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VfR auf Konsolidierungskurs

lo; 7. Aug 2012, 06:48 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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VfR auf Konsolidierungskurs

lo; 7. Aug 2012, 06:48 Uhr
Wipperfürth - Nach dem Abstieg aus der Landesliga will der VfR Wipperfürth mit einem verjüngten und verbreiterten Kader einen Platz in der vorderen Tabellenhälfte ergattern.
Duplizität der Ereignisse: Wie der Landesliga-Ausflug 2008/2009 entpuppte sich der nächste Gang in die höhere Klasse für den VfR Wipperfürth als kompletter Schlag ins Wasser. Mit dem kleinen Kader, der im vergangenen Sommer nicht verstärkt wurde, hatten die Wipperfürther nichts auszurichten. Sperren, Verletzungen von Leistungsträgern sowie der zwischenzeitliche Abschied von Stammkräften wie Julian Schmitz oder Franco Lemke waren nicht zu kompensieren. Dass die andauernden Negativergebnisse an den Nerven zerrten und mannschaftsintern nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrschte, kamen als weitere leistungshemmende Faktoren dazu. Frühzeitig war klar, dass es mit dem Fahrstuhl wieder abwärts geht. „Wir haben über das gesamte Jahr keine Ruhe hereinbekommen und es herrschte großer Frust. Das trägt natürlich nicht dazu bei, dass die Truppe sich entwickelt“, sagt Trainer Norbert Scheider.  

Kommen und Gehen

Trotz des Abstiegs konnten die Verantwortlichen einen größeren Aderlass verhindern. Im Gegenteil: Der Kader ist sogar deutlich breiter als in den beiden Vorjahren aufgestellt, was dem Coach ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Gleich acht Akteure von auswärtigen Klubs sollen frischen Wind hereinbringen und den Konkurrenzkampf anheizen. Ein Duo steht dabei besonders im Fokus: Abdelaziz Lakraa war früher schon für den VfR aktiv und bringt „einen riesigen Erfahrungsschatz mit“ (Scheider). Laakras großer Vorteil: „Er ist überall einsetzbar und auf dem ganzen Platz präsent“, so Scheider über den Routinier, der wie Denis Grolewski eine Führungsrolle übernehmen soll. Der Angreifer spielte zuletzt für den Bezirksligisten SV Wermelskirchen und deutete in der Vorbereitung an, dass er zum neuen Goalgetter werden könnte. „Die letzte Spritzigkeit fehlt ihm noch, aber er ist vor dem Tor unheimlich clever und mit seinen Freistößen sehr gefährlich“, betont der Coach.

Mit Kickern von unterklassigen Klubs aus der Umgebung sind die Wipperfürther in der Vergangenheit immer gut gefahren, diesmal wurden Kevin Schumacher, Adrian Grümer, André Molitor, Giuseppe Tiano und zuletzt Semir Cokovic dazugeholt. Neben Maik Dlubis, der aus der Jugend hochrückt, haben sieben A-Junioren eine Seniorenspielberechtigung erhalten. „Die Jungs präsentieren sich im Training sehr gut. Sie werden im Saisonverlauf immer wieder ihre Chancen bekommen und auf verschiedenen Positionen den Konkurrenzdruck erhöhen“, freut Scheider sich über den Zuwachs aus dem eigenen Nachwuchsstall. Jan uns Julian Schmitz haben sich anders orientiert und gehen zum SV Frielingsdorf. Keine Frage, das erfahrene Duo hätte Scheider gerne behalten. Wael Majouj wechselt zum TuS Lindlar. Somit wird man alle drei schon bald wiedersehen.       


[Norbert Scheider ist guter Dinge und freut sich vor allem auf die vielen spannenden Derbys.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Im vergangenen Jahr gab es in allen Mannschaftsteilen mehr oder weniger große Defizite. Die Ausnahme bildete Tobias Kapellen. Ohne den Torwart wäre es voraussichtlich noch übler ausgegangen. „Tobi ist ein Vollblut-Fußballer. Für ihn war es unheimlich frustrierend, die Dinger um die Ohren gehauen zu bekommen“, sagt Scheider. Der wahrscheinlich beste Keeper der Liga kann gerade in engen Spielen den Unterschied ausmachen, Jan Becker und Hubert Kowalski sind verlässliche Vertreter. Bei der personellen Anordnung der Viererkette räumt Scheider ein, „noch die meisten Fragezeichen“ zu haben.

Michael Brandt, eine der raren Positiverscheinungen der Abstiegssaison, dürfte einen Platz so gut wie sicher haben, die restlichen sind umkämpft. Scheider: „Jeder bekommt in der Vorbereitung die Gelegenheit, sich zu zeigen.“ Wie die bisherigen Testpartien gezeigt haben, sind in der Defensive noch Abstimmungsprobleme vorhanden. Im Spiel nach vorne hingegen ist die VfR-Maschine schon deutlich besser geölt. Scheider betont, dass man sich auf keine spezielle taktische Marschroute festlegen möchte und je nach Gegner entschieden wird, ob beispielsweise ein oder zwei „Sechser“ zum Einsatz kommen oder mit Doppelspitze agiert wird.

