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"Kummerkasten" der VfL-er und andere Ehrenamtler geehrt

om; 25. Sep 2001, 03:17 Uhr
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"Kummerkasten" der VfL-er und andere Ehrenamtler geehrt

om; 25. Sep 2001, 03:17 Uhr
(om/24.9.2001-23:50) Von Oliver Mengedoht
Gummersbach - Im Mittelpunkt standen bei diesem "Bürger-Treffen" der Stadt die Ehrenamtler.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Zahlreiche Ehrenamtler wurden für ihren Einsatz geehrt.]



Bürgermeister Paul-Gerhard Schmitz hatte zu dem Treffen eingeladen, das inklusive Verpflegung und Unterhaltungsprogramm von der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt gesponsert worden war. Gedanken- und Erfahrungsaustausch wollte der Bürgermeister der Stadt Gummersbach damit bezwecken, ebenso Einander-Kennenlernen und Näherkommen, aber auch Kritik und Anregungen der Bürger aufnehmen. "Dem Rat Verständnis auch für unpopuläre Entscheidungen verschaffen, Transparenz in der Verwaltung erreichen sowie Mitreden für die Bürger" - das nannte Schmitz als Ziele für den Abend.



Zu Beginn trat ein Jubilar auf: Der Männerchor Strombach feierte schließlich seinen 125. Geburtstag. Die Lachmuskeln strapazierte anschließend das zweiköpfige "Rurtal-Trio", das in den eigenen satirischen Programmpunkten viele lokale Gegebenheiten einstreute.



"Aufwertung der gesamten Region"

[Der Ratssaal war voll zum Bürgertreff.]



Rat und Verwaltung, so der Bürgermeister, seien bemüht, die Bürger in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen, weswegen er einmal an die anstehenden Hauptthemen erinnerte, auch wenn es "in der Natur der Sache liegt, dass unter Umständen Kompromisse geschlossen werden müssen". Besonders beachtete er dabei die Wirtschaftsförderung, "die ich mir auf die Fahne geschrieben habe und mit Hilfe meiner Mitarbeiter, der Hilfe der Entwicklungsgesellschaft und anderer Institutionen in die Tat umzusetzen versuche". So hob Schmitz die Ansiedlung von Gizeh Raucherbedarf im Gewerbegebiet Windhagen hervor - "was nicht nur eine infrastrukturelle Stärkung von Gummersbach, sondern eine Aufwertung der gesamten Region bedeutet". Gizeh baut derzeit im Gewerbegebiet eine neue Deutschland-Niederlassung und wird nach der Fertigstellung von Bergneustadt dorthin ziehen.



Oberste Priorität, so Schmitz, habe auch die weitere Nutzung des Steinmüller-Areals und des sich angrenzenden Bahnhofsgeländes. "Seit der Übernahme durch den Babcock-Konzern haben wir zahlreiche Gespräche auf den verschiedensten Ebenen geführt und zahlreiche planungsrechtliche Schritte eingeleitet, um die Möglichkeiten einer zukünftigen, sinnvollen Gestaltung dieses nun brachliegenden Geländes zu eruieren", was kein leichtes Unterfangen sei.



"Kein Schmucstück im Stadtbild"



In diesem Zusammenhang solle auch der Bahnhof Dieringhausen nicht unerwähnt bleiben, "der ja wirklich kein Schmuckstück im Gesamtstadtbild darstellt". Hier sei Gummersbach aber in ein Förderprogramm des Landes aufgenommen worden, um "konkrete Überlegungen anstellen zu können", wie die Situation für die ÖPNV-Nutzer verbessert werden könne, wie ausreichend "Park and Ride"-Plätze geschaffen und die Attraktivität gesteigert werden könnten. "Hier sind wir auf einem guten Weg und erste Planungen liegen bereits auf dem Tisch." In Sache Bahn wolle er auch die Reaktivierung der Strecke Gummersbach-Brügge ansprechen, wo Schmitz "guten Mutes ist, dass der Durchbruch nun geschafft ist, um diese Verbindung - wenn dann auch in privater Hand - wieder aufleben zu lassen".



Ein weiteres Projekt sei natürlich das Stadion Lochwiese mit dem Neubau einers Hallenbads samt Dreifach-Sporthalle. Er sei sicher, dass die Stadt im Herbst kommenden Jahres wieder über ein attraktives Bad und eine neue Sporthalle vor allem für den Schulsport verfügen werde. Nicht zu vergessen, so Bürgermeister Schmitz, seien natürlich das vieldiskutierte Brauhaus und die Ansiedlung von "Saturn" im ehemaligen Schramm-Haus. "Beide Objekte haben nicht nur Zustimmung gefunden, aber ich glaube, dass beide eine Bereicherung der Fußgängerzone sein werden, von denen die gesamte Stadt profitiert und die den Mittelpunktcharakter auch für die Zukunft festigen".



