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Fußball-Stichtag: Der große Traum ging nicht in Erfüllung

Red; 26. Sep 2012, 00:50 Uhr
Oberberg Aktuell
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Fußball-Stichtag: Der große Traum ging nicht in Erfüllung

Red; 26. Sep 2012, 00:50 Uhr
Gummersbach - Hans-Jürgen Dommaschk, in den 1980ern Macher beim Emporkömmling Hansa Vollmerhausen, wäre heute 70 Jahre als geworden - Frank Winkler widmet dem früh verstorbenen Unternehmer ein ausführliches Porträt.
Hans-Jürgen Dommaschk wurde am 26. September 1942 in Wiehl geboren. In seiner A-Jugendzeit spielte er als Verteidiger bei Sportfreunde Vollmerhausen. Aufgrund seiner Leistungen wurde er mehrfach zu Spielen der Kreisauswahlmannschaft eingeladen. Nach seinem altersbedingten Übergang in den Seniorenbereich wurde er direkt Stammspieler in der 1. Mannschaft. Zur Spielzeit 1965/66 wechselte Dommaschk zum großen Konkurrenten an der Aggerschiene, der TuRa Dieringhausen, die zu den Spitzenmannschaften in der Bezirksklasse Mittelrhein gehörte. Am Ende dieser Spielzeit belegte die TuRa Dieringhausen mit zwei Punkten Vorsprung auf den TuS Oberlar 07 den 1. Tabellenplatz und stieg damit in die Landesliga Mittelrhein auf, damals die zweithöchste Amateurliga in Deutschland.

Dommaschk war einer der Leistungsträger und wurde entsprechend auch wiederholt in die Kreisauswahlmannschaft berufen. 1968 belegte Dieringhausen mit 17 Punkten Rückstand den letzten Tabellenplatz und musste damit wieder in die Bezirksklasse Mittelrhein absteigen. Dommaschk blieb der TuRa dennoch treu, jedoch war der Glanz der TuRa endgültig verblasst, so dass der Sturz in die 1. Kreisklasse zwangsläufig erfolgte. Am 19. Mai 1971 schlossen sich nach längeren Verhandlungen die Fußballabteilungen TuRa Dieringhausen und der Sportfreunde Vollmerhausen zusammen. Nach vorangegangenen Sitzungen billigten die Mitglieder den Zusammenschluss, der neue Verein erhielt den Namen Fußballclub Aggertal. Zum neuen Abteilungsleiter wurde Fritz Schiemann gewählt.

Im September 1971 übernahm Dommaschk neben seiner Tätigkeit als Spieler auch das Amt des Geschäftsführers. In den nächsten Jahren zog er sich mehr und mehr aus seiner aktiven Laufbahn als Spieler zurück, wurde jedoch umso engagierter als Funktionär. Auch wenn er fast ein Jahrzehnt bei der TuRa verbracht hatte, fühlte er sich stärker mit Vollmerhausen verbunden. Das angestrebte Ziel, der Aufstieg in die Bezirksklasse, wurde nicht geschafft. Im Vorstand gab es wiederholt Streit um die Perspektiven des Vereins.

Nachdem sich der sportliche Erfolg nicht auf solche Weise einstellte, wie es sich einige Mitglieder vorgestellt hatten, verließen einige Vollmerhausener auf maßgeblicher Initiative von Dommaschk hin den Verein wieder, um sich neu zu orientieren. Diesmal sollte sein Bezugspunkt wieder in Vollmerhausen zu finden sein. Da für Dommaschk eine Rückkehr zu den Sportfreunden Vollmerhausen nicht in Betracht kam, weil er dort als Abteilungsleiter unter der Führung des Gesamtvorsitzenden stand und seine Einflussmöglichkeiten somit begrenzt waren, wurde ein alter Verein neu gegründet: der Fußballclub Hansa Vollmerhausen mit Dommaschk an der Spitze.

Wie es seiner Art als Unternehmer entsprach, hatte er mit dem Verein große Ziele, letztlich sollte die Hansa mittelfristig zum besten Fußballverein im Oberbergischen aufsteigen, wobei  sich die Träume vom eigenen Platz nicht erfüllten und man am ungeliebten Hammerhaus der TuRa kicken musste. Als neu gegründeter Verein startete der FC in der untersten Spielklasse, doch gleich in der ersten Saison belegte die Hansa punktgleich mit der Reservemannschaft des SSV Marienheide den 1. Tabellenplatz, und nachdem man den SSV in einem Entscheidungsspiel niederringen konnte, stand der Aufstieg fest.

