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Fußball-Stichtag: Ein Torwart, der auch als Stürmer gefürchtet war

Red; 11. Feb 2013, 10:10 Uhr
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Fußball-Stichtag: Ein Torwart, der auch als Stürmer gefürchtet war

Red; 11. Feb 2013, 10:10 Uhr
Oberberg - Frank Winkler porträtiert Wolfgang Töpfer, der über Jahrzehnte als Aktiver und Trainer im oberbergischen Fußball tätig war und heute seinen 80. Geburtstag feiert.
Wolfgang Töpfer wurde am 11. Februar 1933 im schlesischen Hansdorf geboren. In den Wirren der Nachkriegszeit verschlug es die Familie 1946 ins Oberbergische, wo sie in der Kreishauptstadt Gummersbach ihre neue Heimat fand. Schon in frühen Jahren trat der fußballbegeisterte Wolfgang dem VfL Gummersbach bei. Nach seinem alterbedingten Sprung in den Jugendbereich wechselte der talentierte Torwart zum besten oberbergischen Fußballverein, dem TuS Derschlag, der in der Spielzeit 1952/53 in der Landesliga Mittelrhein, der dritthöchsten Liga in Westdeutschland, spielte. Dort konnte er sich jedoch nicht gegen Stammtorwart Werner Heinsch durchsetzen.

So kehrte Töpfer zur Spielzeit 1953 zurück zum VfL Gummersbach in die 1. Kreisklasse. Es wurde nicht nur für Töpfer ein sehr erfolgreiches Jahr. Der VfL spielte von Beginn an vorne mit. Am 4. April gewann man in der Lochwiese gegen den ärgsten Konkurrenten um den Aufstieg, den VfL Engelskirchen, mit 5:1, was den Grundstein für die Meisterschaft legte, letztlich belegte Gummersbach mit sieben Punkten Vorsprung auf Engelskirchen den 1. Tabellenplatz und stieg damit in die Bezirksklasse Mittelrhein auf. In derselben Spielzeit gewann der VfL im Endspiel um den Kreispokal im heimischen Stadion gegen den hoch favorisierten Landesligisten TuS Derschlag mit 1:0. Bereits in der 10. Spielminute brachte Kerber den Kreisligisten in Führung. In der Folgezeit bestimmten die technisch besseren Derschlager zwar weitgehend das Spiel und erarbeiteten sich auch mehrere gute Torchancen, doch Töpfer und der umsichtige Ausputzer Dieter Boden sicherten den knappen Sieg.



In den nächsten Jahren war Töpfer ein Garant dafür, dass der VfL diese Klasse halten konnte.  Seine Fähigkeiten als Torwart waren natürlich auch anderen oberbergischen Vereinen nicht entgangen und so wechselte Töpfer zur Spielzeit 1957/58 zum Landesligisten SSV Bergneustadt. Mit Töpfer als Torwart war Bergneustadt ein gefürchteter Gegner, der sowohl in der Liga als auch in den verschiedenen Pokalwettbewerben oder bei hochkarätigen Freundschaftsspielen ihr Können zeigte. So schaffte man es bis in die 6. Runde des Mittelrheinpokals, wo man dem Verbandsligisten SSG Bergisch Gladbach nach Verlängerung ein Unentschieden abnötigte. Im selben Jahr empfing der SSV im heimischen Wilhelm-Bisterfeld-Stadion den Zweitligisten Wuppertaler SV und verlor nach einer starken Leistung nur knapp mit 2:4.

Zwei Jahre später erreichte man in einem weiteren Freundschaftsspiel gegen den Wuppertaler SV ein ebenso ehrenvolles Ergebnis. Dennoch konnte der Fachmann erkennen, dass die Leistungen des SSV nachgelassen hatten. Die alten Kämpen waren in die Jahre gekommen und hatten ihren Zenit überschritten. Die Jungen konnte dieses Leistungsdefizit nicht gleichwertig ausfüllen, so dass der SSV am Ende der Spielzeit 1960/61 in die Bezirksklasse absteigen musste. Ein Jahr blieb Töpfer noch beim SSV Bergneustadt, der angestrebte sofortige Wiederaufstieg wurde jedoch verfehlt.

1962 heuerte Töpfer wieder in Gummersbach an, wo er in den nächsten Jahren wiederholt versuchte, mit der Mannschaft in die Landesliga aufzusteigen. Töpfer stand dabei nicht nur als Torwart seinen Mann, wenn er gebraucht wurde, spielte er auch im Sturm. Als der VfL Gummersbach am 29. Mai 1965 in der heimischen Lochwiese den Bundesligisten 1. FC zu einem Freundschaftsspiel erwartete, stand Töpfer jedoch im Tor. Bereits in der 5. Spielminute schoss Hennes Löhr einen Freistoß aus 18 Metern aufs Tor, den Torwart Wolfgang Töpfer durch die Arme ins Tor gleiten ließ. Erst in der zweiten Halbzeit setzte sich die spielerische Überlegenheit durch. Hans Sturm, Toni Regh und erneut Löhr erzielen drei weitere Tore, trotz seines Fehlers beim 0:1 sorgte Töpfer mit seinen Paraden dafür, dass sich die Niederlage in Grenzen hielt.

