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Besucher auf vier Pfoten

fj; 27. Aug 2013, 14:27 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Die Besuchshunde der Johanniter trainieren für ihre anspruchsvolle Aufgabe.
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Besucher auf vier Pfoten

fj; 27. Aug 2013, 14:27 Uhr
Reichshof – Hundetrainerin Wiebke Vormstein aus Blasseifen bereitet ausgewählte Hunde auf eine anspruchsvolle Aufgabe vor – Im Auftrag der Johanniter statten die Vierbeiner Kindern, Senioren, Kranken und Behinderten Besuche ab.
Von Fenja Jansen

In Blasseifen angekommen, durften Wilma, Eddy, Pauline und Co. erst einmal über die Wiese toben. Auch Neuling Barcley war mit von der Partie und gönnte sich mit Kollegin Wilma eine Abkühlung im Planschbecken. Dann wurde Aufstellung eingenommen und das Training begann. „Wir üben hier keine Zirkuskunststücke ein, sondern betreiben Bindungsarbeit“, erklärte Christina Lenz von den Johannitern Oberberg. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marion Schneider koordiniert sie den Besuchshunde-Dienst der Johanniter Rhein-Berg und Oberberg und absolviert gemeinsam mit ihrer Mischlingshündin Pauline selbst Besuche in Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen sowie bei Demenzkranken und Menschen mit Behinderungen. Bis es soweit ist, müssen Hund und Halter jedoch erst eine entsprechende Ausbildung durchlaufen.


[Die Besuchshunde werden von Wiebke Vormstein aus Reichshof trainiert.]  

Für diese ist die Reichshofer Hundetrainerin Wiebke Vormstein verantwortlich. Auf ihrem Hundeplatz in Blasseifen trainieren gerade drei der insgesamt 20 Besuchshundeteams. Alle Hunde wurden von der Fachfrau ausgesucht, denn nicht jedes Tier eignet sich für diese anspruchsvolle Aufgabe. Die Hunde müssen sich gerne von Menschen ansprechen und anfassen lassen und dürfen nicht beißen, knurren oder schnappen, wenn es einmal stressig wird. Größere Menschenmengen müssen sie gewöhnt sein. Und natürlich muss das Tier fit und gesund sein. „Unsere Teams wurden von Frau Vormstein in einem mehrtägigen Casting ausgesucht. Alle Bewerber hatten auf Anzeigen oder Plakate der Johanniter reagiert“, erzählte Lenz.

In einer 70 Stunden umfassenden Ausbildung werden die Teams theoretisch und praktisch auf die Abschlussprüfung vorbereitet. Doch auch danach geht das Training in regelmäßigen Abständen weiter. So wie jetzt: Gemeinsam mit Trainerin Vormstein und ihren Hunden Chip und Max trainieren Ilka Huland mit Eddy, Willi Mirth mit Wilma und Lenz mit Pauline. Zum ersten Mal dabei ist Gabi Kaminski mit ihrem 14 Monate alten Barcley. Sie sind das neue „Team in Ausbildung“. Sitz und Platz ist für den Neuling kein Problem, nur in Sachen Pfötchengeben gibt es Nachhilfe von der Trainerin. Als es für die Hunde heißt, auf einem umgedrehten Speisfass Platz zu nehmen, ist Barcley wieder mit von der Partie. „Die Übungen trainieren das Körpergefühl des Hundes“, erklärte Vormstein. „Außerdem nehmen die Hunde auch bei ihren Besuchen oft Platz auf einer Tonne, damit sie besser gestreichelt werden können“, ergänzte Lenz.



[Barcley ist „Besuchshund in Ausbildung“]  

Die Besuche in Schulen und Kindergärten dienen der Unfallverhütung. Kinder, die wissen, wie ein Hund angefasst werden möchte und seine Körpersprache deuten können, laufen weniger Gefahr, gebissen zu werden. „Wenn die Kleinen dann selber mit dem Besuchshund einen kleinen Parcours absolvieren dürfen, sind sie stolz wie Oskar“, berichtete Lenz. Kinder, die Angst vor Hunden haben, dürfen selber entscheiden, wie nah sie dem Tier kommen wollen. „Es ist schön zu sehen, wenn sich ängstliche Kinder dem Hund nach einiger Zeit von sich aus nähern“, so Lenz.

Das Streicheln und Spielen mit dem Hund regt die Motorik von Senioren und Menschen mit Behinderung an und weckt die Kommunikationsfähigkeit. Im Umgang mit Demenzkranken erweisen sich die Vierbeiner sogar manchmal als regelrechte Türöffner. „Eine Dame mit fortgeschrittener Demenz fing bei einem Besuch plötzlich an zu sprechen. Zwar waren die Sätze unzusammenhängend, aber sie sprach. Das hatte sie schon lange nicht mehr getan“, erzählte Lenz. Ein Allheilmittel, so die Johanniter-Mitarbeiterin, sei der Hund nicht, aber er schenkt positive Gefühle. Und vor allem macht er keinen Unterschied zwischen jungen, alten, kranken oder behinderten Menschen.


[(v. li.) Ilka Huland mit Eddy, Wiebke Vormstein mit Chip und Max, Christiane Lenz mit Pauline, Willi Mirth mit Wilma sowie Gabi Kaminski mit Barcley.]  

Weitere Informationen zum Besuchshundedienst der Johanniter Rhein-Berg und Oberberg gibt es hier.
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