Bergneustadt - Nach dem Abstieg und einem riesigen personellen Umbruch hat sich der SSV Bergneustadt den Klassenerhalt auf die Fahne geschrieben - Geusa: „Vor uns steht ganz viel Arbeit'.

Schlimmer geht’s nimmer: Nach dem Abstieg aus der Mittelrheinliga ging der Versuch des SSV Bergneustadt, den Bremsfallschirm zu betätigen, komplett daneben. Die Mannschaft schmierte bereits im Verlauf der Hinrunde gnadenlos ab und rangierte zur Winterpause mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Schon zu diesem Zeitpunkt war nichts mehr zu retten. Trainer Torsten Reisewitz musste permanent auf Leistungsträger verzichten, mit sieben Zählern auf dem Konto stieg Bergneustadt zum zweiten Mal in Folge ab.  Nach vier Jahren verließ Reisewitz den Klub, die meisten Spieler, darunter Säulen wie Martin Brzoska, Michel Hock, Andreas Krolewski oder Tobias Schöler, taten es ihm gleich. Der Verein ist dazu gezwungen, einen kompletten Neuanfang zu starten. Coach Leo Geusa nimmt sich der kniffligen Aufgabe an, den freien Fall zu stoppen.  



Kommen und Gehen

21 Zugänge, 13 Abgänge - selbst für die an eine hohe Fluktuation gewöhnten Bergneustädter ist diese Transferbilanz ein neuer Rekord. Fast alle Kicker, die sich verabschiedet haben, gehörten in der Vergangenheit zum Stammpersonal. Der Qualitätsverlust ist enorm, gerade einmal neun Akteure der vergangenen Serie sind übriggeblieben, wobei Rob Flötgen nur bis zum Beginn seines Studiums im Oktober mit dabei sein wird. Der enorme Aderlass machte die Arbeit auf dem Transfermarkt für Geusa und Teammanager Tezcan Arslan gewiss nicht einfacher. Relativ früh konnte sich der SSV die Dienste von Mittelfeldregisseur Yasin Köse und Methan Dalboy sichern, die immerhin Bezirksliga-Erfahrung vorzuweisen haben, zuletzt aber pausierten.

Von seiner bisherigen Wirkungsstätte Dümmlinghausen brachte Geusa den Angreifer Tim Müller mit, der im letzten Jahr mit 25 Treffern zu den treffsichersten Schützen in der hiesigen Kreisliga A gehörte. Philip Deltsidis wird wegen der Folgen eines Kreuzbandrisses erst im Herbst zur Verfügung stehen. Die restlichen Neuen kamen aus unteren Spielklassen oder dem Jugendbereich, so dass sich zwischenzeitlich die berechtigte Frage stellte, ob das Team konkurrenzfähig ist. Ein wichtiges Signal war die Verpflichtung von Wael Majouj, der vergangenes Jahr entscheidend am Landesliga-Aufstieg des TuS Lindlar beteiligt war, Rückkehrer Tom Haselbach und Tobias Breilmann, der gleichzeitig als Co-Trainer fungieren soll.


[Nach sechs Jahren bei der SpVg. Dümmlinghausen heuert Leo Geusa in Bergneustadt, wo er in früheren Jahren bereits im Jugenbereich tätig war.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Sechs Wochen bleiben Geusa, um aus der neuen Melange eine Auswahl zu formen, die in der Bezirksliga mithalten kann. „Vor uns steht ganz viel Arbeit. Wir müssen erst einmal schauen, wie es zusammenpasst“, erläutert der Coach. Christian Salmen ist die klare Nummer eins, davor plant Geusa den erfahrenen Majouj als Abwehrchef ein. „Man hat direkt gesehen, dass er die Verantwortung und die Kommandos übernimmt.“ Hannes Volk dürfte zu Majoujs Nebenmann avancieren, ansonsten ist das Angebot an zentralen Defensivspielern begrenzt, zumal Deltsidis weiterhin ausfällt. Geusas Improvisationskünste sind gefragt, gegebenenfalls muss die eine oder andere Offensivkraft umfunktioniert werden. „Es geht darum, wer auf welcher Position am wertvollsten ist“, sagt der Übungsleiter.

