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K19: Rüttelstreifen kommen, Sperrung (vorerst) nicht

ch; 30. Jun 2011, 01:35 Uhr
Bilder: Christian Herse, Bundesamt für Straßenwesen.
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K19: Rüttelstreifen kommen, Sperrung (vorerst) nicht

ch; 30. Jun 2011, 01:35 Uhr
Engelskirchen/Lindlar – Ende Juli sollen Rüttelstreifen und Überholverbote die Attraktivität der K19 für Kradfahrer senken, über eine Sperrung wird jedoch erst später diskutiert – Möglicherweise Signalwirkung für den Schladernring.
Von Christian Herse

Sie sind die stillen Zeugen von schlimmen Unglücken: Die Markierungen der Polizei bleiben auch Monate nach einem Unfall noch auf dem Asphalt sichtbar und zeigen an, was sich hier abgespielt haben muss. Auf der K19 ist am Montag ein weiterer „Zeuge“ dazu gekommen und die Stimmen nach Konsequenzen werden lauter.

Dass diese schon vor dem tödlichen Kradunfall gefallen sind, ist allerdings erst jetzt bekannt geworden. „Wir haben am 17. Juni die Strecke begangen und uns dazu entschlossen, an sechs Stellen sogenannte Rüttelstreifen anzubringen“, berichtet der Leiter für Verkehrssicherung und –lenkung des Kreises, Reiner Boegel. Die Streifen sind 1,5 Zentimer hoch, 50 Zentimer breit und arbeiten nach dem "Sägezahnprinzip", bei dem die Kradfahrer beim Überfahren mächtig durchgeschüttelt werden. Jeweils in Gruppen von fünf Blöcken werden die Streifen über die komplette Fahrbahnbreite auf einer jeweiligen Länge von 15 Metern aufgetragen. Um die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden, ist die Installation jedoch nur auf Geraden gestattet.

[6x5 Rüttelstreifen sollen die Raserei auf der K19 und auch dem Schladernring stoppen.]

Und genau hier liegt laut Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen der Fehler im Detail: „Beim Schladernring hieß es damals, dass diese Rüttelstreifen auf kurvigen Strecken nichts bringen. Und die K19 ist nicht anders aufgebaut.“ Er hält nichts davon, mögliche Versuche auf Kosten von Menschenleben zu betreiben. „Die Unfallzahlen auf der Gefahrenstrecke in Waldbröl sind mit Einführung der Sperrung um Zweidrittel gesunken, insgesamt im gesamten Südkreis sogar um 50 Prozent.“ Löttgen fordert, dass gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW und der Kreispolizei sich die politischen Gremien an einen Tisch setzen und über alle machbaren Möglichkeiten sprechen. „Wir haben die positiven Erfahrungen mit dem Durchfahrverbot für Kradfahrer gemacht, warum also dann irgendwelche Experimente wagen“, so Löttgen.

Er hofft zudem auf Klarheit in Sachen Schladernring, dessen Sperrung bald wieder aufgehoben werden soll. Bis zur nächsten Polizeibeiratssitzung am 11. Juli erwartet er eine Antwort zu seiner kleinen Anfrage an die Landesregierung, die sich zuletzt für eine Öffnung mit gleichzeitiger Installation von Rüttelstreifen des Streckenabschnitts zwischen Waldbröl und Windeck ausgesprochen hatte. „Wenn das Ministerium hier ‚Nein’ zur Sperrung für Kradfahrer sagt, dann können wir uns nicht dagegen widersetzen und die K19 zeitgleich für Zweiräder dichtmachen“, weist Boegel auf die Problematik hin. Eine Sperrung sei grundsätzlich nur dann möglich, wenn sämtliche anderen Maßnahmen zuvor nicht den erwünschten Erfolg gebracht haben.

Ende Juli werden die baulichen Maßnahmen an der Kreisstraße entlang der Leppedeponie beendet sein. Ab dann gilt in den Bereichen mit Rüttelstreifen zudem ein Überholverbot für alle Verkehrsteilnehmer. „Wir können nur versuchen, dass die K19 für die rasenden Kradfahrer unattraktiv wird“, so Boegel. Dies sei nun mit der im Oberbergischen bislang einmaligen Maßnahme der Verkehrsberuhigung realistisch. Ob die entsprechenden Umbauten aber tatsächlich erfolgreich waren, kann jedoch nur die Zeit zeigen.

Kommentar: Endlich agieren statt nur zu reagieren
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