Der Übungsleiter ist froh, dank des üppig besetzten Aufgebots deutlich mehr Akzente setzen zu können, nachdem man zuletzt von der Hand in Mund lebte. Spieler, die in ein Leistungsloch fallen, müssen sich darauf gefasst machen, über kurz oder lang auf der Bank Platz zu nehmen. Im vergangenen Jahr konnte Scheider auf solche Situationen mangels Alternativen nicht reagieren. „Aus diesem Fehler haben wir gelernt“, sagt der Trainer. Neben Lakraa und Grolewski hat von den Neuen Adrian Grümer bislang den stärksten Eindruck hinterlassen. Er ist unter anderem eine Option fürs defensive Mittelfeld. Kapitän Erkan Yorganci wird nach seinem Achillessehnenriss frühestens zur Rückrunde zurückkehren.

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

„Die Kaderentwicklung hat sich zum Positiven gewendet. Ich bin überzeugt, dass wir stark genug sind, um die obere Tabellenhälfte zu erreichen“, so Scheider. Die Verjüngungskur und das Facelifting waren überfällig, um neuen Schwung in die Truppe zu bringen. Die Neuzugänge können unbelastet an die Sache herangehen und somit die arrivierten Kräfte unterstützen, die Horrorsaison abzuhaken. Es fühlt sich wie ein Neustart an, bei dem Anlaufschwierigkeiten einkalkuliert werden. „Zu Beginn wird sicherlich nicht alles gelingen, aber wir ziehen den Umbruch, den wir eingeleitet haben, durch“, stellt Scheider klar.

Eine lange Eingewöhnungszeit bleibt nicht, denn der Auftakt hätte schwieriger nicht sein können: Erst kommt Kreismeister Nümbrecht auf die Ohler Wiesen, anschließend geht es für den VfR zum SV Frielingsdorf und zum TuS Homburg-Bröltal. „Danach wissen wir, wohin der Hase läuft“, glaubt Scheider. Unanhängig vom Klassenziel zwischen „Platz fünf bis zehn“ haben sich die Wipperfürther die Weiterentwicklung der Junioren auf die Fahne geschrieben, „damit sie spätestens im kommenden Jahr den Sprung in die 1. Mannschaft schaffen.“ Scheiders Hauptanwärter auf den Bezirksliga-Thron sind Lindlar, Frielingsdorf und Bröltal. Und auch Aufsteiger Nümbrecht hat er auf dem Zettel: „Sie könnten das Überraschungsteam werden.“


[Co-Trainer Matthias Blumberg, Abdelaziz Lakraa, Norbert Scheider, Denis Grolewski, Semir Cokovic, Adrian Grümer (oben v.l.) sowie Felix Formhals und Samy Lakraa (unten v.l.).]

Zugänge
Abdelaziz Lakraa (RSV Hückeswagen), Denis Grolewski (SV 09/35 Wermelskirchen), Kevin Schumacher (SV Linde), Maik Dlubis (eigene U19), Semir Cokovic (RSV Hückeswagen), Adrian Grümer (VfB Kreuzberg), André Molitor (VfB Kreuzberg), Giuseppe Tiano (SSV Süng), David Usinger (eigene 2. Mannschaft), Nico Fenstermacher (eigene U19), Felix Formhals (eigene U19), Max Felderhoff (eigene U19), Markus Jakobi (eigene U19), Mazlum Akyol (eigene U19), Samy Lakraa (eigene U19), Cedric Schwittay (eigene U19/alle mit Doppelspielberechtigung).

Abgänge
Jan Schmitz (SV Frielingsdorf), Julian Schmitz (SV Frielingsdorf), Wael Majouj (TuS Lindlar)

Der Kader

Tor
Tobias Kapellen, Jan Becker, Hubert Kowalski

Abwehr
Matthias Rodtmann, Niklas Liehn, Abdurrahim Turan, Michael Brandt, Dominic Willms, Benjamin Butter, Kevin Schumacher, Nico Fenstermacher, Markus Jakobi, Mazlum Akyol, Cedric Schwittay   

Mittelfeld
Christopher Dreiner, Sinan Ataoglu, Patrick Althoff, Erkan Yorganci, Abdelaziz Lakraa, Adrian Grümer, David Usinger, André Molitor, Giuseppe Tiano, Maik Dlubis, Max Felderhoff

Angriff
Pasquale Probo, Tim Kappe, Denis Grolewski, Semir Cokovic, Felix Formhals, Samy Lakraa

Trainer
Norbert Scheider (wie bisher)

Co-Trainer
Matthias Blumberg

Torwarttrainer
Günter Schmitz

Betreuer
Detlef Lemke.
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