Würdigung zum Tag des Ehrenamts

[Bürgermeister Schmitz ehrte die "Freiwilligen" mit der silbernen Stadtmedaille.]



Jutta Becker war die erste (versteckt schimpfende), die Schmitz als zu Ehrende auf die Bühne bat. Aber "ohne den Einsatz zahlreicher ehrenamtlich tätiger Personen könnte vieles im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich gar nicht angeboten werden", erläuterte Schmitz. Das Ehrenamt habe sich so zu einer tragenden Säule in der Gesellschaft entwickelt und sei aus ihr nicht mehr wegzudenken. Dieser Bürgertreff solle daher ein "kleines" Dankeschön an einige der Einzelpersonen, Helfer und Institutionen sein, weitere, versprach Schmitz, würden folgen.



Jutta Becker, die "Ersatzmutter für die VfL-Stars", wie der Bürgermeister die heimische Presse zitierte, sei dem VfL Gummersbach mit Leib und Seele verschrieben und seit 1979 in der Geschäftsstelle der Handball-Abteilung tätig. "Sie haben die Höhen und Tiefen des Handballs in unserer Stadt miterlebt, sich mit Vehemenz eingesetzt und sind auch noch Übungsleiterin bei den Turnern, waren Jugendwartin bei den Turnern und im Hauptverein." Becker sei daneben "wie selbstverständlich eine Art Kummerkasten" für die Spieler, die bei Becker auch ihr Herz ausschütten können "und denen Sie ab und an auch schon mal ihr Lieblingsgericht am heimischen Herd kochen".



Ersatzmutter für VfL-Stars



Erika Linder ist nicht nur bei den Kreisstädtern durch zahlreiche Auftritte bei den Sylvester-Cocktails der "Räuber" in ihrer Rolle als "et Friedchen" ein Begriff, "Sie versuchen seit Jahrzehnten, auf humorvolle, ironische und heimatverbundene Art Ihren immer zahlreicher werdenden Zuhörern das 'Chummersbacher Platt' nahezubringen", lobte Schmitz. Das sei zwar für manchen "Taujetrockneten" nicht immer leicht zu verfolgen, doch "et Friedchen hält ein Stück Stadtgeschichte wach und führt uns ohne erhobenen Zeigefinger, aber durchaus kritisch zu den Wurzeln".



Mit Elfriede Hagedorn ging es zurück zum Sport: "Kaum jemand ist mehr als Sie vom 'Jahn'schen Gedanken' durchdrungen", erläuterte der Bürgermeister und zählte einige - aber keineswegs alle- Titel der emsigen Ehrenamtlerin auf: Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, Inhaberin der Goldenen Ehrennadel des Leichtathletikverbandes Nordrhein, Mitglied im Vorstand des Aggertaler Turngaus, Seniorenwartin des Kreissportbundes, Mitglied im Vorstand des TV Windhagen und des VfL Gummersbach, "unermüdliche" organisatorin der Sportabzeichenaktion, Kreisfrauenwartin und Ehrenmitglied des Stadtsportverbandes... "Sie waren da, wenn Sie gebraucht wurden, habe Ihre Ideen eingebracht und den Nachwuchs angespornt."



Für die Tiere Luftschutzstollen parat gemacht

[Das Trio, das nur ein Duo war.]



Großes Lob auch für Dr. Walter Breuer, der sich "seit dem Anfang der 80-er Jahre dem Vogel- und Naturschutz verschrieben hat", so Schmitz. Von Breuer und seinen Helfern würden in VHS-Kursen hergestellte Nisthöhlen, die im Stadtgebiet ihren Platz gefunden haben, kontrolliert und gewartet, zudem wurden verschiedene alte Luftschutzstollen als Lebensraum für Fledermäuse zugänglich gemacht. "Dabei geht es nicht nur darum, diesen besagten Lebensraum zu schaffen, Sie bestimmen darüberhinaus die Vogelarten, werten die Ergebnisse aus und haben erreicht, dass sich der Bestand einiger Vogelarten stabilisiert oder sogar erhöht hat." In Anbetracht dessen, dass jährlich Dutzende von Tierarten auf dieser Welt ausgerottet würden, so Schmitz, sei eine ehrenvolle Aufgabe, die viel Zeit, Geduld und Umsicht erfordere.



