Archiv

Offenbarungseid gegen Füchse Berlin

pn; 6. Nov 2013, 23:50 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Kapitän Christoph Schindler und seine Mitspieler legten einen desolaten Auftritt hin.
ARCHIV

Offenbarungseid gegen Füchse Berlin

pn; 6. Nov 2013, 23:50 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach wird in eigener Halle von lauffreudigen Berliner Füchsen vorgeführt und präsentiert sich nicht erstligatauglich - 'RPP – Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' präsentiert die Berichterstattung über den VfL Gummersbach. (AKTUALISIERT)
Von Peter Notbohm

VfL Gummersbach – Füchse Berlin 21:35 (11:18).

[Raul Santos wartete ebenso wie Florian Gruchalla vergeblich auf verwertbare Anspiele auf Außen.]

Eine Top-Einstellung, um die SCHWALBE Arena in einen Hexenkessel zu verwandeln, hatte VfL-Coach Emir Kurtagic vor dem Spiel gegen die Füchse Berlin verlangt. Doch der Auftritt des VfL Gummersbach dürfte die knapp 2.850 Zuschauer, die sich gegen Fußball Champions League und das Topspiel zwischen dem THW Kiel und den Rhein Neckar Löwen im Fernsehen entschieden hatten, mehr als nur desillusioniert haben. Denn was die Blau-Weißen über 60 Minuten ablieferten, verdiente zu kaum einer Phase des Spiels das Prädikat "erstligatauglich" und war mit Abstand die schwächste Saisonleistung. Vielmehr ließ man sich von einer lauffreudigen Berliner Mannschaft geradezu vorführen.


[Ratlos wirkte Emir Kurtagic - Barna Putics benötigte für seine vier Tore elf Versuche.]

Lediglich in den Anfangsminuten gelang es den Oberbergern die Partie noch offen zu gestalten. Bis zum 2:2 (4.) durch Tore von Michal Kopco und Jan Lars Gaubatz durfte das Pflänzchen Hoffnung wachsen. Doch zwei Schrittfehler sowie zwei Fehlwürfe des völlig von der Rolle agierenden Kapitäns Christoph Schindler sorgten schnell für klare Verhältnisse. Berlin kam dagegen über simpelste Kreuzbewegungen oder klar strukturierte Gegenstöße zu relativ leichten Toren. Beim 3:6 (10.) durch Pawel Horak hatten die Gäste ihre erste Duftmarke gesetzt, da half auch eine Auszeit von Emir Kurtagic wenig.



In der Folge sollte es noch schlimmer werden. Während Carsten Lichtlein im Duell der beiden Nationaltorhüter fast keinen Finger an den Ball bekam, steigerte sich Silvio Heinevetter und vernagelte seinen Kasten weitestgehend. Über 4:10 (15.) und 6:13 (20.) plätscherte die Partie bis zum 8:15 (23.) durch Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, ehe Kurtagic seinen glücklosen Keeper erlöste, der von seiner Abwehr allerdings auch völlig im Stich gelassen worden war. Symptomatisch der Treffer zum 9:17 durch Iker Romero. Der spanische Altstar, der bei weitem nicht mehr der Schnellste ist, lief bei einer zweiten Welle seinem Gegenspieler davon und netzte souverän aus neun Metern ein. Beim 11:18 hatten dann auch die souveränen Schiedsrichter ein Einsehen und baten beide Teams zur Halbzeitpause.

[Bei Michal Kopco stimmte zwar die Quote, doch außer bei seinen drei Treffern fiel der Kreisläufer nicht weiter auf.]

Doch wer erwartet hatte, dass Emir Kurtagic seinem Team mit einer ordentlichen Kopfwäsche frischen Mut oder gar einen Matchplan für die zweite Hälfte eingeimpft hätte, sah sich auch nach dem Seitenwechsel schnell vom Gegenteil überzeugt. Gummersbach agierte weiter völlig überhastet, konzept- und glücklos, während die Hauptstädter jeden Fehler gnadenlos bestraften. Beim 12:24 (37.) durch Nachwuchsspieler Jonas Thümmler zog der VfL-Coach die Reißleine und beendete den Berliner Lauf mit einer Auszeit. Allerdings auch auf Kosten eines gellenden Pfeifkonzerts der eigenen Fans. Immerhin hatten die Füchse aber ein Einsehen und schalteten gleich mehrere Gänge zurück. Das reichte allerdings nach wie vor, um eine indisponierte VfL-Mannschaft  an die Wand zu spielen. So ruhig und entspannt wie heute hat man Füchse-Coach Dagur Sigurdsson jedenfalls selten auf seiner Bank erlebt.

