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Flosbach und Engelmeier-Heite ziehen in den Bundestag ein

ch; 23. Sep 2013, 09:30 Uhr
Bilder: Christian Herse, OBK (1) --- Groß war der Jubel vor dem Kreishaus, als Klaus-Peter Flosbach (CDU) seinen Sieg feierte.
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Flosbach und Engelmeier-Heite ziehen in den Bundestag ein

ch; 23. Sep 2013, 09:30 Uhr
Oberberg – Klaus-Peter Flosbach (CDU) mit großem Abstand als Direktkandidat wiedergewählt – Michaela Engelmeier-Heite (SPD) über Parteiliste ebenfalls in den Bundestag eingezogen – Desaströses Ergebnis für die FDP. (AKTUALISIERT)
Von Christian Herse

Klaus-Peter Flosbach bleibt der Abgeordnete für den Oberbergischen Kreis im Berliner Bundestag. Schon die erste Hochrechnung am Sonntagabend um 18:40 Uhr machte deutlich, dass der Christdemokrat mit deutlichem Abstand in seinem Amt bestätigt wurde. Entsprechend frenetisch war der Jubel seiner Anhänger, die dem Waldbröler einen glorreichen Empfang im Gummersbacher Kreishaus bereiteten, wo er die Glückwünsche von Parteifreunden und der Kreisverwaltung entgegennahm.

[Michaela Engelmeier-Heite mit Sohn Florian zeigte sich optimistisch.]

Um 18 Uhr ging indes zunächst ein Raunen durch die Oberbergische Amtsstube. Niemand der Gästen hatte mit einem derart guten Abschneiden der CDU auf Bundesebene gerechnet – und, dass die Liberalen tatsächlich den Sprung nach Berlin verpassen würden. Mit fassungslosem Blick starrte da auch Ina Albowitz auf die TV-Bildschirme. Die Ehrenvorsitzende der Kreis-FDP war von 1992 bis 1998 noch parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion im Bundestag und zeigte sich über die derzeitigen Entwicklungen tief betrübt. Konsterniert gab sich wenig später dann auch FDP-Mann Jörg von Polheim, der als zweiter Oberberger bislang im Bundestag saß: „Dies ist ohne Zweifel eine deutliche Niederlage, uns ist es nicht gelungen, unsere erlangten Erfolge dem Wähler zu vermitteln. Wir haben uns einfach zu lange mit uns selbst beschäftigt.“ 

Auch sein eigenes Abschneiden ist desaströs. Mit 2,17 Prozent verlor er 6,59 Prozentpunkte im Vergleich zu 2009 und landete abgeschlagen hinter Michael Braun (Grüne, 5,15 Prozent), Georg Hewald (Die Linke, 4,28 Prozent) und Rolf Plötz (AfD, 2,99 Prozent).

„Ich denke, dies ist eindeutig dem bundesweiten Trend geschuldet“, so der Hückeswagener Bäckermeister. „Ich bin dankbar für meine Zeit in Berlin, wo ich das Handwerk mehr in den Fokus rücken konnte.“ Zunächst möchte er für seine drei Mitarbeiter neue Jobs suchen, ehe er zurück in seinen alten Job kehren möchte. Aber: „Ob ich in vier Jahren wieder antrete? Wer weiß, vorstellen könnte ich es mir.“


Diese Gedanken muss sich Klaus-Peter Flosbach nicht machen. Seit nunmehr elf Jahren ist er die Stimme Oberbergs im Reichstag und konnte mit 52,24 Prozent sein vorheriges Ergebnis sogar nochmals um 3,83 Prozent steigern.

[Freudestrahlend betrat Klaus-Peter Flosbach mit Gattin Eva und CDU- Landtagsabgeordneter Peter Biesenbach das Kreishaus.]

„Meine Arbeit hat gefruchtet und ich habe anscheinend auch das Vertrauen von Wählern anderer Parteien gewonnen. Dies motiviert mich für die nächste Legislaturperiode, ist zugleich aber auch eine große Herausforderung“, so ein euphorischer Flosbach, der das Abschneiden der FDP bedauert: „Ich habe mit einer Koalition mit den Liberalen gerechnet. Insbesondere für Jörg von Polheim tut es mir leid, der so ein Ergebnis wirklich nicht verdient hat.“ Als große Baustelle sieht Flosbach die Kommunalfinanzen an, wo eine gerechtere Verteilung für die Städte und Gemeinden unabdingbar für die Zukunft sei.