Der qualitativ und quantitativ am besten bestückte Mannschaftsteil ist das Mittelfeld. Die vermeintlichen Hauptbewerber kennen sich in der Klasse aus. Interessant wird sein, wem Geusa sein Vertrauen schenkt und welches System er präferiert. „Ich bin ein Verfechter des Offensivfußballs“, betont er. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob dies die beste Wahl ist. Das stellt sich in der Vorbereitung heraus. In unseren Testspielen werden wir viel ausprobieren.“ Zugleich gilt es, körperliche Defizite aufzuholen. „Einige sind nicht fit“, stellt Geusa fest. Der Trainer ist auch als Psychologe gefragt. Viele schaffen den Sprung nicht auf Anhieb. Sie bei Laune zu halten, wird durch die Neugründung einer 2. Mannschaft zumindest erleichtert. Geusa: „So bleiben die Jungs im Spielrhythmus. Es ist zwar nur die Kreisliga D, aber besser als nichts.“    

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

Es sieht nicht zappenduster aus, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass alles optimal passen muss, um den Absturz in die A-Klasse zu verhindern. Die Bezirksliga ist wahrscheinlich so stark besetzt wie schon lange nicht mehr. „Die eine Hälfte spielt um den Aufstieg, die andere um den Abstieg“, sagt Geusa lapidar. Manche Vereine haben sich massiv verstärkt, dazu kommen die Unwägbarkeiten, welche die unzähligen Lokalduelle mit sich bringen. Während ein Großteil der Konkurrenz auf eine eingespielte Truppe zurückgreifen kann, muss Geusa innerhalb kürzester Zeit das Kunststück vollführen, eine homogene Einheit entstehen zu lassen. Größeres Verletzungspech wäre kaum zu kompensieren.

„Ein guter Start ist das A und O“, glaubt Geusa. Die Mitabsteiger Deutz und Schlebusch, Bröltal, Wiehl und Urbach sind die ersten Gegner des SSV - ein anspruchsvoller Auftakt. „Es wird für uns alle eine große Herausforderung. Für uns zählt einzig und allein der Klassenerhalt“, gibt sich der Trainer keinen Illusionen hin. Man darf gespannt sein, wie der Umbruch verkraftet wird. Trotz der schwierigen Umstände ist es gelungen, einen 29-Mann-Kader und eine neue Zweitvertretung aus dem Boden zu stampfen. Dies unterstreicht, dass sich der SSV Bergneustadt nach zwei katastrophal verlaufenen Jahren nicht aufgeben hat. Jetzt ist die Mannschaft gefordert, wieder für Positiverlebnisse und -ergebnisse zu sorgen. 



[Das Trainergespann mit einem Großteil der Neuzugänge.]

Zugänge
Wael Majouj (TuS Lindlar), Tom Haselbach (VSV Wenden), Tobias Breilmann (TuS Homburg-Bröltal II), Tim Müller (SpVg. Dümmlinghausen), Yasin Köse (zuletzt FV Wiehl), Methan Dalboy (zuletzt SSV Süng), Philip Deltsidis (Borussia Derschlag), Ingolf Neudorf (SpVg. Rossenbach), Egzon Haklaj (1. FC Gummersbach), Jason Öhmke (1. FC Gummersbach), Eduard Zeiser (1. FC Gummersbach), Nico Schaffhäuser (A-Jugend FV Wiehl), Denis Wenigenrath (A-Jugend TuS Reichshof), Necmettin Atan (SV Wiedenest), Furkan Yagci (reaktiviert), Ünal Secer (reaktiviert), Volkan Öztürk (reaktiviert), Burak Askeroglu (eigene Junioren), André Noß (eigene Junioren), Marco Caputo (eigene Junioren), Lukas Baeck (eigene Junioren).    

Abgänge
Martin Brzoska (SV Frömmersbach), Sebastian Hausmann (SV Ottfingen), Andreas Krolewski (TuS Erndtebrück II), Tobias Wiebe (TuS Homburg-Bröltal), Nick Pawlik (TuS Homburg-Bröltal), Oliver Ziegler (SpVg. Olpe), Michel Hock (SSV Homburg-Nümbrecht), Tobias Schöler (SSV Homburg-Nümbrecht), Michael Möller (1. FC Kaan-Marienborn), Nils Nettersheim (Wuppertaler SV), Gökhan Yazici (SV Hützemert), Fabian Schilamow (Ziel unbekannt), David Ley (Ziel unbekannt).

Der Kader

Tor
Christian Salmen, Ünal Secer, Volkan Öztürk

Abwehr
Hannes Volk, Tolga Samut, Philip Deltsidis, Selcuk Alay, Burak Askeroglu, Jason Öhmke, André Noß, Wael Majouj, Rob Flötgen.

Mittelfeld
Marco Bartoszewicz, Nail Okuyucu, Serkan Mutlu, Yasin Köse, Egzon Haklaj, Marco Caputo, Lukas Baeck, Tom Haselbach, Tobias Breilmann, Furkan Yagci, Eduard Zeiser, Denis Wenigenrath.

Angriff
Hajar Mohamad Ismael, Methan Dalboy, Ingolf Neudorf, Tim Müller, Necmettin Atan, Nico Schaffhäuser.

Trainer
Leo Geusa

Co-Trainer
Tobias Breilmann

Torwarttrainer
Dietmar Herhaus

Teammanager
Tezcan Arslan