Archiv

Von wegen 'Fußlümmelei': Die Turner ebneten den Weg

lo; 11. Aug 2012, 00:26 Uhr
Bilder: privat, Michael Kleinjung (5) --- Unter Spielertrainer Fritz Bürger gelang 1957 der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, allerdings stieg die Mannschaft nach nur einer Saison wieder ab.
ARCHIV

Von wegen 'Fußlümmelei': Die Turner ebneten den Weg

lo; 11. Aug 2012, 00:26 Uhr
Engelskirchen - Vor 100 Jahren gründete der TSV Ründeroth erstmals eine Fußballmannschaft - Der runde Geburtstag wird vom 17. bis 19. August gebührend gefeiert.
Sport getrieben wird in Ründeroth schon lange: 1858 wurde der örtliche Turnverein aus der Taufe gehoben. Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der Fußball in Deutschland einen großen Popularitätsschub, weswegen die Führungsriege um den Vorsitzenden Willi Sünner beschloss, die jungen Sportler auch auf Ball- und Torejagd zu schicken. Ein für die damalige Zeit eher ungewöhnlicher Schritt, da Fußball von den Gralshütern aus Turnerkreisen als„Fußlümmelei“ abgetan wurde.

In Ründeroth war der Trend hingegen nicht mehr zu stoppen. Im August 1912 bildeten Otto Birk, Hermann Brehm, Paul Deutschmann, Oskar Dörrenberg, Richard Karthaus, Willi Keller, Gustav Müller, Karl Schmermund, Ernst Schmidt, Paul Schrahe und Otto Zils die Gründungsmannschaft. Im selben Jahr erwarb der TV - zum TSV wurde man erst 1946 - am Ohler Weiher einen großen Rasenplatz, auf dem die ersten Gehversuche stattfanden. 1920 mussten sich die Kicker unter dem Namen „Spielvereinigung 1912 Ründeroth“ aufgrund von Bestimmungen der Dachverbände vom Hauptverein lösen.


[Das Gründerteam aus dem Jahr 1912.]

Lange bestand die Selbstständigkeit allerdings nicht: Ende des Jahrzehnts schloss sich die nun von Karl Fielenbach geleitete Abteilung, die seit 1921 den neuen Sportplatz am Ohl nutzte, wieder dem TV an. Die Nazi-Zeit und der 2. Weltkrieg brachten den Spielbetrieb komplett zum Erliegen, unmittelbar nach Kriegsende wurde zunächst in einem Abstellschuppen der Firma Dörrenberg trainiert. Nachdem 1954 das Sportlerheim fertiggestellt worden war, stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein. 1955 gelang der Aufstieg in die Bezirksklasse und 1957 sogar der Sprung in die Landesliga, damals die vierthöchste Spielklasse in Deutschland.


[1980 gelang dieser Mannschaft die Rückkehr in die Bezirksklasse.]

Danach ging es zurück in die Bezirksklasse und ab 1970 für eine Dekade in die 1. Kreisklasse, ehe das Team erneut die nächsthöhere Liga in Angriff nehmen konnte. Unter Spielertrainer Wolfgang Träger und später Theo Boxberg gehörte die hochkarätig besetzte Truppe zum Kreis der Aufstiegskandidaten, musste jedoch immer anderen Klubs den Vortritt lassen. Als 1984 der damalige Hauptsponsor sein Engagement nicht weiterführen konnte und die meisten Leistungsträger gingen, war der sportliche Absturz programmiert. In der Folgezeit pendelte man zwischen Kreisliga A und B. 2005 wurde der Tiefpunkt der Vereinsgeschichte mit dem bitteren Gang in die Kreisliga C erreicht.

Abteilungsleiter Uwe Kaltenbach und Ur-Ründerother wie Johan Träger, Andree Zobel und Chris Burger leiteten einen Neuaufbau in die Wege, der 2008 mit der Rückkehr in die Kreisliga A gekrönt werden konnte. Die musste man im Vorjahr zwar wieder verlassen, doch unter Trainer-Urgestein Theo Boxberg schaffte Ründeroth den sofortigen Wiederaufstieg ins bergische Oberhaus, wo man sich endlich langfristig etablieren möchte.  Im Jubiläumsjahr kann die Abteilung auf 370 Mitglieder bauen, 15 Mannschaften nehmen am Spielbetrieb teil. Die berüchtigte „Beton-Arena“ ist 2009 in eine schmucke Kunstrasenanlage umgewandelt worden. Zurzeit wird das Sportlerheim modernisiert.


[Vorher - nachher: Die frühere "Beton-Arena" und der neue Kunstrasen.]

Einhergehend mit der verbesserten Infrastruktur erfährt die Jugendabteilung einen Boom und speziell im Mädchenfußball einen großen Zulauf. Der soziale Stellenwert des TSV sei in Ründeroth und Umgebung eine feste Größe, erklärt Abteilungsleiter Uwe Kaltenbach in seinem Festschrift-Grußwort. „Mehr als 60 Prozent der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Dies zeigt die Notwendigkeit und Bedeutung der Jugendarbeit, die in unseren  Verein gewährleistet wird.“ Die hohe Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Helfer, der Zusammenhalt und die Identifikation mit dem TSV seien die entscheidenden Erfolgsrezepte für eine positive Entwicklung.   


[In der Relegation sicherte sich der TSV das Ticket für die Kreisliga A-Saison 2012/2013.]

Der runde Geburtstag wird vom 17. bis 19. August gebührend gefeiert. Ein Festkommers im Dorfgemeinschaftshaus Wiehlmünden (Beginn 19:30 Uhr, Einlass 19 Uhr) bildet am Freitag den Auftakt des Jubiläumswochenendes. Nach dem offiziellen Teil wird der Abend mit Live-Tanzmusik abgerundet. Am Samstag finden tagsüber auf dem Sportplatz Jugendspiele aller TSV-Mannschaften statt. Für die Spiele der F- (11 Uhr) und E-Jugend (13:15 Uhr) werden noch Gegner gesucht, Interessierte können sich mit Jugendkoordinator André Schumacher unter Tel.: 0170/46 47 536 in Verbindung setzen.

Am Abend beginnt um 19 Uhr die große Jubiläumsparty mit Live-Band und DJ (Dorfgemeinschaftshaus Wiehlmünden, Eintritt frei). Der Sonntag wird durch einen musikalischen Frühschoppen eingeläutet, bevor die Saisoneröffnung mit allen Teams ansteht. Spielen werden an dem Tag die A-Junioren, die Frauen-, sowie die 1. und 2. Mannschaft.


WERBUNG