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Von der Tafel zum iPad

fj; 20. Apr 2013, 07:30 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Auch wenn die Tafel immer noch eine Rolle im Unterricht spielt – der Weg hin zum Einsatz moderner Medien im Unterricht ist für Lehrer Jens Schunke-Galley der einzig richtige.
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Von der Tafel zum iPad

fj; 20. Apr 2013, 07:30 Uhr
Reichshof – Jens Schunke-Galley, Lehrer an der Gesamtschule in Eckenhagen, erprobt mit seiner Klasse die Nutzung von Tablet-Computern im Unterricht – Vom Einsatz moderner Medien im Unterricht ist der Pädagoge absolut überzeugt.
Jeder neue Schüler der Klasse fünf ist technisch besser ausgestattet als der im Vorjahr: Eigenes Smartphone, eigene E-Mail-Adresse, eigener Facebook-Account. Die beiden schuleigenen Computerräume dagegen veraltet, W-Lan nicht verfügbar. So stellte sich für Jens Schunke-Galley, Sport- und Geschichtslehrer an der Gesamtschule Reichshof in Eckenhagen, die Situation an seiner Schule noch vor einigen Jahren dar. Dass die Schüler zwar über allerlei technische Medien verfügen und wissen, wie man mit ihnen umgeht, in Sachen Medienkompetenz aber nicht pädagogisch begleitet werden, wollte man in Reichshof nicht länger hinnehmen. Eine Qualitätsanalyse vor vier Jahren wurde zum Anlass genommen, dass Problem mittels eines Medienprojekts in die Hand zu nehmen. „Bei der rasend schnellen Entwicklung der Technik war es da natürlich sinnvoll, sich ganz vorne aufzustellen und auf die modernste Technik zurück zu greifen“, so Schunke-Galley. 48 Tablet-Computer des Herstellers Apple, sogenannte iPads, wurden angeschafft, die Lehrer entsprechend geschult. Seit einem halben Jahr erprobt die Klasse von Schunke-Galleys den täglichen Umgang mit dem Mini-Computer im Unterricht.



„Was hier in meiner Pilot-Klasse passiert ist kein Computer-Kurs nach dem Motto: Und jetzt bitte oben rechts klicken“, stellte Schunke-Galley, der auch die Koordination des Medienprojekts innehat, klar. Sobald seine Klasse bei ihm Unterricht hat, kommt auch das iPad zum Einsatz. Die Vermittlung von Lernstoff und Medienkompetenz gehen Hand in Hand – die Schüler lernen mit dem Medium umzugehen, während sie es benutzen. Und die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Nicht nur der Taschenrechner, der Duden oder das Präsentationsprogramm kommen zum Einsatz. Ganze interaktive Museumsbesuche werden vom Klassenzimmer aus möglich. Durch die Straßen des historischen Roms zu wandeln – kein Problem. Im Sportunterricht ermöglichen mit dem Gerät getätigte Aufnahmen die Analyse der eigenen Bewegungsabläufe. Ein Tafelbild oder eine Buchseite abfotografieren und in die eigene Präsentation einbauen – ebenfalls möglich.

„Das iPad bietet unzählige Möglichkeiten, sich einen Inhalt zu erschließen. Davon profitieren besonders Schüler, die sonst im Unterricht eher schwächer oder zurückhaltend sind. Sie finden die Methode, die zu ihnen passt“, weiß Schunke-Galley. Er sieht seine Rolle als Lehrer darin, die Schüler darin anzuleiten, selbstgesteuert zu lernen und zu entdecken. Die Schüler ihrerseits seien wissbegieriger und er merke, dass sie länger „bei der Stange bleiben“. Und tatsächlich: Längst hat es geklingelt, die letzte Stunde ist um, das Wochenende ruft. Von Hektik aber keine Spur. Die Schüler speichern in Ruhe ihre Daten und verstauen ihre Computer. „Zu lernen, die Verantwortung für so ein teures Gerät zu übernehmen, ist auch ein wichtiger Erfolg. Bisher ist kein iPad beschädigt worden, “ erklärte Schunke-Galley. Seiner Meinung nach kann der Tablet-PC auch beim Thema „Inklusion“ punkten. Denn auch seh- oder hörgeschädigte Schüler können ihn bedienen. Das wurde bereits vom Hersteller so eingerichtet, besondere Software muss dazu nicht angeschafft werden.

W-Lan gibt es an der Reichshofer Gesamtschule immer noch nicht. Aber man hat gelernt, aus der Not eine Tugend zu machen. Mittlerweile hat das Projekt auch über die Gemeindegrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt. Längst referiert Schunke-Galley auf Kongressen, Messen und vor Schulträgern über das Projekt. Auch Kollegen von anderen Schulen schauen Lehrer und Schüler im iPad-gestützten Unterricht gerne über die Schultern. „Für mich ist es ein wirkliches Anliegen, dass man die Bedeutung der Vermittlung von Medienkompetenz stärker wahrnimmt“, so Schunke-Galley, „denn die werden nicht nur im Berufsleben immer stärker gefragt, sie ermöglichen den jungen Leuten auch den sicheren, privaten Umgang mit Internet, Facebook & Co.“
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