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In Gedenken an einen großen Gummersbacher

tk; 27. Jan 2012, 13:30 Uhr
Bild: Tillmann Koll --- Zu Ehren Martin Sieberts hielt Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein eine Gedenkrede.
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In Gedenken an einen großen Gummersbacher

tk; 27. Jan 2012, 13:30 Uhr
Gummersbach - Heute jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag von Martin Siebert, Gummersbacher Ehrenbürger und erster Bürgermeister nach dem zweiten Weltkrieg.
Von Tillmann Koll

Am 27. Januar 1887 wurde Martin Siebert als Kind des Mitbegründers der Tapetenfabrik Pickardt & Siebert (P&S) geboren. Er prägte auf besondere Art und Weise das Gummersbach seiner Zeit. Zum einen führte er als Betriebsführer und Mitgeschäftsführer die P&S GmbH durch Weltwirtschaftskrise und Autarkiepolitik der Nationalsozialisten, zum anderen übernahm er als Mitbegründer der CDU Gummersbach und Bürgermeister von 1946 bis 1948  schwerwiegende politische Bürden auf sich. Bei einer kleine Feierstunde am Grab des 1968 Verstorbenen erinnerte Bürgermeister Frank Helmenstein an die großen Verdienste eines Mannes, der sich trotz aller Herausforderungen immer durch Ruhe und Gelassenheit ausgezeichnet hatte.

[Bild: privat --- Gummersbachs Erfolgsunternehmer und „Notzeiten-Bürgermeister“ Martin Siebert - hier nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahre 1957.]

Dass der spätere Ehrenbürger und Träger des Bundesverdienstkreuzes solche Würdigungen erhält, war in seiner ersten Lebensphase noch nicht klar. Mit 15 Jahren begann er eine Lehre bei P&S, der sich Auslandaufenthalte anschlossen. Siebert diente im ersten Weltkrieg und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Bei seiner Rückkehr übernahm er dann sofort eine leitende Position in der Firma. Daneben war der gläubige Christ  in einer freikirchlichen Gemeinde als Prediger tätig. Auch politisch übernahm Siebert, der nie in die NSDAP eingetreten war, eine wichtige Rolle: Er war einer derjenigen gewesen, die die Demokratie nach der NS-Zeit auf lokaler Ebene vorangetrieben hatten. Im Februar 1946 berief ihn die britische Militärregierung in den ersten Stadtrat.

„Mit fast 60 Jahren begann für ihn damit ein neues Kapitel“, sagte Bürgermeister Frank Helmenstein heute am Grab des Verstorbenen. Aufopferungsvoll habe er sich für die Bürger seiner Heimatstadt eingesetzt. „Siebert hat manche Sitzungen, in denen um Fragen des öffentlichen Wohles gerungen wurde, weitgehend geprägt und oft mit diplomatischem Geschick schwierigste Situationen gemeistert“, zitierte Helmenstein einen Zeitzeugen. So führte er die Stadt durch zwei schwierige Jahre nach Kriegsende. Besonders machte er sich bei der Bekämpfung des Hungers und der Wohnungsnot sowie dem Ausbau des Schulwesens und des Krankenhauses verdient. Zu seinem 80. Geburtstag verlieh ihm der Stadtrat deswegen 1967 die Ehrenbürgerschaft.
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