Wiehl - Im Rahmen ihrer Reihe 'Galerie - Kunst in der Bank' zeigt die Volksbank Oberberg anlässlich des Weltkriegsbeginns vor 100 Jahren die Ausstellung '1914 - 2014 Emotion und Expression, Künstler begegnen dem Ersten Weltkrieg'.

Flüchtende Menschen oder auch Massengräben sind auf den Grafiken in der Volksbank zu sehen, Aber auch idyllische Landschaften oder eine Mutter, die ihr Kind liebevoll in den Armen hält. Gezeigt werden unter anderem Originalgrafiken von Käthe Kollwitz,  Max Liebermann und Ernst Barlach. Die Künstler fanden angesichts des Grauens im Expressionismus ihren eigenen Ausdruck, so Manfred Schneider, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg, in seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung.



Anschließend nahm Iris Traudisch-Schröter die Gäste der Vernissage am Donnerstagabend mit auf einen kleinen Streifzug durch die Ausstellung. Mit Hintergrundinformationen und Erläuterungen zu den Werken führte sie in die Sammlung ein. Beim anschließenden Gang durch die drei Stockwerke der Galerie im Treppenhaus der Volksbank Oberberg fand man so manches Werk wieder. Durch die Ausführungen von Traudisch-Schröter hatten die Gäste einen hervorragenden Zugang zu der Kunst von vor 100 Jahren. Es war eine Zeit in der die Emotionen hochkochten – von anfänglicher überschwänglicher Kriegsbegeisterung über tiefes Entsetzen angesichts der Realität des Krieges und lähmende Trauer bis hin zur großen Sehnsucht nach einer friedlichen, heilen, intakten Welt. Davon ist die Kunst auch nachhaltig geprägt.


 [Auch zu "Das Warten", eine Litographie von Käthe Kollwitz, erhielten die Gäste Hintergrundinforma-tionen.]  

Insbesondere dokumentiert die Ausstellung, wie die Künstler von den weichen Linien der Lithographien zu den harten, kantigen und oftmals verzerrten Konturen des Holzschnittes kamen. Unter dem Titel „Kriegszeit“ gab Kunsthändler Bruno Cassirer in den ersten zwei Jahren des Ersten Weltkrieges Künstlerflugblätter heraus. Dazu gehören auch die in der Ausstellung zu findenden Motive „Sturmangriff“ oder „Der Heilige Krieg“, die die anfängliche Kriegsbegeisterung dokumentieren. Grafiken aus dem Zyklus „Bildermann“ (1916) zeigen die Folgen des Krieges. Wie die Flucht bei Liebermann und Kubin oder auch den Hunger in Grafiken von Zille „Schlange stehen“ und Käthe Kollwitz „Brot“. Der letzte Feind, der Tod, taucht in den Holzschnitten von Barlach auf. Hier sind die Bildinhalte auf das Wesentliche reduziert. Trauer, tiefe Verzweiflung, Wut, Hass, aber auch Gier fühlen sich aber heute noch genauso an, befand Traudisch-Schröter. Besonders ergreifend: Käthe Kollwitz erstellte im Schwebezustand des Bangens – ihr Sohn war als Soldat im Krieg – die Litographie „Das Warten“. Zwei Tage nach Fertigstellung erhielt sie die Nachricht, dass ihr Sohn umgekommen sei.


[Einen Einblick in die Ausstellung gab Galeristin Iris Traudisch-Schröter anlässlich der Vernissage.]

Eine sehr eindrucksvolle Ausstellung mit vielen „Emotionen und Expressionen“. Den musikalischen Teil der Ausstellungseröffnung gestaltete „Deluge“ – Matthias Bauer (Saxophon), Florian Offermann (Piano), Stefan Ray (Bass). Traudisch-Schröter war begeistert von dem guten Feedback zur Ausstellung, bei deren Eröffnung auch Landrat Hagen Jobi, der ehemalige Landrat Hans-Leo Kausemann und Wiehls stellvertretende Bürgermeisterin Bianka Bödecker anwesend waren. Schneider wies darauf hin, dass die Ausstellung im Besonderen ein Angebot an die oberbergischen Schulen sei, um sich anhand der Bilder mit dem Thema auseinanderzusetzen. Für sie liegt umfangreiches didaktisches Material bereit. Die Ergebnisse der Schulen, die sich anhand der Bilder mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt haben, sollen zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert werden. Die Galerie Traudisch-Schröter in Wiehl konzipierte die Ausstellung, die noch bis zum 21. Februar 2014 während der Öffnungszeiten der Hauptfiliale der Volksbank Oberberg in Wiehl zu sehen ist.