Gummersbach – In das Drama um Aufklärung und jugendlichen Leichtsinn „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind lud gestern Abend der Literaturkurs der Stufe Zwölf des Gymnasiums Grotenbach ein.

Von Andrea Buhtz

Was passiert mit meinem Körper, was verändert mein Denken so, wie soll ich damit umgehen? Gedanken, die den Jugendlichen in Frank Wedekinds Jugenddrama „Frühlings Erwachen“ nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Mit drei modern interpretierten und selbst geschriebenen Szenen verdeutlichte der Literaturkurs unter der Leitung von Wiebke Hagen, wie sich das Wissen um Sexualität unter den Jugendlichen sich zwar verändert hat, der Umgang aber nicht weniger leichtsinnig ist, als zu der Zeit, in welche die originale Version anschließend entführte.


Herausragend brachte Michael Kind-Lundt als Moritz Stiefel die Verzweiflung über das eigene unbefriedigende Dasein und den Konflikt mit sich selbst an das Publikum. Hektisch, wirr und verrückt stellte er seine Rolle dar, während Sebastian Hammes den freidenkerischen Geist Melchior Gabors mit Gelassenheit angesichts der Sorgen des Schulfreundes spielte und damit verdeutlichte, wie erwachsen sich Melchior zunächst fühlt. Das ändert sich schlagartig, als er begreift, dass die Nacht mit Wendla Bergmann, gespielt von Janina Leferink, eine Vergewaltigung war. Denn anders als er, der aufgeklärter als seine Mitschüler scheint, glaubt Wendla, Sex sei nur möglich, wenn man jemanden ganz stark liebe und verheiratet sei. Diese naive Vorstellung hat die Vierzehnjährige, da ihre Mutter (Marie Albrecht) es einfach nicht über sich brachte, ihr die Wahrheit zu erklären. So ruft Wendla entgeistert „Aber ich bin doch gar nicht verheiratet!“, als sie erfährt, dass sie schwanger sei. Melchior wird von seinen Eltern in eine Korrekturanstalt gesteckt, während Wendla an den Folgen der Abtreibung stirbt.


Die Tragödie um den Selbstmord von Moritz, die Unwissenheit und Naivität wurde vor aufwendig gestalteter Kulisse fast schon zu einer Komödie. Vielleicht, weil es dem Publikum nicht bewusst war, dass auch heute noch einige Aufklärung notwendig ist und der fast schon stupide Glaube Wendlas im Hier und Jetzt unmöglich schien. Gut unterhalten waren die Besucher auf jeden Fall, was sie mit viel Applaus zum Ausdruck brachten. Auch wenn hier und da mal zu leise oder zu schnell gesprochen wurde – angesichts der kurzen Zeit, in der der Kurs das Stück als Anfänger einübte, ist das aber eine Lappalie. In weiteren Rollen spielten Nick Streichhan, Sara Zindler, Jana Tessaring, Janine Rudolph, Allegra Prädel, Mathias Kranich und Markus Richter.