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Ist das 'Wunder' wiederholbar?

lo; 23. Aug 2012, 21:48 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Ist das 'Wunder' wiederholbar?

lo; 23. Aug 2012, 21:48 Uhr
Wiehl - Völlig überraschend stieg die U17 des FV Wiehl in die Mittelrheinliga auf - Trainer Sven Reuber setzt auf Eingespieltheit und Teamgeist.
Wie eng im Fußball Katzenjammer und Freudentaumel beieinander liegen, erfuhr die U17 des FV Wiehl auf spektakuläre Weise. Nachdem die Mannschaft in der regulären Saison zu unkonstant spielte und ihr Potenzial nie richtig ausschöpfen konnte, stand am Ende ein enttäuschender achter Platz, der im Normalfall die Teilnahme an der Abstiegsrelegation bedeutet hätte. Die Trainer Sven Reuber und Nico Palausch hatten längst die Entscheidungsspiele um den Klassenerhalt eingeplant, als ein Anruf vom Fußballverband Mittelrhein kam. Aufgrund einer günstigen Konstellation ergab sich die Gelegenheit, dass Wiehl an der Qualifikation zur Mittelrheinliga mitwirken kann. Gegen die klar favorisierten Sportfreunde Troisdorf befand man sich in der Außenseiterrolle. Doch trotz der 1:2-Hinspielpleite gelang den Wiehlern das „Wunder“. Joker Felix Dietrich sorgte mit einem Doppelpack für den 3:1-Erfolg, der niemals für möglich gehaltenen Aufstieg war perfekt.  

Kommen und Gehen

Die Wiehler haben davon Abstand genommen, das Gesicht der Mannschaft großartig zu verändern. „Wir vertrauen den Jungs, die den Aufstieg geschafft haben. Wir haben eine gut funktionierende Mannschaft, deshalb wäre es der falsche Weg gewesen, viele Leute von außerhalb zu holen. Wer weiß, wie lange wir benötigt hätten, um die Neuen zu integrieren“, setzt Reuber auf den Faktor Eingespieltheit. Die Zusammensetzung mit 14 Spielern aus dem Jahrgang 1996 und sieben Jüngeren bezeichnet der Coach als „gute Mischung“. Einziger Neuzugang von außerhalb ist Leonard Klug, der bisher beim TuS Lindlar spielte. „Er muss sich noch an das höhere Tempo gewöhnen, aber er ist sehr engagiert und konditionell in einer guten Verfassung“, erläutert Reuber. Angreifer Antonio Tuttolomondo sollte eigentlich auch kommen, blieb aber schließlich doch beim SSV Bergneustadt. Acht Akteure sind zur eigenen U19 aufgerückt, wirkliche Abgänge gab es nicht zu beklagen.



[Sven Reuber steht mit seinem Team vor einer großen Herausforderung.]

Die Mannschaft

Niemand war darauf eingestellt, dass die B-Junioren den Sprung in die höchste Verbandsspielklasse packen. Die neue Liga ist völlig unbekanntes Terrain. „Die Kunst wird sein, wie in den Aufstiegsspielen als Team aufzutreten. Solche Leistungen werden jedes Mal erforderlich sein, um mithalten zu können“ sagt Reuber. Der Vorteil: Die Wiehler können völlig befreit aufspielen. „Wir haben keinen Druck. Selbst wenn wir viele Spiele verlieren, wollen wir so viel wie möglich aus der Saison mitnehmen und Erfahrungen sammeln.“ Die Suche nach einer Stammformation läuft. In der Vorbereitung musste Reuber häufig improvisieren, weil viele Spieler urlaubsbedingt fehlten.

Speziell von der Idealbesetzung in der Viererkette ist man noch ein Stück entfernt, was in den Testspielen gegen Bröltal (Sonderstaffel/5:1), Bad Honnef (Bezirksliga/3:3) und Friesdorf (Bezirksliga/3:4) deutlich wurde. „Nach vorne sah das schon gut aus, aber hinten waren wir anfällig“, betont Reuber, der trotz der durchwachsenen Ergebnisse nicht in Panik verfällt. „Wir haben eine wirklich gute Einheit. Das ist unser Riesenplus. Leider waren wir bisher nie komplett, aber diejenigen, die da waren, haben wie verrückt gearbeitet“, lobt Reuber die Einstellung, die nach Möglichkeit Berge versetzen soll. In taktischer Hinsicht wird der Coach am bewährten 4-2-3-1 festhalten oder in Einzelfällen auf ein 4-4-2 umstellen.

Saisonziel

Du hast keine Chance, aber nutze sie. Nein, ganz so aussichtslos ist die Lage für den Überraschungsaufsteiger nicht. Jedoch muss konstatiert werden, dass die Klasse bärenstark ist und man nur Aussichten auf den Ligaverbleib hat, wenn die Mannschaft bereit ist, Woche für Woche an Leistungs- und Schmerzgrenzen zu gehen. Um den Zusammenhalt muss man sich keine Sorgen machen, was über durchaus mögliche Niederlagenserien hinweghelfen könnte. Gelingt es den Wiehlern, zwei Klubs hinter sich zu lassen und sich somit für die Relegation zu qualifizieren, wäre das ein Riesenerfolg. Mit dieser Zielsetzung startet die Mannschaft ins Abenteuer Mittelrheinliga, erster Gegner auf der heimischen Walter-Lück-Sportanlage ist der VfL Leverkusen. „Die Jungs haben sich dieses Highlight verdientermaßen erarbeitet. Jeder weiß, wie schwierig es wird. Das wissen alle im Verein richtig einzuordnen“, meint Reuber, der Fortuna Köln als Meisterschaftsaspiranten ausgemacht hat.  


[Die Trainer Nico Palausch (li.) und Sven Reuber mit dem einzigen externen Neuzugang Leonard Klug.]

Zugänge
Leonard Klug (TuS Lindlar), Lars Schiefer (eigene U15), Pascal Anderseck (eigene U15), Claudius Balthes (eigene U15), René Gailowitz (eigene U15), Jan Peters (eigene U15), Anton Gerlach (eigene U15).

Abgänge
Bastian Schwarz (eigene U19), Thorben Riske (eigene U19), Fabian Mantsch (eigene U19), Yannik Sohler (eigene U19), Philipp Sulzer (eigene U19), Danny Günter (eigene U19), Simon Dudda (eigene U19), Alex Karalis (eigene U19).

Der Kader


Tor
Matteo Tessarolo, Lars Schiefer

Abwehr
Pascal Anderseck, Claudius Balthes, Lukas Engeln, Marius Hans, Leonard Klug, Marius Mukherjee, Jona Stöcker, Ozan Taskiran

Mittelfeld
Kaan Basargan, Felix Dietrich, René Gailowitz, Björn Jost, Christian Melnitschenko, Enrico Miglietta, Ata Moradi, Jan Peters

Angriff
Stavros Kosmidis, Mateusz Urbanczyk  

Trainer
Sven Reuber

Co-Trainer
Nico Palausch, René van Lenten.
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