[Offen wie ein Scheunentor präsentierte sich die VfL-Defensive.]

Einzig Jan-Lars Gaubatz wollte sich nicht völlig ergeben und versuchte noch dagegenzuhalten, während seine Mitspieler meist mit schwachen Einzelaktionen glänzten. Doch auch sein couragierter, wenn auch nicht immer glücklicher Auftritt konnte nicht verhindern, dass die Gäste über 15:30 (48.) einem nie gefährdeten 21:35-Auswärtssieg entgegensteuerten. Zu schnell hatte sich die Mannschaft von Emir Kurtagic, die nicht eine einzige Zeitstrafe kassierte, in ihr Schicksal ergeben. Denn verlieren darf man gegen ein Spitzenteam wie die Berliner Füchse, doch die Art und Weise, nämlich ohne jede Gegenwehr, war mehr als erschreckend.

Stimmen

Dagur Sigurdsson (Trainer Füchse Berlin): Wir sind sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir haben uns das hier viel schwerer vorgestellt. Wir waren aber von Anfang  an sehr konzentriert und hatten Spaß am Handball spielen. Gerade nach so einer Länderspielwoche, wo einige Spieler angeschlagen zurückkommen, haben wir das sehr gut gemeistert.

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Wir haben uns das sicherlich anders vorgestellt. Wir wollten auch mit Spaß und Leidenschaft an die Sache herangehen. Das ist uns aber zu keinem Zeitpunkt gelungen. Heute ist alles zusammengekommen, was zusammenkommen kann. Wir haben ein Spiel ohne Leidenschaft und Emotion absolviert, leider nicht zum ersten Mal dieses Jahr. Das gibt mir natürlich zu denken. Aus meiner Sicht gibt es keine Erklärung für so eine Leistung und ich möchte mich auch im Namen der Mannschaft bei den Zuschauern entschuldigen.

Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): Glückwunsch nach Berlin zum verdienten Sieg. Wir haben heute einen schönen Tag erleben dürfen. Die LED-Wand wurde neu aufgebaut. Das war der nächste Meilenschritt, dass wir uns hier positionieren können. Wir haben neue Paten vorstellen können und in den letzten zwei Wochen 14 neue Businessclub-Partner gewinnen können. Das waren die positiven Meldungen. Das Spiel war natürlich nicht so glücklich. Bei uns hat nichts funktioniert. Berlin hat überragend gespielt. Ich kann nur hoffen, dass wir das bis zum Spiel in Minden aufarbeiten können und uns dort anders präsentieren.


[In der Halle herrschte nach der Pause ratlose Stille bei den Fans.]

VfL Gummersbach

Carsten Lichlein (1.-23. Minute, 2 Paraden)
Borko Ristovski (23.-60 Minute, 6 Paraden)
Nemanja Mladenovic
Michal Kopco (3)
Jan-Lars Gaubatz (4)
Barna Putics (4/1)
Joakim Larsson
Florian von Gruchalla (2)
Andreas Schröder (2)
Raul Santos (4/1)
Christoph Schindler (1)
Fredrik Larsson (1)

Füchse Berlin

Silvio Heinevetter (1.-60. Minute, 12 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Petr Stochl (n.e.)
Colja Löffler (2)
Frederik Raahauge Petersen (7/4)
Markus Richwien (2)
Matthias Zachrisson (2)
Pavel Horak (6)
Sven-Soeren Christophersen (1)
Denis Spoljaric
Bartlomiej Jazska (5)
Konstantin Igropulo (4)
Jonas Thümmler (2)
Iker Romero Fernandez (2)
 Fabian Wiede (2)

Zuschauer:
2841.

Schiedsrichter:
Matthias Brauer / Kay Holm

Siebenmeter
4:2 - 3:3 (Santos scheitert an Heinevetter und wirft übers Tor –Petersen souverän).

Strafen
0:4 Minuten (Christophersen, Thümmler).
   
  
WERBUNG