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Neue "Alte Schmiede" ist jetzt ein Jugendcafé

vma; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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Neue "Alte Schmiede" ist jetzt ein Jugendcafé

vma; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(vma/24.10.2001-15:20)Von Vera Marzinski
Nümbrecht – "Mit null Geld und sehr viel Gottvertrauen" realisierte der "Christliche Trägerverein Alte Schmiede" das Projekt im Ortskern von Nümbrecht, wie Jugendreferent Stefan Pentzek den zahlreichen Gästen anlässlich der Eröffnung am Sonntag mitteilte.

[Bilder: Vera Marzinski --- Zahlreich waren die Gäste zur Eröffnung des Jugendcafé "Alte Schmiede" nach Nümbrecht gekommen.]

[So sieht die "Alte Schmiede" jetzt aus, nachdem Altes und Neues zusammengebracht wurde.]



Im November 1999 kaufte der Verein erst einmal die abbruchreife "Bastels Schmitte", wie die Nümbrechter die alte Schmiede von Gustav Koch nennen, für rund 57.000 Mark. "Das Ganze war von Anfang an ein Akt des Glaubens", meint der Jugendreferent, der zu den Mitbegründern des Trägervereins gehört. Doch Schritt für Schritt kamen sie der Idee näher, Jugendliche zu erreichen, die sonst durch kirchliche Angebote kaum anzusprechen sind. Viel Unterstützung durch Spenden, aber auch viel Eigenleistung stecken nun in dem Jugendcafé, das zwischen Schulzentrum und Ortskern liegt.



Dort war auch am Sonntag ein reges Treiben zu beobachten. Viele Interessierte schauten sich die neugestaltete "Alte Schmiede"an. Architekt Günter Lang, der versucht hatte, den geschichtlichen und baulichen Charakter des Gebäudes zu erhalten, war zufrieden mit dem Ergebnis. Optisch ist der kirchliche Aspekt nicht in der Ausführung zu sehen, aber es sei natürlich auch grundsätzlich der protestantische Ansatz, dass eigentlich in jeder Scheune, dass was man vermitteln will, vermittelt werden kann, so Lang.

[Bild: Archiv Trägerverein ---So sah sie während der Umbauphase aus.]



Vermittelt wird eine gute Atmosphäre und beim Freitagabend-Treff "amBoss" in der "Alten Schmiede" ist ein offenes Programm vorgesehen. Es werden Spiele da sein, man kann sich unterhalten und es gibt einen kleinen Programmpunkt, für den über paar Minuten eine kleine Andacht, ein Anspiel vorgesehen ist, wo ein bisschen Botschaft zum Nachdenken rübergebracht werden soll. In der Erprobungsphase ist das Schülercafé tagsüber montags bis donnerstags von 10:30 bis 14:30 Uhr geöffnet.

[Im Innenbereich "sehr interessantes Farbspiel, sehr interessante Materialien, modernes und altes wunderbar kombiniert", wie Bürgermeister Bernd Hombach treffend ausdrückte.]





Mit Bewunderung für das große ehrenamtliche Engagement von 4.500 Arbeitsstunden überbrachte Bürgermeister Bernd Hombach für die Zivilgemeinde im Namen von Rat und Verwaltung die herzlichsten Glückwünsche zu dem gelungenen Werk Schülercafé "Alte Schmiede".

[Vom Obergeschoss blickt man auf die untere Etage. Selbst das Geländer ist aus außergewöhnlichen Materialien.]



In den 90-er Jahren habe es eine große Veränderung in Nümbrechts Schullandschaft gegeben, so Hombach. Für insgesamt 2.000 Schüler in Haupt- und Realschule sowie Gymnasium müsse neben dem Schulalltag auch drum herum einiges geboten werden. "Viele Jugendliche warten darauf, dass sie einen Treffpunkt bekommen, wo man sich mal in einer Freistunden oder anderen Tageszeiten zusammensetzen und treffen kann", wusste Hombach. Als Bürgermeister im Tagesgeschäft sei er auch mit den Problemen von Jugendlichen befasst. Oft gehe es da um das Thema Vandalismus, mit kleineren und größere Schäden – wie der Brand vor kurzem im Schulzentrum. Er müsse sich dabei auch bewusst machen, dass das nicht "unsere Jugend im großen Stil" sei, sondern dass es sich in der Regel um kleine Gruppen handle. Die Vielzahl der Jugendlichen bringe sich sehr positiv in die Gesellschaft ein und engagiere sich sehr stark.



Ein Stück altes Nümbrecht in Form des Bauwerkes sei eine gute Wahl für das Schülercafé gewesen. Überwältigt war Hombach vom Ergebnis: "sehr interessantes Farbspiel, sehr interessante Materialien, modernes und altes wunderbar kombiniert". So wünschte er der "Alte Schmiede", dass Jugendliche sie als einen Ort empfinden, wo man hingeht, wo man sich wohlfühlt, wo man sich trifft, wo man vielleicht auch mal Fragen und Sorgen loswerden kann.

[Walter Schmidt (l.) und Manfred Schneider überreichte Nümbrechts Jugendreferent Stefan Pentzek jeweils einen Regiestuhl.]



Zur Eröffnung konnten sich die Jüngeren auf der Hüpfburg oder mit Jonglagen von Daniel Heer vergnügen. Zudem gab es eine amerikanische Versteigerung, bei der unter anderem eine "Schmiede"-Marzipantorte mit essbaren Bildern der Schmiede sozusagen unter den Hammer kamen. In der Schmiede wurde neben dem echten alten Amboss gekickert, der künstlerisch gestaltete Fussboden mit Zeitungsseiten im Obergeschoss bewundert oder im Eingangsbereich die Fotos und Berichte 18 Monate Kreativität. Abends heizte die Reggae-Sängerin Judy Bailey mit fetzigen christlichen Liedern im Festzelt ein – gleichzeitig wurde das Konzert im renovierten Gebäude auf eine Leinwand übertragen.



Viele ausdauernde Helfer beteiligten sich am Bau. "Manchmal waren es nur drei oder vier Leute – nicht mehr als eine Tischlerhand voll", so Pentzek in seiner Eröffnungsansprache. Stellvertretend für alle fleißigen Helfer gab es blaulackierte Regie-Stühle für Walter Schmidt und Manfred Schneider, die sich von Anfang an sehr intensiv um das Projekt bemüht hatten. Jeder ehrenamtliche Helfer hatte sein Können und sein Talent mit eingebracht. So lag der Kostenvoranschlag im November 1999 bei etwa 390.000 Mark. Stefan Bingel, Kassierer des Trägervereins, schätzt nun einen letztendlichen Betrag von ungefähr 260.000 Mark. "Und da kann man dann auch ausrechnen, dass wir sicherlich für fast 200.000 DM Eigenleistung gebracht haben", betont er.

Nun wird erst einmal der Realbetrieb erprobt, so Stefan Pentzek. Das heißt, unter "Live"-Bedingungen das Konzept so durchzuführen wie vorgesehen. Nach einem halben Jahr wolle man sich zusammensetzen und sehen, ob Schülercafé und Freitag-Treff so funktionieren, wie vorgesehen. Auch Grundideen für die Freitagabende wolle man umsetzen. So soll einmal im Monat ein interessanter Gast eingeladen werden – Musiker, Redner oder auch der Dorfpolizist – für ein kleines Interview. Für das Frühjahr 2002 sind drei offene Abende in Planung, so Pentzek.

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