Freude und Hoffnungen indes bei seiner Herausforderin Michaela Engelmeier-Heite. Zwar ist die Sozialdemokratin auch im dritten Anlauf als Direktkandidatin gescheitert, kann sich aber Hoffnungen auf den Einzug in den Bundestag dank ihres aussichtsreichen 18. Listenplatz bei der SPD NRW machen. „30 Prozent auf Landesebene ist die magische Hürde, bei 32 Prozent sind wir aktuell“, so Engelmeier-Heite.

Erst um 3:15 Uhr in der Nacht herrschte Klarheit, dass auch sie es geschafft hatte. „Natürlich ist die Freude bei uns groß, dass elf Jahr nach Friedhelm Julius Beucher wieder ein Oberbergischer Genosse mit im Bundestag sitzt", freute sich Thorsten Konzelmann am Montagmorgen. Nun werde man alles dran setzen, um auch auf Kreisebene das CDU-FDP Bollwerk zu brechen. „Schwarz-Gelb ist nicht mehr In und das wollen wir für uns nutzen", zeigte sich der SPD-Vorsitzende kämpferisch. 


[Waren gute Partner in Berlin: CDU-Mann Flosbach und FDP-Kollege Jörg von Polheim werden sich künftig weniger häufig sehen.]

„Hinter mir liegt ein kräftezehrender Wahlkampf mit über 400 Terminen. Sicherlich haben wir nicht das erreicht, was wir wollten, aber es ist uns gelungen, an Stimmen zuzulegen“, erwidert die Gummersbacherin optimistisch. Sie gratulierte Flosbach zu seinem Sieg, warnte aber zugleich vor einer möglichen großen Koaltion: „Das wäre nicht im Sinne unserer Basis und würde Deutschland nicht voran bringen.“ Ähnlich sieht das auch SPD-Vorsitzender Konzelmann: „Bei der letzten großen Koalition bin ich erwartungsvoll gestartet und habe enttäuscht geendet. Das wäre nicht gut.“

Grundsätzlich bleibt auch das Oberbergische fest in CDU-Hand. Mit 45,28 zu 26,98 Prozent hat man die SPD erneut in ihre Schranken verwiesen. Während hier die FDP (5,67 Prozent) und AfD (5,03 Prozent) es über die magische Fünf-Prozenthürde geschafft hätten, mussten die Grünen (6,95 Prozent) und die Linkspartei (5,41 Prozent) noch deutlich mehr Federn lassen, als auf Bundesebene.

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Bei den Genossen war man zweigeteilt, was das miserable Abschneiden der FDP betrifft. „Wir brauchen eine liberale Partei im Bund“, betonte Engelmeier-Heite. „Aber die FDP ist für ihre Klientelpolitik klar und zurecht bestraft worden.“ Einigkeit herrschte indes bezüglich der umstrittenen Partei „Alternative für Deutschland“. „Sie zündeln am europäischen Modell. Das ist ganz gefährlich“, merkte die SPD-Kandidatin an. Ähnliche Worte bei Flosbach: „Für eine eurokritische Partei ist kein Platz im Bundestag, das wäre ein völlig falsches Signal an unsere EU-Partner.“

[Klaus-Peter Flosbach war mit Abstand der stärkste Kandidat und holte das beste Erststimmen-Ergebnis für die CDU seit über 15 Jahren ein.]

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es bei der Wahlbeteiligung. Mit 72 Prozent liegt man ein Prozent höher als 2009, aber knapp unter dem Bundesschnitt. Allerdings gab es dabei zum Teil gravierende Unterschiede auf Kreisebene. Während in Engelskirchen teilweise Quoten von 80 Prozent erreicht wurden, waren es in Teilen von Waldbröl nur 38 Prozent. „ Wir haben ein soziales Gefälle im Kreis und das macht dieses Ergebnis auch deutlich. Die Sozialstruktur in Waldbröl ist eine andere als in Wiehl oder Lindlar“, gab Flosbach zu bedenken. „Dies ist keine neue Entwicklung, aber dennoch eine, die Sorgen macht.“

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