Der VfL Gummersbach hatte sich indes weiter verstärkt, die Mannschaft war unter der Leitung von Hans Böhme zusammengewachsen, zudem zeigten hervorragende Einzelspieler wie Dieter Pickardt, Jürgen Liedtke oder Günter Leßmann ihr überragendes Können. Am Ende dieser Spielzeit stand der VfL Gummersbach punktgleich mit dem TuS Lindlar auf dem ersten Tabellenplatz. Da das Torverhältnis zu dieser Zeit noch keine Rolle spielte - Gummersbach hatte eine Tordifferenz von plus 43, Lindlar von plus 16 -, setzte der Verband für den 21. Mai 1967 ein Entscheidungsspiel an, und setzte als Spielort den Sportplatz in Engelskirchen fest. An diesem Tag säumten fast 5.000 Zuschauer das Spielfeld. Zur Pause stand es nach einem recht ausgeglichenen Spiel 0:0. Erst zwölf Minuten vor Schluss erzielte Siegfried Siegel nach schöner Vorlage von Dieter Huland das letztlich entscheidende Tor für den VfL, der damit erstmals den Aufstieg in die Landesliga schaffte. Töpfer war gleichzeitig Trainer bei der SpVg Dümmlinghausen-Hesselbach in der 2. Kreisklasse Oberberg.

Am 11. Juli 1967 verlor Töpfer mit einer Oberbergischen Auswahlmannschaft vor 1.500 Zuschauer in der Lochwiese gegen den Bundesligisten MSV Duisburg mit 0:7. Wenige Wochen später gewann der VfL auch das erste Meisterschaftsspiel beim SSV Troisdorf nach Toren von Horst Rogge, Siegfried Siegel und Henke mit 3:1. Auch in dieser Spielzeit war Töpfer Trainer bei der SpVg Dümmlinghausen.

1968 wurde Töpfer für eine Spielzeit Spielertrainer beim SV Frielingsdorf in der 1. Kreisklasse Rhein-Berg. Ein Jahr später sah man Töpfer dann wieder im Trikot des Landesligisten VfL Gummersbach. In der nächsten Spielzeit gab es beim VfL Probleme mit Trainer Heiner Frohwein, so dass sich der Vorstand Mitte Juli 1970 entschloss, Töpfer mit dem Traineramt zu betrauen. Als am 1. Spieltag die Amateurmannschaft von Bayer 04 Leverkusen mit 4:3 bezwungen wurde, wobei Töpfer selber noch das zwischenzeitliche 4:1 erzielte, schien auch alles auf einem guten Weg zu sein. Am 30. April 1971 wurde Töpfer jedoch vom Vorstand vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen und durch Gerd Burkhardt ersetzt.

1971 wurde Töpfer Trainer beim westfälischen Verein Kiersper SC 04, die in der Bezirksklasse Westfalen spielten. Drei Jahre lang war Töpfer dort tätig, ehe es ihn wieder einmal zum VfL zog. 1974 spielte er zunächst in der Reservemannschaft des VfL mit, ehe er im Dezember ein Angebot des westfälischen Bezirksklassenvereins RSV Meinerzhagen erhielt, die Mannschaft als Nachfolger des freiwillig ausgeschiedenen Pavlovic zu übernehmen. Anderthalb Jahre blieb Töpfer in Meinerzhagen.

Inzwischen war Töpfer ein gefragter Trainer geworden, und auch, wenn er nicht direkt zu Saisonbeginn einen Verein hatte, so dauerte es meistens nicht lange, ehe sich ein Vereinsvertreter bei ihm meldete. So wurde er im Oktober 1976 neuer Trainer beim TSV Ründeroth in der 1. Kreisklasse Oberberg. Auch hier blieb er anderthalb Jahre Trainer, ehe er 1978 zum Ligakonkurrenten SSV Marienheide wechselte. Drei Jahre später übernahm er die A-Jugendmannschaft des VfL Gummersbach und startete mit dieser eine wundervolle Erfolgsgeschichte, die in der Verbandsliga Mittelrhein endete. In der ersten Saison belegte die VfL-Truppe hinter Bayer 04 Leverkusen, dem 1. FC Köln, Alemannia Aachen und dem TuS Höhenhaus einen hervorragenden fünften Tabellenplatz.

Neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Jugendtrainer war Töpfer über Jahre hinweg Ausbilder der Übungsleiter des Fußballkreises Oberberg. 1986 ging er zum A-Ligisten SV Frömmersbach, mit der er allerdings den Abstieg hinnehmen musste. Töpfer blieb trotzdem an Bord, verpasste aber knapp den anvisierten direkten Wiederaufstieg. Im dritten Jahr erreichte man dann nur noch einen biederen Mittelfeldplatz, woraufhin Töpfer seine Tätigkeit in Frömmersbach beendet. Am 15. April 1991 wurde Töpfer als Nachfolger von Reinhold Tanzius bei „seinem“ in der Bezirksliga stark abstiegsbedrohten VfL Gummersbach. Die erste Partie gegen den TuS Stammheim ging auch prompt mit 0:2 verloren und riss den VfL noch tiefer in den Abstiegsstrudel. Am vorletzten Spieltag gewann man beim TuS Wiehl mit 1:0, und als dann am letzten Spieltag der VfL Leverkusen auf heimischen Platz mit 2:0 bezwungen werden konnte, war der Klassenerhalt nach sagenhaften 14:4 Punkten aus den letzten neun Spielen geschafft.

Nach dem Ende seiner Tätigkeit beim VfL war Töpfer noch einige Jahre im Dienst des Fußballkreises Oberberg tätig, bevor er mit 60 Jahren die aktive Trainertätigkeit beendete. Dennoch sah man Töpfer jahrelang in der Alt-Herren-Mannschaft des VfL Gummersbach – und das auch heute noch.  

Wer mit Frank Winkler in Kontakt treten möchte, kann dies unter oberberg-fussball@gmx.de tun. Auf seiner Homepage zum Fußball im Oberbergischen (www.oberberg-fussball.de) sind weitere Informationen zu finden. 
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