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Böse Bescherung: Lemgo klaut dem VfL beide Punkte

bv; 26. Dec 2010, 21:14 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung - Betretene Mienen bei den VfL-Spielern nach der am Ende verdienten, aber überraschenden Niederlage gegen den TBV Lemgo.
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Böse Bescherung: Lemgo klaut dem VfL beide Punkte

bv; 26. Dec 2010, 21:14 Uhr
Gummersbach – Zehn schwache Minuten kosten Hasanefendic-Team den Sieg - VfL zieht gegen den TBV mit 23:28 (10:8) den Kürzeren – Lemgos Keeper Carsten Lichtlein überragend.
Von Bernd Vorländer

Nach der Heimniederlage gegen den TBV Lemgo fällt der VfL aufgrund des Punktgewinns des SC Magdeburg in Melsungen auf den 8. Tabellenplatz zurück. Am kommenden Mittwoch beschließen die Blau-Weißen das Jahr mit dem Gastspiel bei der HBW Balingen-Weilstetten.

VfL Gummersbach – TBV Lemgo 23:28 (10:8).

Selbst langjährige Besucher der Heimspiele des VfL Gummersbach konnten sich nicht daran erinnern, dass es in der altehrwürdigen Eugen Haas-Halle in den letzten Minuten eines Spiels so ruhig war, wie am Abend gegen den TBV Lemgo. Am Ende waren nur die rund 80 mitgereisten Fans des TBV zu hören, die den Auswärtssieg ihres Teams lautstark feierten. Und mancher VfL-Fan verließ mit einem Kopfschütteln die Halle, nachdem der VfL binnen zehn Minuten ein Spiel komplett aus der Hand gegeben hatte. Insofern war die Auseinandersetzung mit Lemgo ein Abbild des Spiels gegen Friesenheim am vergangenen Mittwoch – mit dem Unterschied, dass Lemgo ein anderes Kaliber darstellte. Wie gegen Friesenheim begann der VfL auch gegen den TBV schwungvoll. Christoph Schindler konnte geschickt zwei Bälle abfangen, und Vukovic, Wiencek, zweimal Pfahl und Anic bescherten den Gastgebern nach gut elf Minuten eine 5:2-Führung.


[VfL-Keeper Goran Stojanovic konnte seine Klasse nur vor der Pause zeigen.]

Doch Lemgo ließ sich nicht abschütteln, kam nach einer von Trainer Volker Mudrow genommenen Auszeit besser zurecht und glich nach 26 Minuten zum 8:8 aus. Die torarme Partie in der ersten Hälfte hatte seine Ursache in zwei leidenschaftlich kämpfenden Abwehrreihen und herausragenden Keepern. Auf Gummersbacher Seite begann Goran Stojanovic stark, und Vjenceslav Somic tat es ihm nach, hielt einen Siebenmeter und einige schwierige Bälle. Getoppt wurde diese Leistung nur noch von TBV-Keeper Carsten Lichtlein, der reihenweise Geschosse der VfL-Akteure abwehrte und seine Mannschaft in der Partie hielt. Dennoch musste man zur Halbzeit von einem Gummersbacher Sieg ausgehen, denn zu einfallslos präsentierte sich der Rückraum der Gäste.

Nach dem Wechsel zunächst dasselbe Bild wie vor der Pause. Bis zum 15:13 (38.) hielt der VfL den knappen Vorsprung, ehe Lemgo kurze Zeit später ausgleichen konnte. Doch die Gastgeber schienen vor Selbstvertrauen zu strotzen – jedenfalls versenkte Christoph Schindler per Kempa-Trick einen wunderschönen Pass von Vedran Zrnic zum 16:15. Was eigentlich Mut machen sollte, entpuppte sich als letzter Glanzpunkt des VfL-Spiels. In der Folge spielte nur noch ein Team – der TBV Lemgo. Über 17:22 (50.) und 20:27 (57.) kamen die Gäste zu einem überlegenen und am Ende auch verdienten Sieg.


[TBV-Torwart Carsten Lichtlein zog den VfL-Angreifern mit seinen Paraden den Zahn und war der Matchwinner seines Teams.]

Beim VfL passte nach der 45. Minute nichts mehr zusammen. Sämtliche Außenspieler – Wagner, Lützelberger und Zrnic – hatten einen rabenschwarzen Tag erwischt. Zusammen kamen sie auf ein mickriges Tor. Der Rückraum mit Schindler, Pfahl und Vukovic spielte ordentlich, aber das reichte gegen Lemgo nicht. Beide Torhüter bekamen in der zweiten Hälfte kaum noch eine Hand an den Ball und mussten sich im Duell mit Lichtlein klar geschlagen geben. Und auch die offensive Deckungsformation, die Trainer Sead Hasanefendic als letztes Mittel eingesetzt hatte, zeigte keine Wirkung – im Gegenteil, die Lücken wurden noch größer. Dass die Niederlage für den VfL am Ende verdient war, daran bestand kein Zweifel.

Trainerstimmen

Sead Hasanefendic (VfL): Ein verdienter Sieg des TBV Lemgo. Im Prinzip sind beide Teams etwa gleichstark. Wir haben in Lemgo gewonnen, heute haben sie sich revanchiert. In der ersten Hälfte waren wir sehr engagiert, haben uns aber nicht absetzen können. Nach der Pause waren die Gäste klar besser. Vor allem von den Flügeln kam viel zu wenig. In Balingen wird es schwer, aber das Spiel müssen wir gewinnen.

Volker Mudrow (Lemgo): Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen. In der Auszeit habe ich meiner Mannschaft gesagt, dass man im Handball auch zupacken muss. Carsten Lichtlein hat überragend gespielt. Am Schluss war es ein verdienter Sieg, den wir aber nicht überbewerten sollten.


[Linkshänder Adrian Pfahl war mit sieben Treffern noch der beste VfL-Akteur und zeigte eine solide Leistung.]


VfL Gummersbach

Vjenceslav Somic (22.-42.)
Goran Stojanovic (1.-21. und 43.-60.)

Adrian Pfahl (7/1)
Christoph Schindler (5)
Drago Vukovic (3)
Igor Anic (3)
Patrick Wiencek (3)
Barna Putics (1)
Vedran Zrnic (1)
Jörg Lützelberger
Geoffroy Krantz
Adrian Wagner
Ole Rahmel (n.e.)
Josip Valcic (n.e.)

TBV Lemgo

Carsten Lichtlein (1.-60.)
Martin Galia (ne.)

Rolf Hermann (6)
Ferenc Ilyes (4)
Sebastian Preiß (4)
Avishay Smoler (3)
Manuel Liniger (3)
Sven Bechtloff (2)
Sergo Datukashvili (2)
Christoph Theuerkauf (2)
Martin Strobel (2)

Zuschauer: 2.102

Schiedsrichter: Holger Fleisch (Ostfildern), Jürgen Rieber (Nürtingen)

Siebenmeter: 2/2– 1/1 (Zrnic scheitert an Lichtlein – Theuerkauf scheitert an Somic).

Zeitstrafen: 2:4 Minuten (Wiencek – Smoler, Hermann)

Beste Spieler: Pfahl – Lichtlein, Preiß, Ilyes

Spielfilm: 5:2 (12.), 7:5 (20.), 8:8 (26.), 10:8 (Halbzeit) – 15:13 (38.), 17:22 (49.), 20:27 (57.), 23:28 (Endstand).

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