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Fachkräftemangel konsequent entgegenwirken

gre; 19. Nov 2013, 22:21 Uhr
Bilder: Michelle Grebe --- Der Fachkräftemangel ist kein Problem in der Zukunft, sondern muss bereits heute angegangen werden.
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Fachkräftemangel konsequent entgegenwirken

gre; 19. Nov 2013, 22:21 Uhr
Gummersbach - Das FachKraftWerk Oberberg eröffnete am Abend seine Veranstaltungsreihe „Fachkräftesicherung konkret“ und gab Unternehmen Tipps, sich als Arbeitgeber attraktiver zu präsentieren, um dem Fachkräftemangel zu trotzen.
Von Michelle Grebe

„Fachkräftemangel ist keine imaginäre Zukunftssituation mehr, sondern mittlerweile zur Realität geworden“, eröffnete Kreisdirektor Jochen Hagt am Abend die Veranstaltung „Fachkräftesicherung konkret“, zu der viele Arbeitgeber und Angestellte aus den verschiedensten Oberbergischen Unternehmen erschienen sind. Auch wenn der Fachkräftemangel ein deutschlandweit viel diskutiertes Thema ist, versuchte Dr. Winfried Kösters seinen Zuhörern auf unterhaltsame Weise bewusst zu machen, vor welchen grundliegenden Veränderungen Unternehmen in den nächsten Jahren stehen werden.

[Dr. Winfried Kösters machte mit einem eindringlichen Vortrag auf die drohende Misere aufmerksam.]

So wird jeder fünfte Arbeiter und jeder dritte Azubi in Oberbergischen Unternehmen aufgrund der drastisch sinkenden Bevölkerung weg sein. Insbesondere kleinere Betriebe sind davon betroffen und müssen sich umso mehr bemühen, Personal zu finden und an sich zu binden. Gerade Jugendliche müssten mit attraktiven Chancen gelockt werden, um in der Region zu bleiben, so der Experte.  Doch der Fokus liegt nicht nur darauf, die Jugend zu halten, sondern auch alternsentsprechende Berufe zu schaffen, denn es gibt bedeutend mehr alte als junge Menschen. Das merkt man daran, dass mittlerweile  mehr Inkontinenz- als Babywindeln in deutschen Supermärkten verkauft werden“, begann Dr. Kösters, freier Publizist, Wissensmanager und Unternehmensberater schmunzelnd seinen Teil des Vortrags. Durch die stark zurückgehende Geburtenrate und die sich stetig verbessernde medizinische Versorgung gibt es deutschlandweit ältere Menschen, davon bleibt auch Oberberg nicht verschont.

Unternehmen würden sich nicht darüber im Klaren sein, dass, sobald Arbeiter in Rente gehen, die Hälfte der frei gewordenen Plätze unbesetzt bleiben wird. Zudem stelle sich die Frage, ob in zehn oder zwanzig Jahren ein Kindergeschrei unter Zukunftsmusik fällt oder von der Gesellschaft nur als störend empfunden wird. Diese drastische Entwicklung der Bevölkerung stelle Unternehmen vor ganz andere Herausforderungen, denn bald werde es kein Problem mehr sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, sondern eher, die Pflege von Eltern und Schwiegereltern und den Beruf.


„Des Weiteren“, kritisiert Kösters, „fehlt den Unternehmen die Willenskraft, ungenutzte Arbeitskräfte einzuarbeiten, beispielsweise Müttern einen besseren Einstieg nach dem Mutterschutz zu ermöglichen, oder Schulabbrecher in Ausbildungsberufen so zu qualifizieren, dass sie nicht mit dem Scheitern in der Schule konfrontiert werden.“

In Oberberg überwiege noch die Meinung, dass der Fachkräftemangel kein Problem darstelle, da in fünf von sechs Fällen hiesige Unternehmen diese Entwicklung noch nicht registrieren - doch der demographische Wandel geht auch an Oberberg nicht vorbei. Unternehmen dürften sich nicht nur darauf fixieren, sich den Kunden von der besten Seite zu zeigen, sondern müssten vielmehr darauf  achten, für zukünftige Auszubildende und Arbeitskräfte attraktiv zu wirken, um Personal an sich zu binden.


[Stefan Krause (v.l.), Dr. Winfried Kösters, Birgit Steinert , Michael Sallmann und Jochen Hagt bei der Auftaktveranstaltung in der Halle32.]

Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln, betont ebenfalls, dass man sich an frühere Zeiten erinnern sollte: „Als ich mit der Ausbildung anfing, hat unser Arbeitgeber uns morgens mit dem Bus eingesammelt und zur Arbeitsstelle gefahren, weil es keine andere Möglichkeit gab, dorthin zu gelangen.“ Geschäftsführer Stefan Krause von Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, wies ebenfalls daraufhin, dass Firmen erst agieren, wenn es längst zu spät wäre.

Um dem Fachkräftemangel effizient vorzubeugen und Unternehmen Anregungen zu geben, wie sie für Arbeiter und Auszubildende attraktiver und vorteilhafter gegenüber der Konkurrenz dastehen, bietet das FachKraftWerk Oberberg zu Beginn nächsten Jahres eine aus acht Modulen bestehende Veranstaltungsreihe an, wo Einzelheiten besprochen werden, die vielleicht bei einigen Unternehmen ein kleines Schräubchen drehen können, was für die Wahl der Arbeitsstelle bei zukünftigen Arbeitskräften aber entscheidend ist.
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