Gummersbach - Nach einer von Verletzungspech geprägten Saison will der FC Borussia Derschlag den Schalter umlegen und offensiver agieren - Frühzeitiger Klassenerhalt ist das Ziel.

An der Binse „Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist schwieriger als das erste“ war aus Sicht des FC Borussia Derschlag etwas Wahres dran. Trainer Viktor Köhn wollte nach dem zehnten Platz in der Saison 2011/2012 etwas höher hinaus, doch daraus wurde nichts. Mit zwei unglücklichen Heimniederlagen gegen die späteren Aufsteiger gestartet, kam die Mannschaft nie richtig in Tritt. Dafür verantwortlich war eine enorme Verletzungsmisere, das sich wie ein roter Faden durch die komplette Runde zog. „Vor allem der Ausfall vieler Leistungsträger hat uns extrem zurückgeworfen“, schildert Köhn. Die Borussen mussten sich wohl oder übel nach unten orientieren, überstanden aber den mit vielen Nachholspielen gespickten Frühling trotz der Engpässe schadlos. Am Ende sprang Rang elf heraus. Kein Wunschergebnis, aber mehr war angesichts der erwähnten Schwierigkeiten nicht drin.



Kommen und Gehen

Für jeden Mannschaftsteil haben die Derschlager einen neuen Mann geholt. Daniel de la Vega ist in der Abwehrmitte zu Hause und glänzt laut Köhn durch seine Spieleröffnung. „Darüber hinaus ist er technisch versiert und hat ein gutes Auge“, sagt der Coach über den Mann vom B-Ligisten 1. FC Gummersbach. Viktor Engelhardt vom Nachbarn aus Dümmlinghausen stand seit längerem im Fokus des Interesses, nun hat der Wechsel funktioniert. „Er ist sehr ballsicher und auf vielen Positionen einsetzbar“, so Köhn. Robert Wilde hatte bereits im Schlussspurt der vergangenen Spielzeit ausgeholfen und soll für die nötigen Tore sorgen. Allerdings wird er aus beruflichen Gründen nicht jeden Sonntag mitwirken. Chancen auf einen Platz im Stammkader hat Eigengewächs Sebastian Halbe. Köhn: „Er bringt großes Potenzial mit.“

Bei den anderen Youngstern wird sich im Verlauf der Vorbereitung herausstellen, zu welchem der drei Seniorenteams sie stoßen. Der nach einem Kreuzbandriss noch bis Oktober außer Gefecht gesetzte Philip Deltsidis, vor seiner Verletzung in der Innenverteidigung der Borussia gesetzt, sucht die Herausforderung beim Bezirkligisten Bergneustadt. Köhn: „Sein Abgang tut uns weh.“ Überraschend für alle Derschlager Verantwortlichen trudelten die Abmeldungen der Angreifer Tobias Gottwald und Marcel Grzella ein. Coskun Özdemir wechselt nach Dümmlinghausen, Erwin Fröse spielte zuletzt keine Rolle mehr. Yannick Conrad und Patrick Haas mussten wegen beruflicher Verpflichtungen passen. Andreas Roemmer wurde als neuer Torwarttrainer geholt und nimmt das Duo Bastian Metz und Timo Sarrio unter seine Fittiche.


[Viktor Köhn hofft auf weniger Verletzungspech.]

Die Mannschaft

In der abgelaufenen Serie lebte Köhn von der Hand in den Mund und war ständig zur Improvisation gezwungen. Erstaunlich: In der Endabrechung stellte Derschlag die fünftbeste Abwehr, was jedoch seinen Preis hatte. „Aufgrund der Kaderkonstellation mussten wir uns zwangläufig auf die Defensive konzentrieren und die Offensive vernachlässigen.“ Nun wird Köhn die Angriffswucht verstärken. „Unser Vorteil ist, dass wir nicht mehr an vielen Stellschrauben, sondern vielleicht an drei, vier drehen müssen, um torgefährlicher zu werden.“ Insgesamt zehn Remis waren dem Übungsleiter ein Dorn im Auge. „Wir brauchen Siege, diese vielen Unentschieden bringen uns nicht weiter.“

