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Laserpistole machte auch vor Ferrari nicht Halt

fj; 4. Jun 2013, 16:25 Uhr
Bilder: Lydia Tittes --- Auch an der L302 zwischen Bickenbach und der Autobahnauffahrt Engelskirchen gingen den Beamten einige Raser ins Netz.
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Laserpistole machte auch vor Ferrari nicht Halt

fj; 4. Jun 2013, 16:25 Uhr
Oberberg – Trotz Vorankündigung gingen den Ordnungshütern beim vierten Blitz-Marathon bis heute Mittag über 100 Temposünder ins Netz – Polizei konzentriert sich auf Bundes- und Landstraßen.
Schon kommt das nächste Auto die L 302 bei Engelskirchen-Madonna hochgefahren, die Laserpistole löst aus und liefert sofort ein Ergebnis. Der Wagen ist zu schnell in der 70er-Zone unterwegs und wird rausgewunken: Es ist ein roter Ferrari - Klischee erfüllt. Seit 6:30 Uhr wird auch im Oberbergischen geblitzt. Mit über 60 Messstellen beteiligen sich die Polizei und die Bußgeldstelle des Kreises am vierten landesweiten 24-Stunden-Blitz-Marathon. Bislang (Stand: circa 13:30 Uhr) wurden insgesamt 1.600 Fahrzeuge kontrolliert, dabei stellten die Beamten 114 Verstöße fest. Es ist davon auszugehen, dass diese nicht nur von Fahrern roter Sportwagen begangen wurden.


[v.li.: Landrat Hagen Jobi und Hauptkommissar Herbert Klee, Leiter des oberbergischen Verkehrsdienstes, am Einsatzort.]  

„Hier an der L 302 herrschen teils autobahnähnliche Verhältnisse“, sagte Polizeisprecher Andre Kuba. Teilweise seien die Autos hier mit 100 km/h unterwegs. Als eine der oberbergischen „Katastrophenstraßen“ bezeichnete auch der erste Polizeihauptkommissar Henning Setzer die L302. Er und seine Kollegen möchten den heutigen Blitz-Marathon dazu nutzen, um genau an diesen „Katastrophenstraßen“ verstärkt zu blitzen. Denn immer wieder seien es die Land- und Bundesstraßen, auf denen Unfälle durch überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit geschehen. Acht Messeinheiten der Polizei sind heute außerorts im Einsatz. Die Bußgeldstelle ist mit vier Messwagen unterwegs. Hier werden auch die sogenannten, von den Bürgern gemeldeten „Wutpunkte“ innerorts abgearbeitet, die beim vergangenen Marathon nicht kontrolliert wurden. Die Kölner Bereitschaftspolizei unterstützt ihre oberbergischen Kollegen.


[Der erste Polizeihauptkommissar Henning Setzer erklärte die Auffälligkeiten in der oberbergischen Unfallstatistik.] 

„Mit den Blitz-Marathon fahren wir eine ganz neue Strategie“, erklärte Landrat Hagen Jobi, der den Beamten am Messpunkt in Engelskirchen einen Besuch abstattete. „Die Aktion wird bewusst öffentlich durchgeführt. Wir möchten den Menschen so ins Bewusstsein rufen, dass die Geschwindigkeit über Leben und Tod entscheidet und die einzig wirksame Pille bei der Verkehrsunfallbekämpfung eine angemessene Geschwindigkeit ist.“ Die oberbergische Unfallstatistik, so Setzer, ist im Vergleich mit anderen ländlichen Kommunen in Nordrhein-Westfalen auffällig. Insgesamt 7.042 Verkehrsunfälle gab es 2012 im Oberbergischen. „Mit dieser Zahl stehen wir da wie Persil am Himmel. Schon seit Jahren haben wir relativ geringe Unfallzahlen vorzuweisen“, erklärte Setzer. Die Zahl der Schwerverletzen und Toten sei dafür aber extrem hoch: 2012 starben 15 Menschen bei Verkehrsunfällen, 239 wurden schwer verletzt. Die häufigste Ursache für Tote und Schwerverletzte: zu hohes Tempo.

Wer innerhalb einer Ortschaft nicht mehr als 20 km/h zu viel auf dem Tacho hat, kommt mit einem Verwarngeld davon. Dieses kann bargeldlos und direkt vor Ort bezahlt werden. Gleiches gilt für Fahrer, die außerorts nicht mit mehr als 30 km/h zu schnell unterwegs sind. Darüber winken Bußgelder, Punkte in Flensburg und schließlich sogar die Abnahme des Führerscheins. „Nur über diese Strafen bekommt man die notorischen Raser“, erklärte Kuba. „Menschen, die aus Versehen mal zehn km/h zu viel drauf haben, erschrecken sich, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden und lernen aus der Situation.“ Die deutlichsten Tempoüberschreitungen waren bislang rund 36 km/h (außerorts) beziehungsweise 33 km/h (innerorts). Aber dies kann sich ändern, denn der 24-Stunden-Blitz-Marathon läuft noch bis morgen früh. Die Liste der NRW-Kontrollstellen kann hier abgerufen werden.
  
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