Archiv

Kraftloser VfL wird überrannt

pn; 21. Nov 2012, 22:44 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Die VfL-Profis mussten die Überlegenheit der Flensburger neidlos anerkennen.
ARCHIV

Kraftloser VfL wird überrannt

pn; 21. Nov 2012, 22:44 Uhr
Gummersbach - Nur 40 Minuten kann die Mannschaft von Emir Kurtagic mit Flensburg mithalten, ehe sich die dünne Bank bemerkbar macht - Dieser Artikel in Oberberg-Aktuell wird präsentiert von der ‚Bäckerei Diwald’.
Von Peter Notbohm

Die Vorzeichen vor der Partie waren klar. Während die Mannschaft von Trainer Emir Kurtagic derzeit jeden Punkt im Kampf gegen den Abstieg benötigt, sind die Flensburger nach der überraschenden Niederlage in Hannover auf jeden Zähler im Kampf um die Europapokalplätze angewiesen. Durch die heutige Niederlage stagnieren die Oberbergischen allerdings im unteren Tableau und bleiben auf Rang 13. Flensburg konnte sich durch den deutlichen Auswärtssieg hingegen um einen Platz auf Rang sechs verbessern.

VfL Gummersbach – SG Flensburg-Handewitt 21:31 (13:16).

[Im ersten Durchgang noch Aktivposten. Nach dem Seitenwechsel tauchte Dennis Krause wie der Rest der Mannschaft allerdings völlig unter.]

Die Voraussetzungen waren für beide Trainer recht ähnlich. Auf der einen Seite musste VfL-Trainer Emir Kurtagic weiterhin auf die beiden verletzten Spielmacher Kentin Mahé und Christoph Schindler verzichten, aber auch Gästecoach Ljubomir Vranjes hat derzeit mit einigen Ausfällen zu kämpfen. Jüngstes Opfer ist Arnor Atlasson, der sich im Champions League Spiel gegen Hamburg einen Achillessehnenriss zugezogen hat. Dementsprechend war von beiden Seiten kein spielerisches Sahnestück zu erwarten, vielmehr sollte die bessere Defensivleistung die Partie entscheiden – und hier hatten die Flensburger heute ganz klare Vorteile.

Bereits in der Anfangsphase zeigte sich die Gummersbacher Deckung mehrfach nicht völlig auf der Höhe und kassierte drei der ersten vier Gegentreffer per Siebenmeter durch Linksaußen Anders Eggert, der humorlos jeden Siebenmeter souverän verwandelte. Durch Treffer von Dennis Krause, Adrian Pfahl und Vedran Zrnic blieb der VfL bis zum 3:4 (9.) dennoch auf Augenhöhe, auch weil Borko Ristovski in der Anfangsphase einige Bälle halten konnte. Nach einem schönen Hüftwurf von Barna Putics und einem Gegenstoßtreffer von Goran Sprem gingen die Gastgeber sogar kurzzeitig zum 5:4 (11.) in Führung. Diese sollte allerdings nicht von langer Dauer sein.

[David Wiencek wurde in der Schlussphase ins kalte Wasser geworfen und holte immerhin einen Siebenmeter heraus.]

Bis zum 7:7 (17.) blieben beide Teams noch auf Augenhöhe, ehe Flensburg kurz den Turbo zündete. Beim 7:11 (21.) durch Steffen Weinhold nahm Kurtagic seine Auszeit und mahnte sein Team, endlich wieder in der Defensive zu arbeiten. „Ihr steht nur daneben und guckt zu, wie sie an euch vorbeilaufen“, raunte er seine Spieler zu Recht an. Zwar nahmen nun auch die Gäste wieder ein wenig das Tempo heraus, doch wirklich viel Gegenwehr mussten die Norddeutschen auch nicht leisten, um den VfL auf Distanz zu halten. Ohne Spielmacher blieb der VfL leicht ausrechenbar und scheiterte ein ums andere Mal am guten Flensburger Innenblock. Einzig Dennis Krause vermochte die Partie mit einigen schönen Treffern über 9:12 (23.) und 12:14 (28.) aus der zweiten Reihe zur Pause noch offen zu halten.

Nach dem Seitenwechsel dasselbe Bild. Flensburg baute durch zwei schnelle Tore von Holger Glandorf und Lasse Svan Hansen die Führung auf 13:18 aus. Zwar gelang es Kapitän Vedran Zrnic den alten Pausenabstand mit zwei Treffern zum 15:18 (33.) noch einmal herzustellen, doch damit hatte der VfL sein Pulver auch weitestgehend verschossen. Bis zum 19:22 (43.) durch Adrian Pfahl blieben die Hausherren noch in Schlagdistanz, ehe zwei berechtige Zeitstrafen gegen Abwehrchef Michal Kopco und Barna Putics ihr Übriges taten. Da half es dann auch wenig, dass der solide haltende Ristovski einen Siebenmeter von Eggert entschärfen konnte. In Überzahl zogen die Gäste vorentscheidend auf 19:26 (50.) davon.
[Borko Ristovski lieferte eine solide Leistung ab, konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern.]

Technischer Fehler reihte sich nun an technischen Fehler und man merkte gerade den Rückraumspielern an, dass sie mit der Kraft am Ende waren. In der Schlussphase brachte Kurtagic mit Andreas Heyme, Jan-Lars Gaubatz und auch David Wiencek zwar einige Nachwuchsspieler, doch auch diese konnten die deutliche Niederlage nur noch verwalten. Über Szenenapplaus durfte sich zumindest Wiencek freuen, der einen Tempogegenstoß abfing und zudem einen Siebenmeter herausholte, diesen selbst aber nicht verwandeln konnte.

