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Gestank und Lärm getrotzt

mkj,nh; 25. Apr 2013, 14:15 Uhr
Bilder: Nils Hühn (1,2,3, Galerie 1-4), Michael Kleinjung (4, Galerie 5-9) --- Solveig Scharfschwerter (links) versucht unter den Blicken ihrer Mitschülerin Lea Kergenschwerter ein Stück Holz zu spalten. Rechts bohrt Sofia Schuller ein Loch in ein Metallstück, aus dem später der Boden eines Schmuckbaums werden soll.
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Gestank und Lärm getrotzt

mkj,nh; 25. Apr 2013, 14:15 Uhr
Oberberg - Heute waren wieder Hunderte Schülerinnen am Girls’Day in oberbergischen Unternehmen unterwegs und schnupperten in echte Männerberufe hinein - Die Betriebe achteten darauf, dass die Arbeit möglichst authentisch war (AKTUALISIERT).
Als die rund 20 Schülerinnen an der Kläranlage in Nümbrecht Homburg-Bröl ankamen, hielten sich die meisten von ihnen die Nase zu. „Hier stinkt´s!“ war die einhellige Meinung der Mädchen der Nümbrechter Hauptschule und Gesamtschule Reichshof. Doch mit der Zeit gewöhnten sich die Mädchen an den Geruch. „Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt“, so die Siebtklässlerin Solveig Scharfschwerter. Geschickt stellte sich die Gesamtschülerin mit ihrer Freundin Lea Kergenberg auch beim Holzhacken an. Denn beim Aggerverband kann man unter anderem den Beruf des Forstarbeiters erlernen. „Eigentlich dachte ich, dass es noch anstrengender wäre“, so Solveig.


Während die eine Gruppe Mädchen sich am Hauklotz übte, fuhren die anderen mit einem „Dumber“. Dieses Gerät ist für den Einsatz in unwegsamem Gelände geeignet und wird für die Gewässerunterhaltung eingesetzt. Sichtlich Spaß hatten die Schülerinnen, als sie mit dem Kettenfahrzeug einen Parcours durchfuhren. „Das ist schon lustig“, meinte die 14-jährige Alina Tkacuk (Bild). Zwar fand sie die verschiedenen Arbeiten, die der Aggerverband vorstellte, interessant, aber lieber möchte sie eine kaufmännische Ausbildung machen. Das wäre auch beim Aggerverband möglich, der eine große Palette an Ausbildungsberufen zur Verfügung stellt. „Rund 30 Prozent der Belegschaft ist mittlerweile weiblich“, berichtete Pressesprecher Axel Blüm. Bereits zum neunten Mal nahm der Aggerverband beim Girls’Day teil und einige Mädchen fanden so den Weg zu dem Unternehmen.

Auch bei der BPW Bergische Achsen waren heute wieder 40 Schülerinnen, die bei fünf verschiedenen Workshops ganz unterschiedliche Berufsfelder kennenlernen konnten. Julia Wenigenrath befindet sich bereits im dritten Lehrjahr zur Werkzeugmechanikerin. Der 19-Jährigen macht es nichts aus, dass Frauen in ihrem Berufsfeld die Ausnahme sind. Ähnlich sieht es ihre Kollegin Leona Maya Oelsner, die sich im zweiten Ausbildungsjahr zur Industriemechanikerin befindet. „Ich wollte etwas anderes ausprobieren, habe ein dreiwöchiges Praktikum gemacht, mich dann beworben und wurde genommen“, bereut die 19-jährige Waldbrölerin ihre Entscheidung nicht. Heute versuchte sie, die 40 Schülerinnen von neun verschiedenen Schulen für ihren Beruf zu begeistern.

[Julia Wenigenrath (links) macht bei der BPW eine Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin und zeigte heute den interessierten Schülern ihre Arbeit.]

Dies ist jedoch nicht ganz so einfach. „Im vergangenen Jahr haben zwei von 40 Mädchen später ein freiwilliges Praktikum bei uns gemacht“, konnte die kaufmännische Ausbildungsleiterin Gabriele Ley berichten. „Es ist interessant, aber das möchte ich später nicht machen“, erklärte Julia Prinz vom Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die sich beim Löten sehr geschickt anstellte. Aber auch diese Erkenntnis ist gut, denn der Girls’Day dient dazu, verschiedene Berufe auszuprobieren und kennenzulernen. Neben den Workshops im betriebseigenen Ausbildungszentrum wurden die Schülerinnen auch durch die Fertigungshalle geführt, in der es sehr laut ist. „Wir wollen ihnen zeigen, wie die Arbeit wirklich aussieht“, erklärte Ley, dass die Schülerinnen einen möglichst authentischen Eindruck erhalten sollten.



Auch bei der Firma NORWE (Bild oben) aus Wiedenest hatten sich heute 58 Schüler angemeldet. In drei Gruppen aufgeteilt konnten die Schüler in verschiedene Berufszweige hinein schnuppern. An von Azubis vorbereiteten Stationen und unter deren Anleitungen wurde an verschiedenen Werkstücken gelötet, gefeilt und gesägt. Dabei stellte die Firma drei für sie wichtige Berufszweige in der Produktion vor: den Verfahrens- und Werkzeugmechaniker sowie den Mechatroniker.

„Obwohl sich unser Produkt in fast jedem elektrischen Haushaltsgerät befindet, können sich die Schüler unter Spulenkörpern wenig vorstellen. Deshalb lautete bei uns das Thema ‚wie entstehen Logobausteine‘, um den Schülern mit Dingen aus dem Alltag unsere Arbeit zu erklären“, erläutert Firmenchefin Marlene Weiner. Die Schüler kamen von der Gesamtschule Reichshof, von der Beste in Wiehl und der Hauptschule in Bergneustadt. Viele Schüler hatten sich auch über das Internet angemeldet und kamen aus Hilchenbach, Neuenrade, Lüdenscheid und Altena.
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