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Und irgendwann sind es nur noch drei Klassen

fn; 15. Jul 2013, 12:32 Uhr
Bilder: Archiv (1), Kevin Friederichs (2), Gemeinde Morsbach (3), Roland Adelmann (4).
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Und irgendwann sind es nur noch drei Klassen

fn; 15. Jul 2013, 12:32 Uhr
Morsbach – Im Sommer 2016 wird der letzte Jahrgang der Janusz-Korczak-Realschule seine Abschlüsse erhalten. Details zur genauen Schulabwicklung sind dabei Mangelware.

Von Fabian Nitschmann

Auch genau zwei Jahre nach der offiziellen Gründung der Gemeinschaftsschule Morsbach ist das Thema noch ein großes Politikum. Vor allem die auslaufende Realschule, die ab dem kommenden Schuljahr noch drei Jahrgänge beschult, rückt derzeit immer wieder in den Fokus. „Ich werde mich auch in den kommenden drei Jahren für die Realschule einsetzen und darauf pochen, dass alle Versprechungen der Bezirksregierung eingehalten werden“, erklärte Bürgermeister Jörg Bukowski vor zehn Tagen bei der Abschlussveranstaltung des 10. Jahrgangs. Betrachtet man den diesjährigen Abschlussjahrgang, gelingt dies wohl mit Erfolg.


[Für die Abwicklung der Realschule hätte sich Schulleiterin Marlen Milde schon früher ein sicheres Konzept gewünscht.]

Denn zumindest mit Blick auf die Noten und die Qualifikationen zur gymnasialen Oberstufe scheint die Realschule Morsbach auch mit weitaus weniger Schülern, Klassen und Jahrgängen gute Arbeit zu leisten. 65 Schulabgänger mit Realschulabschluss, davon 85 Prozent mit Q-Vermerk und kein „Sitzenbleiber“ sprechen eine klare Sprache.



Doch gleichzeitig drohen neue Probleme das beeindruckende Ergebnis zu verdrängen. Denn vor allem die Elternpflegschaft macht sich verstärkt Gedanken darum, ob auch die letzten 190 Schüler auf hohem Niveau und in der gesamten Fächerbreite beschult werden können. „Die Schulabwicklung wirkt für uns wie ein unorganisierter Umbruch ohne Konzept“, erklärt Mechthild Mauelshagen, Vorsitzende der Schulpflegschaft. „Wir haben erst vor Kurzem einen Brief an die Bezirksregierung und nach Düsseldorf geschickt und um Erklärungen für die nächsten Jahre gebeten“, so Mauelshagen weiter.

Schulleiterin Marlen Milde bestätigt diesen Eindruck: „Ich hätte mir auch früher ein Konzept für die Abwicklung gewünscht. Aber wir haben der Bezirksregierung im vergangenen halben Jahr ständig auf den Füßen gestanden und einiges erreicht.“ Da man von Regierungsseite die Fachlehrerversorgung bis zum letzten Schüler mehrmals garantiert habe, werde darauf auch immer wieder gepocht, so Milde.


[Auch unabhängig von der Schulform ist am neuen Campus Morsbach viel im Gang. Derzeit wird der gesamte Schulhof sowie der Sportplatz umgebaut.]

Ausgelöst wurden die neuerlichen Unruhen durch die Sorge um eine Unterversorgung im Fach Englisch bereits ab dem nächsten Schuljahr. Hier kann Schulleiterin Milde derweil aber bereits Entwarnung geben: „Für das nächste Schuljahr sieht es gut aus. Wir sind dann sogar überbesetzt und haben eine halbe Stelle für das Fach Englisch dazu bekommen.“

Weitere Details zur Abwicklung lassen sich allerdings nur schwer in Erfahrung bringen. Insgesamt scheint man bei der Bezirksregierung eine flexible Lösung und damit nicht die Variante einer einzelnen Partnerschule zu bevorzugen. „Die Ausstattung mit genügend Lehrern wird über Teil- und Rückabordnungen geregelt werden. Eine Kooperation mit einer Schule ist dabei nicht umsetzbar“, sagt Freia Johannsen, Sprecherin der Bezirksregierung.


[Auch Roland Adelmann hat sich mehrfach mit der Bezirksregierung zum Thema Realschule Morsbach auseinander gesetzt.]

Der Landtagsabgeordnete Roland Adelmann (SPD) ergänzt diese Aussagen: "Während die Bezirksregierung die personelle Ausstattung sichert, muss der Schulträger die Sachausstattung regeln. Darüber hinaus ist ein transparenter Informationsaustausch zwischen Schülern, Eltern und Schulträger sehr zu empfehlen."

Darüber hinaus verweist er auf die Anstrengungen, die die Landesregierung auch für die auslaufenden Schulen auf sich genommen hat. Bei einem Pressefrühstück im März betonte etwa die zuständige Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) diesen Einsatz. "Die Landesregierung begleitet und unterstützt den Schulentwicklungsprozess aktiv mit Fortbildungen für Schulleitungen und Lehrer. Diese Angebote – und das betone ich ausdrücklich – richten sich an die auslaufenden Schulen und an die neuen Schulen des längeren gemeinsamen Lernens", erklärte Löhrmann damals. 

Dass es die Morsbacher dennoch vermeintlich unvorbereitet trifft, liegt daran, dass die Janusz-Korczak-Schule zu den ersten Abwicklungen seit der fortschreitenden Änderung des Bildungssystems in NRW gehört. Im oberbergischen Kreis werden bis 2018 insgesamt vier Realschulen auslaufend geschlossen.

Gerade wegen dieser Vorreiterrolle hätten sich alle Beteiligten ein standfesteres Konzept gewünscht. Auch wenn nun mehr und mehr Details rund um die Abwicklung entstehen und ans Licht kommen, kann beim ständigen Ruf nach möglichst viel Flexibilität noch nicht von einer klarem Plan gesprochen werden. Ein einziger Schuldiger für die Unsicherheit lässt sich dabei kaum ausmachen.

„Vielleicht hat man sich bei der Landesregierung zu viel um die neuen Schulformen gekümmert“, formulierte daher auch die Elternpflegschafts-Vorsitzende Mauelshagen vorsichtig. Hinzu kommen aber offensichtlich die straffen Zuständigkeitstrennungen innerhalb der Bezirksregierung, zahlreiche Schulleiter-Wechsel an der Realschule sowie die Nachwehen von der langen Entstehungsgeschichte der neuen Morsbacher Schule.

Letztlich sind sich aber alle beteiligten Parteien in einem Punkt einig: „Wir würden gerne wieder mehr Ruhe in das Thema und unsere Arbeit bringen“, erklärt Schulleiterin Milde und wird dabei von Mauelshagen bestätigt: „Für die Schüler würde mich mehr Ruhe und Sicherheit in dem was kommt freuen.“
  
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