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Es geht doch! VfL ringt Melsungen nieder

db; 23. Mar 2013, 23:28 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Santos' Wurf ins Glück: Der Siegtorschütze feierte nach Abpfiff mit dem VfL-Maskottchen.
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Es geht doch! VfL ringt Melsungen nieder

db; 23. Mar 2013, 23:28 Uhr
Gummersbach – Wichtiger Sieg lässt Mannschaft und Fans tief durchatmen – Zittern bis zur letzten Sekunde in der Eugen-Haas-Halle - Raul Santos wird bei Heim-Premiere zum Helden.
Von Daniel Beer

Mit einem ganz wichtigen Heimerfolg hat der VfL Gummersbach die nach eigener Aussage „Woche der Wahrheit“ eröffnet. In einem bis zum Schluss hart umkämpften Spiel behielt die Mannschaft am Abend knapp die Oberhand gegen die Gäste aus Melsungen. Zum umjubelten Matchwinner wurde dabei Raul Santos, der bei seinem ersten Auftritt vor heimischer Kulisse in der letzten Spielminute den entscheidenden Treffer markierte. Mit jetzt 14 Punkten steht die Mannschaft weiterhin auf Rang 14 außerhalb der Abstiegszone.

VfL Gummersbach – MT Melsungen 26:25 (13:13).

Von Beginn an sahen die Zuschauer in der ausverkauften Eugen-Haas-Halle ein kampfbetontes Bundesliga-Spiel, bei dem kein Platz für filigranen Handball war. Den ersten Treffer erzielte Adrian Pfahl dann auch folgerichtig per Siebenmeter. Nach zwischenzeitlicher Führung von Melsungen konnte der VfL dann nach einer guten Viertelstunde auf 5:3 stellen und den Vorsprung wenig später auf 8:5 erhöhen. In dieser Phase war Kapitän Vedran Zrnic mit vier Treffern erfolgreichster Schütze der Blau-Weißen und erzielte mit sieben Treffern auch insgesamt die meisten Tore. Dann kassierte Christoph Schindler eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe vom nicht immer glücklich agierenden Schiedsrichter-Gespann. Diese Überzahl nutzen die Gäste eiskalt und glichen zunächst zum 9:9 aus. Ein unnötiger Ballverlust vorn und es stand plötzlich wieder 9:10 für Melsungen.


[Jörg Lützelberger war gegen Melsungen viermal erfolgreich.]

Auf der anderen Seite war für den VfL bei eigener Überzahl dann kaum ein Durchkommen. Torwart Per Sandström rettete zweimal schon eigentlich geschlagen am Boden liegend. Borko Ristovski parierte seinerseits, Jörg Lützelberger verwertete die Steilvorlage seines Keepers – 11:11. Aufregung dann, als die Nordhessen weiter-spielten und zur erneuten Führung trafen, obwohl Gummersbachs Christoph Schindler verletzt am Boden lag. Zum Glück ging es für ihn weiter, Trainer Emir Kurtagic machte seinem Ärger derweil an der Seitenlinie Luft und handelte sich eine Verwarnung ein. Kurz vor dem Pausenpfiff – Spielstand 12:13 – rief der Coach seine Jungs dann noch einmal zusammen. Adrian Pfahl sorgte dafür, dass es mit einem Unentschieden in die Pause ging.  


Auch danach konnte sich keines der beiden Teams entscheidend absetzten – der 13:14-Führung durch Melsungen folgte der direkte Ausgleich, dann lag wieder der VfL mit 16:15 vorne, die Gäste antworteten ebenfalls. Beim Stand von 16:16 musste Pfahl für zwei Minuten runter, doch diesmal hielt die Abwehr besser gegen die Überzahl und musste nur einen Gegentreffer hinnehmen, auch dank einer Riesen-Parade von Ristovski, die für Jubelstürme in der Halle sorgte. Ein aufmerksamer Lützelberger, der im richtigen Moment dazwischen ging und sich alleine mit dem Ball Richtung Tor aufmachte, brachte Gummersbach mit 20:18 in Front. MT-Trainer Michael Roth sah sich genötigt, eine Auszeit zu nehmen, das Spiel ging jetzt in seine entscheidende Phase.


[Beide Teams schenkten sich nichts, hier setzt sich Christoph Schindler durch.]

Die Kreistädter behaupteten ihren Vorsprung von zwei Toren mit 22:20 und hätten das Spiel dann bei eigener Überzahl entscheiden können, wenn nicht sogar müssen. Doch leichter gesagt als getan, statt Vorentscheidung glich Melsungen aus und lag nach Ablauf der Strafe plötzlich wieder vorne. Kurtagic zückte die grüne Karte: durchatmen und Ruhe bewahren. Zrnic dann mit einem ganz wichtigen Siebenmeter zum Ausgleich, Lützelberger zum 24:23. Jetzt saß keiner mehr auf seinem Platz. Wieder die passende Antwort von der MT, dann Putics mit einem seiner fünf Treffer für den VfL – 25:24. Schindler konnte Christian Hildebrand dann nur per Foul stoppen, Michael Allendorf trat zum anschließenden Siebenmeter an und behielt die Nerven. Mit sieben Treffern war er bester Werfer bei den Melsungern.

