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„Nyestädter Plattdüütsch“ zum 712. Geburtstag

mkj; 13. May 2013, 00:17 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die beiden Nyestädter Originale Gerda Rippel als „Minchen“ und Horst Kowalski als „Karl von der Dörspe, bekamen beim Brunnengespräch Unterstützung von Schülern der Wiedenester Grundschule.
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„Nyestädter Plattdüütsch“ zum 712. Geburtstag

mkj; 13. May 2013, 00:17 Uhr
Bergneustadt - Mit dem Einzug der Honoratioren in die Altstadt, der Verleihung des Stadtdukaten und dem traditionellen Brunnengespräch am Losemundbrunnen feierte die „Feste Nyestadt“ am Wochenende ihren 712. Stadtgeburtstag.
Von Michael Kleinjung

Honoratioren der Stadt, Vertreter des Stadtrates und Abordnungen Neustädter Vereine zogen, eskortiert von Landsknechten und Marketenderinnen des Heimatvereins, am späten Samstagnachmittag vom „Jägerhof“ aus gut gestärkt den `langen Marsch` durch die Altstadt zum Losemundbrunnen an. „Obwohl die Dame jetzt schon 712 Jahre alt ist, ist sie trotzdem jung geblieben,“ begrüßte dort der Vorsitzende des Heimatvereins, Utz Walter, die schon zahlreich wartenden Nyestädter. „Die Innenstadt hat ein Gesicht bekommen und vergessen sind die langen Umbauarbeiten. Wir wollen stolz auf unsere Stadt schauen und ihr wünschen, dass sie wirtschaftlich gesundet und ihre Einwohner sich hier wohl fühlen.“

[Am Jägerhof starte der Umzug durch Neustadts Altstadt.]

„Eck maut mick wungern - ich muss mich wundern“, bevor es den Stadtoberhäuptern beim traditionellen Brunnengespräch ordentlich an den Kragen ging, erlebten die Gäste einen außergewöhnlichen Auftritt von zehn Schülern der GGS Wiedenest, die im Rahmen einer Kooperation mit dem Heimatverein im Januar dieses Jahres ein Projekt zum Erhalt der Bergneustädter Mundart gestartet hatten. Sie lernten dabei ein wenig von der Sprache, mit der noch ihre Groß- und Urgroßeltern in Bergneustadt aufgewachsen sind. „Leiwe Niijestätter, fii sin fann dr Jemeinschafts Chrundschaule Wiinerscht. Fii wullen ink dirrn Oowend änns watt fertellen“. Begeistert unter herzhaftem Lachen und mit großem Applaus spielten sowie erzählten sie in zwei kleinen Szenen Geschichten von Ernst Branscheud, was sie gelernt hatten.
 

Fachkundig angeleitet hatten sie dabei Ruth Thomas und die beiden Neustädter Originale, „Minchen“ Gerda Rippel und „Karl von der Dörspe“ Horst Kowalski, die dann im Anschluss beim Brunnengespräch für ordentlich Heiterkeit sorgten. „... unn chanz wichtich, siin Denkmool äss ioo fürrjes Joor innjeweit wurden, ät Sankt-Anton-Jedächnius-Plateau. Datt eenzijje watt mr opp dämm Plateao maaken kann, äss dropp driiten..,“ hieß es in Anspielung auf Bürgermeister Gerhard (Anton) Halbe und das leerstehende Industriegebiet am Lingesten, wobei man das Wort „drierten“ hier besser nicht übersetzten sollte.



[Die diesjährigen Stadtdukaten erhielten die ehrenamtlich arbeitenden Damen von der Wiedenester Bücherei und die Feuerwehrkameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bergneustadt, entgegengenommen von Brandinspektor Wolfgang Rebinski.] 

Aber der Bürgermeister hat ein dickes Fell, sonst hätte er nicht, in diesem Jahr einzigartig, gleich einen großen Sack voller Stadtdukaten aus dem Rathaus mitgebracht. „Nach der Schließung der Bücherei in Wiedenest 1997 hat sich der rein ehrenamtliche Verein um Marianne Gruß, Sylvia Hirte, Katrin Kunkel, Marlis Schilly und Ruth Bochnick für die Erhaltung des Büchereibetriebes in enger Kooperation mit der dortigen Grundschule eingesetzt“, führte Halbe aus.


[Beim Brunnengespräch wurde wieder ordentlich schmutzige Wäsche gewaschen.] 

Dafür wurden sie feierlich mit dem Stadtdukaten ausgezeichnet. Es blieben aber noch weitere, sage und schreibe 275 Medaillen übrig. „In Würdigung der besonderen Verdienste für die Stadt Bergneustadt und zum Wohle der Einwohner und Bürger unserer Stadt wird der Freiwilligen Feuerwehr als Zeichen der Anerkennung der Stadtdukaten verliehen.“ Damit zeigte Halbe und damit die Stadt Bergneustadt seine Wertschätzung gegenüber den vielen freiwilligen Stunden, die die Feuerwehrkameraden leisten und damit zur Sicherheit in der Feste beitragen.

Im Rahmen des Stadtgeburtstags hatte unter dem Motto „Kaffeetafel und Trödel“ des Senioren-Clups der evangelischen Kirchengemeinde in der Altstadt am Samstagnachmittag die Neustädter zu einer gemütlichen Runde im Gemeindesaal empfangen. Ebenso hatte am heutigen Sonntag die SPD zu einem guten Zweck an das Heimatmuseum zu einem Frühschoppen mit Würstchen und süßen Leckereien eingeladen. Als Gast hatte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes Friedhelm Julius Beucher den Paralympic Goldmedaillen Gewinner 2012 in London im 100 Meter Lauf Heinrich Popow nach Bergneustadt geholt. Auch traf Bürgermeister Halbe die zum Stadtgeburtstag angereisten Bürgermeister und Abordnungen der französischen Partnerstadt Châtenay-Malabry sowie der niederländischen Partnerstadt Landsmeer. Der Erlös aus dem Frühschoppen spendet die Partei für die Erhaltung des Heimathauses.
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