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Von 26 Mark Tageseinnahmen und 600.000 Mark Minus

nh; 27. Nov 2012, 13:50 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Innungs-Obermeister Dietmar Schmidt überreichte die Goldenen Meisterbriefe an Eberhard Stöcker, Karl-Heinz Wirtz und Gert Bertram (v.l.n.r.).
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Von 26 Mark Tageseinnahmen und 600.000 Mark Minus

nh; 27. Nov 2012, 13:50 Uhr
Waldbröl - Die Bäckermeister Gert Bertram, Eberhard Stöcker und Karl-Heinz Wirtz erhielten heute den Goldenen Meisterbrief und hatten viele interessante Geschichten zu erzählen.
Von Nils Hühn

Dietmar Schmidt ist seit neustem Obermeister der Bäckerinnung Bergisches Land und lud heute drei Bäckermeister ins Café Schmidt an der Kaiserstraße ein, um ihnen die Goldenen Meisterbriefe zu verleihen. Gemeinsam hatten Gert Bertram, Eberhard Stöcker und Karl-Heinz Wirtz die Abendschule besucht und vor 50 Jahren die Meisterprüfung bestanden. „Eure Generation hat das Bäckerhandwerk groß rausgebracht“, lobte Schmidt. „Damals war die Innung noch wie eine große Familie.“


So wurde die kleine Feierstunde im Café auch zu einer Art Familientreffen. Die mittlerweile im Ruhestand befindlichen Bäckermeister ließen die vergangenen Jahre Revue passieren. So berichtete Stöcker, dass er am 6. Dezember 1948 mit seinem Vater in Nümbrecht Homburg-Bröl mit dem Backen begonnen hätte. Am ersten Tag hatte die Familien-Bäckerei 26 Mark eingenommen. „Damals kostete das Brötchen noch drei Pfenning“, wusste der mittlerweile 82-jährige Bertram zu berichten. Bis 1997 stand Stöcker mit seinen Eltern in der Backstube. Als er den Laden mit 58 Jahren aufgab, war sein Vater 87 Jahre und seine Mutter 91 Jahre alt und beide standen noch regelmäßig am Ofen und im Laden.

Der in Waldbröl-Schönenbach geborene Gert Bertram hatte eine kleine Backstube in seinem Geburtsort. Bereits drei Jahre vor seiner Meisterprüfung hatte er sich selbstständig gemacht. 40 Jahre lang backte er morgens Brote und Brötchen und fuhr sie anschließend gemeinsam mit seiner Frau in Waldbröl und Umgebung aus. „Man hatte seine festen Stammkunden“, so Bertram. Doch mittlerweile hat sich dies geändert. Große Bäckereien mit mehreren Filialen haben die kleinen Dorfbäckereien verdrängt. „Das ist sehr schade“, so Stöcker.

Der Dritte im Bunde ist Karl-Heinz Wirtz. Mit 22 Jahren war der Nümbrechter 1962 der jüngste Bäckermeister Deutschlands und arbeitete anschließend in verschiedenen größeren Bäckereien. Zu der spannendsten Zeit gehörte seine Arbeit bei der Bäckerei-Kette Kamps. 1984 fing er in Bergisch Gladbach als Teigmacher an und arbeitete sich bis zum Produktionsleiter hoch. 200 Angestellte hatte Wirtz unter sich und damit auch eine große Verantwortung. „In einem Monat hatten wir 600.000 Mark Minus gefahren und ich musste zum Chef“, berichtete Wirths heute. Nach einem Herzinfarkt ging Wirtz 1999 in den Ruhestand.

Als viertes Mitglieg der 62er-Meisterklasse sollte heute auch der Nümbrechter Manfred Pack geehrt werden. Doch der leidenschaftliche Golfspieler befindet sich derzeit im Urlaub. Pack hatte einen kleinen Bäckerladen in Bierenbachtal und nach dem Eintritt ins Rentenalter war er als Museumsbäcker auf Schloss Homburg und im Haus Dahl ein gefragter Mann. Nach seinem Urlaub wird auch er den Goldenen Meisterbrief erhalten, so Obermeister Schmidt.
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