ARCHIV
75 Jahre Museum Schloss Homburg - Neugestaltung kostete 500.000 Mark
(sl/24.8.2001-17:35) Von Simone Liebelt
Oberberg - Heute wurden mit einem Festakt die Feierlichenkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Museums des Oberbergischen Kreises auf Schloss Homburg eröffnet.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Seit 75 Jahren das Museum des Kreises: Schloss Homburg.]
Geladen hatte Landrat und "Schlossherr" Hans-Leo Kausemann Dr. Alexander Rothkopf, Vorsitzender des Geschichtsvereines Oberberg, Dr. Dieter Fuchs vom Förderverein, Winfried Schittges (MdL; LVR) sowie zahlreiche oberbergische Politiker.
Im Jagdsaal des Schlosses nahmen die Gäste Platz und ließen sich zuerst von der Musik des Oberbergischen Symphonie-Orchesters verwöhnen. Auch zwischen den Festreden zeigte das Orchester, was es alles kann. Landrat Kausemann freute sich, dass so viele Menschen seiner Einladung gefolgt waren. "Unser Museum feiert heute sein 75-jähriges Bestehen", so Kausemannn. Er ging noch einmal die Entstehungsgeschichte und die Funktion des Museums ein.
["Schlossherr" Kausemann freute sich über die vielen Gäste.]
"Am 20. August 1926 öffnete das Museum seine Pforten. Maßgeblichen Anteil daran hatte der Lehrer Hermann Conrad." So sei mit der Zeit aus dem kleinen Heimatmuseum ein modernes kulturhistorisches Museum der Region geworden. Auch sei Schloss Homburg immer ein Erlebnisort für Kulturveranstaltungen. Kausemann: "Dazu gehören qualitätsvolle Kunstpräsentationen genauso wie Lesungen, Theater, Vorträge und eine 'lange Museumsnacht'."
Die Grußworte sprachen Dr. Alexander Rothkopf, Dr. Dieter Fuchs und Winfried Schittges. Auch Rothkopf ging auf die Entstehungsgeschichte ein. Doch er versuchte zu verdeutlichen, wie die Bevölkerung über das Museum denkt: "Es war während der Inflation und die Menschen mussten sich darüber Gedanken machen, wie sie Arbeit finden und die Familie versorgen können" berichtete der Vorsitzende des Geschichtsvereins Oberberg. Er machte aber auch deutlich, was das Museum für das Oberbergische "getan" habe. "Der Gründer könnte mit Recht stolz auf das Werk sein, das damals begonnen wurde und das in sieben Jahrzehnten viele hunderttausend Menschen besucht haben."
[Viel Prominenz aus dem Kreis und der Region waren in den Jagdsaal des Jubiläumsschlosses gekommen.]
"Der Verein ist so etwas wie die freigiebige Tante oder der wohlgesonnene Onkel, die ohne rechtliche Verpflichtung, aber aus innerer Verbundenheit und Zuneigung den noch nicht auf eigenen Finanzfüßen stehenden Neffen oder Nichte unter die Arme greifen", beschrieb Dr. Dieter Fuchs, Vorsitzender des Fördervereins, das Verhältnis zwischen Verein und dem Schloss. Ohne die Hilfe des Fördervereins sei es zum Beispiel gar nicht möglich gewesen, insgesamt über 100 Gegenstände anzuschaffen. Als Geschenk zum Jubiläum wurde dem Museum die "Berleburger Bibel" überreicht. "Sie wurde 1726 bis 1742 gedruckt und ging mit den Auswanderen in die USA. Uns ist es gelungen, dieses Werk komplett zu kaufen."
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Klaus Goebel aus Wuppertal. "Ich widme diesen Vortrag drei oberbergischen Lehrern: Hermann Conrad, Otto Kaufmann und Fritz Rau. Sie haben sich um die oberbergische Geschichte und diese Burg verdient gemacht", so Goebel. Er selber habe Gespräche mit ihnen führen können. Sie hätten sich immer um Schloss Homburg gedreht. Er brachte den Besuchern die gesamte Geschichte der Burg und des Schlosses näher.
[Rothkopf versuchte zu verdeutlichen, wie die Bevölkerung über das Museum denkt.]
"Erstmals urkundlich erwähnt wurde Schloss Homburg 1276. Das heißt aber nicht, dass es Homburg vorher nicht gegeben hat." Eine urkundliche Nennung setze voraus, dass Siedlung oder Bauwerk schon bestünden. Bei einer Bodenuntersuchung wurde festgestellt, dass sich auf einem bisher für unbebauten gehaltenen Bereich der Burgkuppe ein Wohnturm mit zwölf Metern Durchmesser befunden hatte. Es wurde geschätzt, dass er in der ältesten Bauphase im 11./12. Jahrhundert erbaut wurde.
Goebel erzählte ausführlich und interessant über die Geschichte und die Ereignisse, die die Burg und Schlossanlage beeinfusst haben. "Ein besonderer Tag war es, als sich 1973 Vertreter der Bundes- und Landesregierung mit dem damaligen sowjetischen Staatspräsidenten Leonid Breschnew bei Spießbraten und oberbergischem Klaren in der Burgküche trafen", hatte schon Landrat Kausemann berichtet.
[Das Oberbergischen Symphonie-Orchester verwöhnte mit der "Kleinen Schlossmusik".]
Zum Ende seiner Festrede fragte sich Goebel, welche Schlüsse man jetzt aus diesem Rückblick ziehen könnte. Burg und Landschaft müssten sich in ihrer historischen Vielfalt widerspiegeln. "Das Bauwerk ermöglicht die Begegnung mit dem Original in einer Welt unendlicher Reproduktion" schloss Goebel.
Museumsdirektorin Gudrun Sievers-Flägel stellte im Anschluss die neue Ausstellung im zweiten Obergeschoss vor. "Hier wird das oberbergische Leben während des 19. Jahrhunerts repräsentiert." Wohn- und Schlafeinrichtungen zeugen von der Zeit unter Napoleon und während der Biedermeierzeit. Ein kleiner Höhepunkt in der Ausstellung befindet sich im Turmraum. "Besucher können hier eine Spielzeugsammlung aus dieser Zeit bestaunen", erklärt Sievers-Flägel. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Neugestaltung des zweiten Obergeschosses rund 500.000 Mark gekostet habe. Die Ausstellung wird am Sonntag im Rahmen des "Tages der offenen Tür" offiziell eröffnet.
