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„Dickes Plus“, „Allzeithoch“ und „gute Aussichten“

nh; 7. Nov 2011, 16:00 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Siegfried Spanel, Michael Sallmann und Marcus Otto (v.l.n.r.) waren mit dem Ausbildungsjahr 2011 zufrieden.
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„Dickes Plus“, „Allzeithoch“ und „gute Aussichten“

nh; 7. Nov 2011, 16:00 Uhr
Oberberg - Der oberbergische Ausbildungsmarkt ist in einer guten Verfassung und weist erstmals seit 1997 wieder mehr offene Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerber aus.
Mit tollen Zahlen für das Ausbildungsjahr 2011 konnten bei der heutigen Pressekonferenz Michael Sallmann, Marcus Otto und Siegfried Spanel aufwarten. Dementsprechend fiel auch die Wortwahl der drei aus. Sallmann, IHK-Zweigstellenleiter Oberberg, berichtete von einem „dicken Plus“ an Ausbildungsverträgen – besonders in Oberberg. Hier gab es mit 1.175 neuen Ausbildungsverträgen sogar ein „Allzeithoch“. Im Vergleich zum Vorjahr konnten im Kreis zwölf Prozent mehr Verträge unterzeichnet werden. „Besonders im Bereich der gewerblich-technischen Berufe haben wir ein Plus von knapp 20 Prozent - das sind 70 zusätzliche Verträge“, berichtete Sallmann. Dadurch konnte der Rückgang aus dem Krisenjahr 2009 mehr als ausgeglichen werden.

Auch Marcus Otto, stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, präsentierte gute Zahlen. Zwar wurde ein leichtes Minus verzeichnet, aber eigentlich ist der Wert stabil, da sich die Zahl der Auszubildenden von 1.318 (2010) um lediglich sechs Azubis verringert hat. Dabei war die Entwicklung in den einzelnen Gewerben stark unterschiedlich. Während im Tischler- (25 Prozent), Bau- (zehn Prozent) und Metallhandwerk (fünf Prozent) sowie bei den kaufmännischen Berufen (38 Prozent) deutliche Zuwächse verzeichnet wurden, was Otto auf den demographischen Wandel, Überalterung in den Betrieben sowie den positiven Konjunkturwandel zurückführte, gab es auch Bereiche mit einem deutlichen Minus. So zum Beispiel beim Friseur- (25 Prozent), Bäcker- (25 Prozent) sowie dem Sanitär- und Heizungshandwerk (15 Prozent). Bei den Friseuren liegt das laut Otto an der negativen Berichterstattung in den Medien. „Dabei lässt sich als Friseurin gutes Geld verdienen“, erklärte Otto. Bei den Bäckern wirke sich der zunehmende Druck durch den Backwarenverkauf der Lebensmittel-Discounter negativ auf die Ausbildungszahlen aus.

Besonders erfreuliche Nachrichten überbrachte Siegfried Spanel, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit. Erstmals seit 1997 gab es mehr Stellen als Bewerber. Das Stellenangebot wurde im Ausbildungsjahr 2011 deutlich erhöht. Zum Vorjahr stiegen die Vermittlungsaufträge von Seiten der Betriebe um 219 auf insgesamt 1.382 freie Berufsausbildungsstellen, was ein Plus von 18,8 Prozent ausmachte. Gleichzeitig meldeten sich 8,4 Prozent weniger Bewerber. Ende September waren noch 106 Ausbildungsstellen unbesetzt, 60 oder 130,4 Prozent mehr als 2010. Gleichzeitig galten noch 77 Bewerber als unversorgt, 19 oder 32,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Spanel und Sallmann appellierten zudem an Schüler mit guten Real- und Hauptschulabschlüssen, erst eine Ausbildung anzustreben, statt zunächst eine berufsbildende Schule zu besuchen. Absolventen dieser Schulform machen derzeit den größten Teil (63,6 Prozent) der unversorgten Bewerber aus. „Hier bestätigen sich leider die Erfahrungen der Vorjahre, dass der Besuch etwa einer Höheren Handelsschule als Ausweichlösung nicht zu einer Verbesserung der Chancen auf dem Ausbildungsmarkt führt“, so Spanel.

Für die Zukunft ist eine Prognose eher schwierig, da dies oft „Kaffeesatzleserei nahe kommt“, so Michael Sallmann. Dennoch waren sich Sallmann, Spanel und Otto einig, dass das kommende Jahr noch ähnlich gut verlaufen werde und es damit „gute Aussichten“ für angehende Azubis gebe. Spätestens ab 2015 würde die Zahl der offenen Stellen jedoch immer mehr die Überhand gewinnen, weswegen Betriebe schon jetzt „auf Vorrat ausbilden“, so Spanel. Dadurch können in Zukunft auch wieder öfter Ausbildungsplätze von Haupt- und Realschülern besetzt werden, die in der Vergangenheit fast ausschließlich an Abiturienten vergeben wurden.
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