Insgesamt fällt die Einzelbewertung der VfL-Spieler heute allerdings eher negativ aus. Ein strukturiertes Spiel war kaum zu erkennen – was ohne etatmäßigen Spielmacher allerdings auch nicht wirklich verwunderlich sein dürfte. Denn egal wer dort heute auflief, ob Krause, Putics oder auch kurzzeitig Nemanja Mladenovic, echte Ordnung wollte bei diesen gelernten Shootern nie aufkommen. Die rechte Seite wurde von den Flensburgern frühzeitig attackiert, so dass Pfahl und Zrnic weitestgehend abgemeldet waren.
 
[Kentin Mahé und Christoph Schindler wurden schmerzlich vermisst.]

Anders die linke Seite, der deutlich mehr Freiräume gelassen wurden. Während Dennis Krause dies vor der Pause noch zu nutzen wusste, nach dem Seitenwechsel aber unverständlicherweise aufhörte es weiter zu versuchen, zeigte sich Barna Putics heute mal wieder von seiner schwächeren Seite. Neben zahlreichen Fehlwürfen fiel der Ungar in der Schlussphase vor allem durch ständiges Provozieren des Gegners auf. Auch die Kreisläufer waren bei der sehr guten Flensburger Deckung völlig abgemeldet, so dass die Niederlage am Ende zwar vielleicht ein wenig zu hoch ausfiel, aber gegen eine gut aufgelegte Gästemannschaft trotzdem völlig verdient war.  Es bleibt zu hoffen, dass die Kurtagic-Schützlinge in der spielfreien Woche genügend Kräfte sammeln, um im anstehenden wichtigen Spiel in Lemgo wieder topfit zu sein. Denn während Flensburg ein Gegner war, gegen den man durchaus verlieren darf, täte eine Niederlage in Westfalen deutlich mehr weh.

VfL Gummersbach
Aljosa Rezar (20.-30., keine Parade)
Borko Ristovski (1.-20. und 30.-60. Minute, 11 Paraden, darunter ein Siebenmeter)  
Dennis Krause (5)
Robin Teppich (n.e.)
Barna Putics (4)
Andreas Heyme
Michal Kopco
Nemanja Mladenovic
Jörg Lützelberger (1)
Adrian Pfahl (3)
Jan-Lars Gaubatz (1)
Goran Sprem (3)
Vedran Zrnic (4/2)
David Wiencek

Flensburg-Handewitt
Andersson, Mattias (1.-60. Minute, 12 Paraden, darunter ein Siebenmeter)    
Rasmussen, Sören (zu einem Siebenmeter eingesetzt, gehalten)
Karlsson, Tobias
Machulla, Maik               
Eggert, Anders (8/5)     
Glandorf, Holger (4)
Mogensen, Thomas (6)
Weinhold, Steffen (2)  
Dibbert, Morten (1)
Heinl, Jacob (1)
Voigt, Malte (1/1)          
von Gruchalla, Florian (5)
Svan Hansen Lasse (3)
Knudsen, Michael

###CONTENTGAL###

Stimmen:
Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Ich bin heute sehr enttäuscht von meiner Mannschaft. Gerade mit der Leistung in der zweiten Halbzeit bin ich überhaupt nicht einverstanden. In der Halbzeit habe ich in der Kabine noch viele Sachen angesprochen, die uns aber dann komplett gefehlt haben. Flensburg hatte heute Herz, Leidenschaft und Einsatz und genau das habe ich auf unserer Seite vermisst. Man kann gegen Flensburg verlieren, aber nicht in dieser Art und Weise. Das war desolat am Ende. Wenn man nur acht Tore in einer Halbzeit wirft kann man kein Handballspiel gewinnen!“

Ljubomir Vranjes (Trainer SG Flensburg-Handewitt): „Wir haben heute hoch verdient die zwei Punkte in Gummersbach gewonnen. Meine Mannschaft hat heute trotz der ganzen Ausfälle mit Herz gekämpft und dafür sind wir belohnt worden. Ich bin sehr zufrieden wie sich das Team heute präsentiert hat!“
Adrian Pfahl: Wir haben uns heute gegen angeschlagene Flensburger was ausgerechnet und wollten einen heißen Tanz liefern. Das ist uns leider nicht ganz gelungen, auch wenn es am Ende etwas zu hoch ausfiel. Wir haben es ihnen aber auch zu einfach gemacht. Keiner von uns hat Lust, wieder in die Winterpause zu gehen, um jeden Zähler bangen zu müssen und auf die Rückrunde zu hoffen. Deshalb müssen wir uns jetzt intensiv auf Lemgo vorbereiten.

David Wiencek: Wir haben am Anfang die Fehler gemacht und das darf man gegen Flensburg einfach nicht. Am Ende wurden wir überrannt. Wir werden jetzt eine Woche hart arbeiten und uns auf das Spiel in Lemgo vorbereiten.

Holger Glandorf:  Ich persönlich war ein wenig müde heute und wir sind froh, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Zum Ende konnten wir uns dank einer guten Deckung und einem starken Torwart deutlich absetzen.

Schiedsrichter
Hartmann / Schneider

Zuschauer
 1740

Strafen
6:2 Minuten (Pfahl, Kopco, Putics – Svan Hansen).

Siebenmeter
4/2 – 6/5 (Zrnic scheitert an Rasmussen, Wiencek scheitert an Andersson - Eggert scheitert an Ristovski).

Beste Spieler:
Krause (erste Halbzeit) – Knudsen, Karlsson, Mogensen
  
WERBUNG