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Wenn schon der Handschlag zum Problem wird

nh; 6. Mar 2013, 13:50 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Dr. Ingrid Kreide-Damani (2.v.r.) und Irmgard Hellmann de Manrique (rechts) waren bei der Auftaktveranstaltung 'Dialog der Kulturen' die Refernten. Der Kreis-Integrationsbeauftragte Dr. Christian Dickschen, Rainer Ochel, Kreisamtsleiter für Weiterbildung, und KVHS-Leiterin Renée Scheer (von links) hatten die Veranstaltung organisiert.
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Wenn schon der Handschlag zum Problem wird

nh; 6. Mar 2013, 13:50 Uhr
Oberberg - Manche kulturelle Eigenart wird beim Behördengang mitunter zum Problem, sowohl für die Verwaltungsmitarbeiter, als auch den Kunden - Mit dem „Dialog der Kulturen“ will die Volkshochschule Grundsätzliches erklären.
Von Nils Hühn

Andere Länder, andere Sitten. In dieser beliebten Weisheit steckt viel Wahrheit, wie Verwaltungsmitarbeiter häufig feststellen. Zum Teil wird ihnen der Handschlag verweigert, manchmal wollen Männer nicht mit Frauen reden oder der Behördengänger hat seinen feinsten Sonntagsanzug an. „Es gibt die verschiedensten Situationen, in die man geraten kann“, erklärt Irmgard Hellmann de Manrique von Ethnologie in Schule und Erwachsenenbildung (ESE, Münster). Sie führte mit ihrer Kollegin Dr. Irmgard Kreide-Damani durch die Auftaktveranstaltung der Reihe „Dialog der Kulturen“.


Heute trafen sich in der Volkshochschule des Oberbergischen Kreises in Niederseßmar knapp 20 Mitarbeiter aus verschiedenen Verwaltungen. 13 davon kamen aus den hiesigen Jobcentern. Besonders dort kommen die Verwaltungsangestellten häufig in Kontakt mit Personen mit Zuwanderungshintergrund. Die Teilnehmer haben schon oft Situationen erlebt, in denen sie sich missverstanden fühlten. Wie zum Beispiel, wenn muslimische Männer einem zur Begrüßung nicht die Hand reichen möchten. „Bei streng religiösen Menschen oder welchen, die noch nicht lange in Deutschland leben, kann das vorkommen“, erklärte Hellmann. Dabei sind diese Menschen eigentlich nur besonders höflich und wollen mit dem verweigerten Handschlag keineswegs respektlos wirken, auch wenn das vom Verwaltungsmitarbeiter durchaus so verstanden werden kann.

Dr. Ingrid Kreide-Damani nannte noch ein Beispiel dafür, warum einige Menschen, die ein Amt aufsuchen, vorab schon mit einer negativen Einstellung auftauchen: „Viele haben in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit Behörden gemacht.“ Für andere sei ein Behördengang hingegen etwas besonders und daher würden sie ihre „Sonntagsanzug“ anziehen, was für den Verwaltungsmitarbeiter wiederum merkwürdig sein könnte. In der Veranstaltungsreihe „Dialog der Kulturen – Interkulturelle Kompetenz in der Verwaltung“ soll den Mitarbeitern diese kulturellen Besonderheiten erklärt und damit der Umgang erleichtert werden. „Es gibt jedoch kein Patentrezept“, merkte Hellmann an.

Die heutige Veranstaltung war nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe an Fortbildungen zum Thema „Dialog der Kulturen. „Die große Resonanz hat gezeigt, dass dieses Thema die Menschen interessiert“, erklärte KVHS-Leiterin Renée Scheer, dass die Auftaktveranstaltung schnell ausgebucht war. Bereits am 12. April gibt es die nächste Veranstaltung, bei der noch Plätze frei sind. Interessierte können sich über das Kursangebot der Volkshochschule auf www.vhs-oberberg.de informieren.
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