Das Motto lautet folglich: Mehr Risikobereitschaft, ohne dass die Grundordnung verloren geht. Verbunden mit der Hoffnung, dass der Druck über die Außen vergrößert wird und die Stürmer endlich wieder knipsen. Der Senkrechtstarter der Aufstiegssaison, Okan Ince, erlebte ein Seuchenjahr. Erfolgreichster Schütze war Regisseur Arthur Schilke mit zehn Treffern. „Das größte Problem war, dass es im Spielaufbau gehapert hat, was auch am fehlenden Selbstvertrauen lag.“ Obwohl spielerisch vieles zu wünschen übrig ließ, stimmte die Einstellung der Mannschaft immer zu hundert Prozent. „Da muss ich den Jungs ein großes Lob aussprechen.“ Die Moral könnte also erneut über etwaige Schwächephasen hinweghelfen.         

Saisonziel

Dem Trainer stehen genügend Alternativen zur Verfügung, nachdem zuletzt zu viele Korsettstangen ersetzt werden mussten. „In Bestbesetzung hätten wir Vierter oder Fünfter werden können“, glaubt Köhn. Mit mehr Offensivpower und weniger Verletzten kann die Borussia eine ordentliche Rolle spielen, allerdings traut Köhn dem Braten nicht so recht. „Die Erfahrungen in der letzten Saison haben uns demütig gemacht. So etwas möchte ich als Trainer nicht noch einmal erleben“, so Köhn. „Zwischen Platz fünf und zwölf scheint alles möglich. Ein guter Start würde alles erheblich erleichtern.“ Primäres Ziel sei, sich von vornherein vom Tabellenkeller zu distanzieren und ein Zitterspiel wie im Vorjahr zu verhindern. „Dann können wir hoffentlich schon im Dezember in Ruhe unsere Mallorca-Abschlusstour planen“, sagt Köhn mit einem Augenzwinkern. Sein Top-Favorit auf den Meistertitel ist Drabenderhöhe, zudem schätzt er die Aufsteiger Schönenbach und Hoffnungsthal stark ein.    



[Viktor Köhn kann neben neuen Spielern auch Andreas Roemmer (re.) als Torwarttrainer begrüßen.]

Zugänge
Daniel de la Vega (1. FC Gummersbach), Viktor Engelhardt (SpVg. Dümmlinghausen), Robert Wilde (reaktiviert), Sebastian Halbe (eigene Junioren), Dennis Barth  (eigene Junioren), Angelo Pojer (eigene Junioren), Christian Renz (eigene Junioren), Max Scheithauer (eigene Junioren), Benjamin Schmitz (eigene Junioren), Maximilian Theiß (eigene Junioren)

Abgänge
Patrick Haas (hört auf), Yannick Conrad (berufliche Gründe), Philip Deltsidis (SSV Bergneustadt), Tobias Gottwald (TSV Ründeroth), Coskun Özdemir (SpVg. Dümmlinghausen), Marcel Grzella (DJK Gummersbach), Erwin Fröse (Ziel unbekannt).

Kader

Tor
Bastian Metz, Timo Sarrio

Abwehr
Dennis Binna, Tarek Charif, Christopher Grein, Benjamin Kirch, Adrian Lück, Fabian Lehner, Daniel de la Vega

Mittelfeld
Viktor Engelhardt, Arthur Schilke, Tuncel Cicek, Sebastian Halbe, Tristan Wolf, Maximilian Ramisch, Andres Hidalgo-Moreno

Angriff
Robert Wilde, Okan Ince, Vitali Wolter, Ong-At Phoowatit, Viktor Köhn, Hans-Jürgen Schlottner

Trainer
Viktor Köhn

Co-Trainer
Seyfi Yilmaz

Torwarttrainer
Andreas Roemmer

Teammanager
Peter Wagner