Metall. Und das mit dem ersten und einzigen Bass-Saxophon-Quartett der Welt. Andreas Kaling, Wollie Kaiser, Jan Klare sowie Gründer und Moderator Dirk Raulf. Musik von Black Sabbath, Nirvana oder The Doors in “Deep Schrott”-Arrangements. Aus dem Reich der ganz tiefen Töne kamen die Kompositionen die Vorzugsweise aus der Schwermetall-Werkstatt des Rock stammten.


[Axel Krieger wird auch nach 20 Jahren nicht müde, ein hochkarätiges Programm für das Schauspielhaus - und auch für das "Jazz & Musik Festival" auf die Beine zu stellen.]

Das Markenzeichen von Deep Schrott: vier riesige Saxophone. Unübersehbar, aufgestellt in stabilen Ständern. Um den sehr großen Tonumfang der Instrumente nutzen zu können, verteilen die Musiker die Stimmen auf die einzelnen Instrumente, wodurch die Titel eine sehr interessante Dynamik erhalten. So wie bei „Black Sabbath“, das sehr spährisch beginnt. Mit Meeresrauschen, Windböen, Quietschen, Pfeifen und sehr dunkel anmutenden Melodien. Sehr interessant auch die Suite „Lynch“, die aus mehreren Stücken besteht, zu denen „Personal Jesus“ von Depeche Mode zählt. Auch Neubearbeitungen von Hanns Eislers  „Einheitsfrontlied“ oder „Und endlich stirbt die Sehnsucht doch“ sind dabei. Wer den grandiosen Abend mit den vier Musikern verpasst hat:  Am Freitag, 9. Mai, sind sie mit drei weiteren Musikern und Meret Becker im Bergneustädter Krawinkelsaal als „Dirk Raulf Orch. feat. Meret Becker“ zu sehen und zu hören. Der Kölner Musiker Dirk Raulf kommt zudem am Donnerstag, 20. Februar, mit dem Trio "Krank" ins Schauspielhaus Bergneustadt.