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Spielabbruch nach fünf Platzverweisen für den SSV

lo; 14. Oct 2012, 19:40 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Kurz nach der gelb-roten Karte für Martin Brzoska, der die Entscheidung des Unparteiischen mit ungläubigem Erstaunen quittiert, war die Partie beendet.
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Spielabbruch nach fünf Platzverweisen für den SSV

lo; 14. Oct 2012, 19:40 Uhr
Bergneustadt - Denkwürdiges Kartenspektakel Mitte der zweiten Halbzeit abgebrochen - Schiedsrichter im Mittelpunkt der Kritik (AKTUALISIERT).
SSV Bergneustadt – FC Pesch Abbruch.

„So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Dieser Satz entfuhr praktisch jedem, der die Landesliga-Partie zwischen Bergneustadt und Pesch verfolgt hatte. Im Wilhelm-Bisterfeld-Stadion trug sich Denkwürdiges zu: Innerhalb von zwölf Minuten stellte Schiedsrichter Thomas Scheffel aus Bonn fünf Akteure der Hausherren vom Platz. Nach der gelb-roten Karte für den bereits verwarnten Martin Brzoska, der nach Ansicht des Unparteiischen ein Handspiel im Strafraum begangen haben soll, holten der Vorstand und Trainer Torsten Reisewitz die übriggebliebenen sechs Spieler vom Feld. Der eigentlich fällige Elfmeter wurde nicht mehr ausgeführt.


[Soeben hat Trainer Torsten Reisewitz dem Scheidsrichter mitgeteilt, dass der SSV die Partie nicht fortsetzen wird.]

Der Ärger über den Spielleiter war riesengroß und entzündete sich an einer Szene in der 57. Minute, als Tolga Samut nach einer angeblichen Notbremse die rote Karte erhielt und die Gäste einen fragwürdigen Strafstoß zugesprochen bekamen. Tobias Schöler sah anschließend wegen Meckerns binnen weniger Sekunden Gelb-Rot, zuvor hatten die Hausherren bereits Nick Pawlik - berechtigterweise - aufgrund einer Ampelkarte verloren. Scheffels Vorgehen brachten so ziemlich jeden Bergneustädter auf der Bank und der Tribüne in Rage. Es vergingen einige Minuten, bis der Pescher Torwart Thorsten Szattkowsky vom Punkt aus das 1:2 erzielte.   


[Unter lautstarken Protesten der Zuschauer zog sich der Schiedsrichter in die Kabine zurück.]

Doch damit nicht genug: Nur 60 Sekunden später holte sich Michel Hock Gelb-Rot ab, ebenfalls eine sehr harte Entscheidung. In Folge des zweiten - und erneut fragwürdigen - Elfmeterpfiffs war an einen geordneten Ablauf nicht mehr zu denken, die Neustädter verließen das Spielfeld. Reisewitz: „Der Schiedsrichter hat das Spiel verpfiffen. Es fing schon in der ersten Minute mit der gelben Karte für Martin Brzoska an, die ein Witz war. Fehlentscheidungen gehören zum Fußball dazu, aber in dieser Menge ist das schon brutal.“ Aus Sicht von Reisewitz "besonders bitter": Die Notelf, die er aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen einiger Stammkräfte ins Rennen schicken musste, hatte eine kämpferisch gute Vorstellung geboten und wurde möglicherweise um das erste Erfolgserlebnis der Saison gebracht. „Die Jungs haben sich unglaublich reingeschmissen und dann nimmt das Spiel eine Wendung, mit der niemand rechnen konnte“, so der Trainer.

Unter anderem feierten Rob Flötgen und Sebastian Hausmann ihr Startelf-Debüt, Torwart Benedikt Kunze wurde kurzfristig reaktiviert und half für die nicht einsatzfähigen Keeper Christian Salmen und Sefik Secer aus. Nils Nettersheim hatte die Führung erzielt, Denis Depta für Pesch ausgeglichen. In der zweiten Halbzeit stand der Fußball, auch zum Leidwesen der Gäste, die dem Referee fehlendes Fingerspitzengefühl attestierten und die Partie lieber sportlich zu Ende gebracht hätten, nicht mehr im Mittelpunkt.

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Vereinschef Wolfgang Lenz kündigte an, dass der SSV die Geschehnisse vors Sportgericht bringen will. „Die Situation, die entstanden ist, hat der Schiedsrichter mitzuverantworten“, so Lenz. Die Erfolgsaussichten tendieren allerdings gen Null, da es sich ausnahmslos um Tatsachenentscheidungen handelte. Laut Paragraph 27 (Absatz 3) der WFLV-Spielordnung kann der Schiedsrichter ein Spiel auf Verlangen des Spielführers einer der beiden Mannschaften abbrechen, wenn diese weniger als sieben Spieler auf dem Feld hat und das Ergebnis für den Gegner lautet. Dies geschah nicht. Somit hat Scheffel rein regeltechnisch nichts falsch gemacht. Der SSV bleibt demnach weiterhin ohne Punkte und die in den drei aufeinanderfolgenden Heimspielen dringend benötigte Trendwende ist gestoppt, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Tore
1:0 Nils Nettersheim (16. Nick Pawlik), 1:1 Denis Depta (20.), 1:2 Thorsten Szattkowsky (60. Foulelfmeter).

Besondere Vorkomnisse
Gelb-Rot für den Bergneustädter Nick Pawlik (53. zweimal Meckern)
Rot für den Bergneustädter Tolga Samut (57. Notbremse)
Gelb-Rot für den Bergneustädter Tobias Schöler (58. zweimal Meckern)
Gelb-Rot für den Bergneustädter Michel Hock (61. Foulspiel/Handspiel)
Gelb-Rot für den Bergneustädter Martin Brzoska (65. Foulspiel/Handspiel)
Schiedsrichter Thomas Scheffel bricht das Spiel beim Stande von 1:2 ab (66.)

SSV Bergneustadt
Benedikt Kunze; Tolga Samut, Martin Brzoska, Michel Hock, Rob Flötgen, Fabian Schilamow, Selcuk Alay, Nick Pawlik, Sebastian Hausmann, Nils Nettersheim, Tobias Schöler.  

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