Archiv

VfL Gummersbach: Indiskutable Vorstellung und Trauerspiel gegen Göppingen

pl; 3. Oct 2001, 23:30 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

VfL Gummersbach: Indiskutable Vorstellung und Trauerspiel gegen Göppingen

pl; 3. Oct 2001, 23:30 Uhr
(pl/3.10.2001-23:15) Gummersbach - Am heutigen Abend unterlag der VfL Gummersbach vor nur 350 Zuschauern in der ersten Runde des DHB-Pokals Frisch Auf Göppingen völlig verdient mit 19:24.

[Bilder Oliver Mengedoht --- Der VfL (hier Umberto Brajkovic) am Boden.]



VfL Gummersbach - FA Göppingen 19:24 (7:10).



Da fehlen einem fast die Worte: Was die Handballer des VfL heute ihren treuesten Fans - 350 an der Zahl - geboten haben, spottet jeder Beschreibung. Mit Handball auf Bundesliga-Niveau hatte dies jedenfalls nichts mehr zu tun. "Ich muss mich für die Leistung meiner Mannschaft bei allen entschuldigen", hatte denn auch Trainer Thomas Happe die Vorstellung seiner Mannschaft auf den Punkt gebracht. Und die Entschuldigung Happes war auch mehr als angebracht, denn keiner seiner Spieler zeigte gegen die bestenfalls durchschnittlichen Gäste aus Göppingen auch nur den Hauch von Gegenwehr, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Nicht, dass der unbedingte Wille fehlte, heute offenbarte die VfL-Truppe deutlicher denn je spielerische Defizite.

[Nicht nur auf diesem Bild scheinen die Gummersbacher (Handschke und Stankiewicz) so recht zu wissen, was sie mit dem Ball nun anfangen wollen.]



Der Spielverlauf ist schnell geschildert: Über 2:0 und 6:3 gingen die Gäste völlig verdient mit einer Drei-Tore-Führung in die Pause. Thomas Happe hatte in den ersten 13 Minuten seine erste Rückraum-Garde geschont - Kyung-Shin Yoon und Francois-Xavier Houlet waren noch grippegeschwächt. Doch auch nachdem Yoon (für Umberto Brajkovic), Houlet (für Oliver Plohmann) und Tobias Schröder (für Marco Beers) in Aktion traten, lief es alles andere als rund. Im Gegenteil: "Nick" bestätigte einmal mehr seine seit nun fünf Spielen andauernde sportliche Krise, und auch seine Nebenleute "glänzten" durch ideenlose Aktionen, ganz zu schweigen von einer katastrophalen Chancenauswertung.



Nach 22 Minuten hatte der VfL gerade einmal drei (!) Feldtore erzielt, nach 39 Minuten waren es derer sieben. Auf der anderen Seite spielte die Mannschaft von FA-Coach Christian Fitzek zwar auch keinen schönen, aber dafür effektiven Handball. Das Resultat: In der 43. Minute war beim 17:10 für die Gäste auch das letzte Quentchen Luft beim konsterniert wirkenden VfL raus.

[Der Ex-Gummersbacher Jörn Schläger steuerte zwei Treffer gegen seinen alten Arbeitgeber bei (linkes Bild). Allen Grund zur Freude hatte Göppingens Schlussmann Jaume Fort: Mit 14 Paraden, darunter zwei gehaltene Strafwürfe von Yoon und Choi, hatte der Spanier maßgeblichen Anteil am Sieg der Gäste.]



Undiszipliniertheiten der Gummersbacher, die sich dann in der Schlussphase noch zum spielerischen Unvermögen gesellten - zweimal zwei Minuten gegen Plohmann, Zeitstrafe gegen Houlet wegen Meckerns - legten dem Topf den Deckel auf. Schluss, aus und vorbei - der VfL steckt tiefer denn je in einer sportlichen Krise.

[Kraft- und ideenlos wirkte auch heute wieder Kyung-Shin Yoon.]



Aber wie soll man da so schnell wieder rauskommen? Eine passende Antwort darauf hatte Thomas Happe auch nicht parat. "Es muss sich grundlegend etwas ändern", waren seine Worte bei der Pressekonferenz. Aber was? "Ich muss von meinen Leute, die körperlich fit sind, einfach mehr Engagement sehen. Und die anderen Spieler, wenn auch angeschlagen, müssen in den wenigen Minuten auf dem Feld alles geben." Die Worte des Trainers hätte man bereits nach der 20:23-Schlappe beim Saison-Heimauftakt gegen Wallau Massenheim aufzeichen können, sie wiederholten sich in den letzten Wochen mehrfach.



Etwas Unverständnis seitens der Zuschauer weckte die Tatsache hervor, dass Neuverpflichtung Hyun-Ho Choi erst nach 39 Minuten zum Einsatz kam, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Okay, in Magdeburg hatte Choi auch nicht gerade seinen besten Tag erwischt, aber schlimmer als seine Nebenleute konnte der Koreaner gar nicht spielen. Und bei seinem heutigen Kurzeinsatz zeigte der Koreaner wenigsten eine Tugend, die seinen Kollegen diesmal völlig abging: Tordrang mit der Bereitschaft, auch mal Eins gegen Eins zu gehen - mit dem Resultat, das Choi mit vier Toren neben Kreisläufer Maik Handschke effektivster Werfer war. Wenigstens eine positive Sache, die man dem heutigen Totalausfall abgewinnen kann.



Man darf gespannt sein, wie der VfL diese Talfahrt stoppen wird. Gelegenheit dazu hat die Happe-Truppe genug: Drei Heimspiele in Folge (Schutterwald, erneut Göppingen und Wetzlar) stehen auf dem Programm. Frag sich nur, wie viele Zuschauer sich dieses Trauerspiel noch anschauen wollen. Es dürfte sicher sein, dass viele der heute in der Halle anwesenden Fans zweimal überlegen werden, ob sie sich solch ein Trauerspiel nocheinmal antun wollen.

[Des einen Freud, des anderen Leid: Während VfL-Trainer Thomas Happe alles andere als zufrieden sein konnte (links), freute sich Christian Fitzek über den ersten Auswärtssieg der Saison seines Teams gegen einen Bundesligisten.]



Zeitstrafen: 10:10 Minuten (zweimal Plohmann, Ilper, Yoon, Houlet - zweimal Nagel, Roggisch, Schläger, Knezevic).



Siebenmeter: 4:1 - 2:1.



VfL Gummersbach:



Jan Stankiewicz (1.-45.; 49.-60.)

Egon Graf (46.-48.)



Jörn Ilper (1)

Kyung-Shin Yoon (3/1)

Marco Beers (1)

Francois-Xavier Houlet (2/1)

Umberto Brajkovic (3)

Tobias Schröder

Oliver Plohmann

Sead Kurtagic (1)

Hyun Ho Choi (4)

Maik Handschke (4)

Dirk Hartmann (n.e.)

Aleander Bommes (n.e.)



FA Göppingen:



Andreas Bulei (n.e.)

Jaume Fort (14 Paraden, darunter zwei Siebenmeter)



Oliver Roggisch (1)

Pascal Morgant (2)

Bezerra de Menezes Souza (4)

Jörn Schläger (2)

Patrick Kersten (1)

David Szlezak (4)

Oliver Beiser

Marco Huth (1)

Marc Nagel (3)

Aledsadar Knezevic (5/1)

Hajo Wulff (1)

WERBUNG