"Es gibt sicherlich eine Unmenge von Büchern, die sich mit der vielfältigen Fauna beschäftigen", gestand der Bürgermeister, und Dr. Werner Schoppmann habe aus dem einen oder anderen sicher schon einmal vorgelesen. "Stellen Sie doch Ihrem treuen Publikum Neuigkeiten des Bucmarktes vor und wecken so die Lust am Lesen." Schoppmann sei damit ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des kulturellen Lebens, "Ihnen ging es nie darum, Meriten zu erlangen, sondern Ihr schönes Hobby mit anderen zu teilen - wenn es mucksmäuschenstill wurde, wussten Sie, dass Sie richtig gewählt hatten".



Stadtmedaille nicht nur für "Grüne Damen"



Der Ausschuss "Caritas und Soziales" des Pfarrgemeinderates der Katholischen Gemeinde St. Franziskus war der nächste Punkt. Dort sind Männer tätig, die sich der nach Gummersbach kommenden Asylbewerber annehmen, erklärte der Bürgermeister. Dabei, so Schmitz, stehe bei den Besuchen in den Unterkünften der persönliche Austausch über das alltägliche Leben und die Situation im Vordergrund. "Das Engagement des Ausschusses ist geprägt von dem Wunsch nach Begegnung und Beziehung." Dabei werde bisweilen, wenn nötig, mit Sachspenden geholfen - stellvertretend für die Arbeit dieses Ausschusses ehrte der Bürgermeister der Stadt Gummersbach Leo Czarnetzki.



Die "Grünen Damen", die in ihrer Freizeit dem Krankenhauspersonal helfen, aber auch die Zeit finden, um aufmunternde oder tröstende Worte im Kreiskrankenhaus finden, lobte Schmitz ebenso: "Sicherlich keine leichte Aufgabe, denn es geht nicht immer nur um einen Blinddarm oder andere Routinedinge, Sie werden von manchem Schicksal berührt." Das könne die "Grünen Damen" - vertreten durch Magdalene Rau und Hildegard Schumacher - nicht davon abhaltgen, mit Vehemenz und viel Fingerspitzengefühö zu helfen.



Entfremdung, Isolation und Benachteiligung entgegentreten

[125 Jahre: Der Männerchor Strombach.]



Die ehrenamtliche Altenhilfe mit Domizil an der Reininghausener Straße wurde ebenfalls geehrt, nachdem sich einige Frauen 1989 dazu entschlossen hatten, die älteren Mitbürger aus dem evangelischen Altenheim unentgeltlich zu begleiten und betreuen. Aus den Anfängen habe sich eine Gemeinschaft von rund 20 Mitgliedern entwickelt, die seit 1994 ein eingetragener Verein sind. "Durch Ihr Tun treten Sie der Entfremdung, der Isolation und der Benachteiligung der älteren Menschen in unserer Gesellschaft entgegen", freute sich Bürgermeister Schmitz. Stellvertretend wurde Ruth Nießen - wie alle anderen - mit der silbernen Stadtmedaille geehrt



"Das Sterben ist Teil des Lebens und kann nicht verdrängt werden", hatte Schmitz zudem weiter erkannt und ehrte daher auch Gabriele Raupach. Die ist seit drei Jahren in der Hospizarbeit der Katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus tätig und begleitet mit anderen Ehrenamtlern Sterbende und deren Angehörige in den schweren Stunden des Sterbens und Abschiedsnehmens. "Es ist gut, in diesen schweren Stunden Menschen zu haben, die da sind, ohne sich aufzudrängen", wusste Schmitz.



Zuletzt dankte er Christa Kattwinkel, Gisela Lindecke, Inge Pohlmann und Iris Voss , die Kindern bei den Hausaufgaben helfen - aber nicht deutschen Kindern, sondern Kindern, die aus Kriegs- und Flüchtlingsgebieten in unser Land gekommen sind. Sie seien natürlich der deutschen Sprache fast oder gar nicht mächtig, "hier zu helfen, hier Mut zu machen, haben sich die Damen zum Ziel gesetzt". Auch wenn ab und zu ein bisschen Resignation aufkommen sollte, "Sie erreichen in der Regel mit Ihrem Einfühlungsvermögen Ihr Ziel und helfen so den Kindern auf dem Weg in die Erwachsenenwelt", würdigte Schmitz das Ziel der "Hausaufgabenhilfe für Kinder aus Flüchtlings- und Migrantzenfamilien".

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