Mit dem 16. Unentschieden der Partie ging es in die letzten drei Minuten. Ein ärgerlicher Ballverlust von Putics ließ den einen oder anderen Fan schon Böses ahnen, doch auch die Gäste machten einen Fehler. Putics scheitert im Gegenzug an Mikael Appelgren – noch eine Minute auf der Uhr. Und jetzt schlug die bislang größte Stunde von Raul Santos in seiner noch sehr jungen VfL-Historie. Entschlossen nahm er Anlauf an der Torauslinie, schraubte seine 1,80 Meter in die Luft, einmal angetäuscht, zweimal angetäuscht, Wurf: Drin! 26:25! Sein erstes Tor vor eigenem Publikum und was für ein Wichtiges. In der ersten Halbzeit hatte er noch kein Glück beim Abschluss gehabt, trotz einiger guter Gelegenheiten.


[Führte den VfL mit sieben Toren zum Sieg: Kapitän Vedran Zrnic.]

Doch noch galt es, die letzten Sekunden schadlos zu überstehen. Ristovski hielt zunächst gegen Patrik Fahlgren, dann der letzte Versuch der Gäste: Erneut Fahlgren, aber drüber! Aus! Sieg! Der Jubel und die Erleichterung bei Spielern, Verantwortlichen und Fans kannten keine Grenzen. Minutenlang wurde die Mannschaft gefeiert und bedankte sich für die tolle Unterstützung von den Rängen. Alle Häme und Kritik war mit einem Mal wie weggeblasen. Der erste Sieg in der Woche der Wahrheit ist eingetütet, jetzt heißt es nachlegen. Zuerst in Großwallstadt, dann in eigener Halle gegen Wetzlar.

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Stimmen nach dem Spiel:

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Ich gratuliere meiner Mannschaft zu einem hervorragenden Einsatz, die kämpferische Leistung hat heute gestimmt, sie hat Moral und Charakter gezeigt. Das hat am Ende das nötige Glück gebracht. Heute hat man gesehen, dass wir hier gute Arbeit machen, dass die Mannschaft will. Dann gibt es halt auch Spiele, wo das Glück nicht auf unserer Seite ist. Es freut mich, dass die Vorwürfe gegen die Mannschaft jetzt ein Ende haben, diese Mannschaft lebt. Danke an die Zuschauer für die Unterstützung, das war sehr wichtig. Ich hoffe, dass wir jetzt befreit in die nächsten beiden Spiele gehen können. 

Michael Roth (Trainer MT Melsungen): Glückwunsch zum Sieg. Wir haben ein erwartet umkämpftes Handball-Spiel gesehen. Wenn man in so einer Negativspirale ist, braucht man auch das Glück dazu. Ein Unentschieden wäre vielleicht gerecht gewesen, aber so ist das im Sport. Wir hatten zweimal kurz vor Schluss die Chance zum Sieg, bei einem Gegner, der um seine Existenz spielt. Uns fehlen momentan die Mechanismen, um auch einfache Tore zu erzielen. Wir müssen uns jetzt steigern und den Abwärtstrend stoppen. Wir sind bereit, alles dafür zu tun.

VfL Gummersbach

Borko Ristovski
Aljosa Rezar
Nemanja Mladenovic
Christoph Schindler (4)
Vedran Zrnic (7)
Jörg Lützelberger (4)
Andreas Heyme
Adrian Pfahl (5)
Michal Kopco
Raul Santos (1)
Frederik Larsson
Barna Putics (5)
Jan-Lars Gaubatz
Tobias Schröter
Robin Teppich

MT Melsungen

Mikael Appelgren
Per Sandström
Jonathan Stenbäcken (2)
Anton Månsson
Daniel Kubes
Patrik Fahlgren (5)
Malte Schröder (2)
Alexandros Vasilakis
Christian Hildebrand (1)
Felix Danner (3)
Savas Karipidis (3)
Michael Allendorf (7)
Nenad Vuckovic (2)
Grigorios Sanikis  
Christian Zufelde
Phil Räbiger

Zuschauer: 2.105 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider

Siebenmeter: 6/5 - 4/3

Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Schindler, Larsson, Pfahl – Månsson, Schröder)

Spielfilm: 1:0, 3:3, 8:5, 9:11, 11:11, 13:13 (Halbzeit), 13:14, 17:17, 22:20, 24:24, 26:25.
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