Mehrere Jahre spielte Hansa in der Kreisliga B, und wurde in dieser Zeit durch die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten Dommaschks personell verstärkt. 1981 gelang der Aufstieg in die 1. Kreisklasse. In den folgenden Jahren fanden immer herausragende Spieler den Weg zur Hansa, sicherlich nicht nur der schönen Atmosphäre im Verein wegen. 1984 sollte der große Aufstiegscoup gelingen: Die Hansa stand mit einem Punkt Vorsprung auf den VfL Gummersbach an der Tabellenspitze, und hatte am letzten Spieltag ein vermeintlich leichtes Heimspiel gegen den SV Frömmersbach.

Im Grunde genommen konnte gar nichts schief laufen, weshalb Dommaschk eine große Feier organisiert hatten. Doch wie gegen den großen FC Bayern heutzutage, gaben die „kleinen“ Gegner gegen die Hansa meistens alles, und während bei den Gästen alles klappte, konnten die Vollmerhausener ihre Nervosität nicht ablegen. Als der Schiedsrichter nach 90 Minuten abpfiff, stand es 1:1, und da der VfL zur selben Zeit mit 4:2 in Wildbergerhütte gewann, war der VfL aufgrund des besseren Torverhältnisses aufgestiegen. Dommaschk war am Boden zerstört, doch nicht lange, dann halt im nächsten Jahr.

Zur Winterpause der Spielzeit 1984/85 sah es indes gar nicht nach einem Erfolg aus. Zwar belegte man den zweiten Tabellenplatz, doch bereits fünf Punkte hinter dem VfR Marienhagen. Abgerechnet wird jedoch zum Schluss, und da stand Hansa unangefochten auf dem ersten Tabellenplatz - der Gang in die Bezirksliga war perfekt. Die Mannschaft hatte inzwischen das Aussehen einer oberbergischen Kreisauswahl. Torwart Reinhold Baum und Wolfgang Lindenau, die Brüder Wolfgang und Helmut Braun, Hermann Müller, Klaus Dieter Stenzel, Rainer Schumacher, um nur einige der wirklich guten Spieler zu nennen, die zur Hansa gewechselt waren. Trainer der Mannschaft war Wolfgang Klein.

Und Dommaschk investierte weiter: Einer der besten Torjäger im Oberbergischen überhaupt, Jörg Telgheider. wechselte zur Hansa, Frank Frede, Ralf Roggendorf, Thorsten Brauckmann  - Spieler mit zumindest Landesligaerfahrung ergänzten den Kader. Zur Winterpause als Vierter noch mit Blick nach oben, am Ende dann doch nur im Mittelmaß. Die Mannschaft kostete viel Geld, welches Dommaschk bereitstellte, doch auch bei ihm standen die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Mannschaft nicht im Überfluss zur Verfügung. So hatte die Mannschaft der Saison 1987/88 ein komplett anderes Aussehen, was sich letztlich auch im Tabellenstand ausdrückte.

Mit Platz 15 stand nicht nur der Abstieg in die Kreisliga A fest, auch musste Dommaschk endgültig seinen Traum von der besten oberbergischen Mannschaft beenden. Fast alle Spieler meldeten sich ab, zumindest die, die sich das Trikottragen bezahlen ließen. Daraufhin bekam die Hansa kein Team mehr zusammen und musste sich letztlich vom Spielbetrieb abmelden. Doch dies bekam Dommaschk nicht mehr mit. Die finanzielle Abwicklung des überschuldeten Vereins mussten andere erledigen. Dommaschk zog sich aus dem Fußballgeschäft zurück. Anfang 1993 siedelte er nach Holzkirchen in Bayern um, wo er am 13. November 1993 an den Folgen einer schweren Krankheit verstarb.

Dommaschk war sicherlich eine äußerst umstrittene Persönlichkeit und polarisierte in der Fußballwelt sehr. Dennoch gehört er für mich auch in seiner Art zur oberbergischen Fußballgeschichte dazu und ist aufgrund seiner Leistungen auch würdig, einen Stichtag zu bekommen.

Wer mit Frank Winkler in Kontakt treten möchte, kann dies unter oberberg-fussball@gmx.de tun. Seine Homepage mit umfassenden Informationen zum Fußball im Oberbergischen: www.oberberg-fussball.de.  
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