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Einblick in ein Leben mit Strahlenbelastung

Red; 27. Apr 2011, 12:12 Uhr
Bild: privat --- Gerda Engels, Helga Stoffel, Gudrun Irle (vorne von links) und Rose Anders.
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Einblick in ein Leben mit Strahlenbelastung

Red; 27. Apr 2011, 12:12 Uhr
Bergneustadt - Die Tschernobyl-Initiative Wiedenest besuchte das strahlenbelastete Gomel in Weißrussland.
Eine Woche lang haben sie sich frei genommen von allen familiären Verpflichtungen: Gerda Engels, Helga Stoffels, Gudrun Irle und Rose Anders  von der Tschernobyl-Initiative Wiedenest reisten 1.942 Kilometer nach Gomel. Sie ist die zweitgrößte Stadt Weißrusslands und liegt etwa 120 Kilometer von Tschernobyl in der Ukraine entfernt. 70 Prozent der radioaktiven Niederschläge gingen hier nach der Reaktorexplosion vom 26. April 1986 nieder. Die Bewohner mussten in der verstrahlten Region bleiben und leben seither mit den Folgen.

„Wir wollten nachfühlen, was die Kinder und ihre Mütter hinter sich haben, die im Sommer zu uns kommen. Diese Kinder haben alle Leukämie oder eine andere schwere Krankheit hinter sich“, erklärte Gerda Engels. Die Frauen der Tschernobyl-Initiative laden seit 13 Jahren Kinder und ihre Mütter samt Arzt und Dolmetscherin zu einem dreiwöchigen Erholungsurlaub ins Oberbergische ein. Gesunde Luft, strahlenfreie Lebensmittel und ein Kinderprogramm sollen für eine schöne Auszeit sorgen.

Ein Besuch in der Kinderhämatologie des neuen Krankenhauses spricht eine deutliche Sprache. Nach Auskunft des behandelnden Chefarztes steige die Zahl der erkrankten Kleinkinder auch 25 Jahre nach Tschernobyl, berichten die Frauen der Initiative. Schwierig sei nach Auskunft der Ärzte nach wie vor die Versorgung mit möglichst nebenwirkungsarmen Medikamenten. Ein offizielles Krebsregister gibt es nicht. Eigene Statistiken anzulegen, sei riskant, sagte Burkhard Homeyer, Pfarrer im Ruhestand der Evangelischen Studierendengemeinde Münster und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Stiftung „Den Kindern von Tschernobyl“.

Umso mehr zeigen sich die vier Frauen von der herzlichen Gastfreundschaft in Gomel beeindruckt, mit der sie in den spartanisch eingerichteten Wohnungen willkommen geheißen wurden. „Überall wurde uns aufgetischt, und wir haben immer wieder rote Rüben mit Borretsch gegessen. Ein paar Tage Gemüse aus belasteten Gärten werden wir überstehen“, waren sich die vier Wiedenesterinnen einig.
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