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Keine Schwerverletzten mehr nach 17 Uhr

ch; 22. Dec 2010, 16:10 Uhr
Bilder: Archiv --- Chefarzt Dr. Walter Schäfer warnt davor, die neue Situation falsch einzuordnen.
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Keine Schwerverletzten mehr nach 17 Uhr

ch; 22. Dec 2010, 16:10 Uhr
Waldbröl – Das Krankenhaus Waldbröl nimmt künftig abends und am Wochenende keine chirurgischen Notfälle mehr auf, die zeitnah operiert werden müssen. Grundversorgung bleibt jedoch gewährleistet, Engpässe im Rettungsdienst möglich. (AKTUALISIERT)
Ein rüdes Einsteigen, eine falsche Bewegung - ein stechender Schmerz. Wenn sich bei einem Kreisligaspiel der SpVgg Holpe-Steimelhagen ein Spieler verletzt, ist der Rettungsdienst normalerweise schnell vor Ort. Doch demnächst geht es nach der Erstversorgung dann möglicherweise nicht mehr in das zehn Minuten nahe Krankenhaus Waldbröl, sondern in das circa 30 Kilometer entfernte Kreiskrankenhaus Gummersbach. Denn im Zuge der schon seit längerem geplanten sowie stattfindenen Zentralisierungen im Klinikum Oberberg werden schwere chirurgische Notfälle fortan werktags ab 17 Uhr und am Wochenende nicht mehr in Waldbröl behandelt werden können. Dabei handelt es sich konkret um Verletzungen, die sofort operativ versorgt werden müssen, wie beispielsweise offene Beinfrakturen, komplizierte Handverletzungen oder Wirbelsäulentraumata.

„Im Gegensatz zu vielen Kollegen bin ich der Meinung, dass man gewisse Verletzungen unverzüglich operieren muss, die in anderen Häusern vielleicht erst am nächsten Tag adäquat versorgt werden“, erklärt der Gummersbacher Chefarzt der Unfallchirurgie, Dr. Walter Schäfer, der ab 2011 auch die Leitung in Waldbröl übernimmt, auf Anfrage. Im Südkreis könne diese Versorgung aufgrund der Größe des Krankenhauses nicht mehr gewährleistet werden, weshalb das abgestufte Versorgungskonzept seit dem 17. Dezember gelte. Schwerere Verletzungen werden nun also nur noch in Gummersbach entsprechend versorgt.

Problematisch könnte diese Regelung jedoch im Rettungsdienst werden, da die Fahrzeuge aus Morsbach und Waldbröl durch die langen Fahrten dann bis zu eineinhalb Stunden im Einsatz sind und für neue Notfälle in ihrem eigentlich vorgesehenen Bereich nicht zur Verfügung stehen. „Zwar können wir auf Rettungswagen aus Nachbarkreisen zurückgreifen, aber auch die sind häufig in eigenen Einsätzen gebunden“, heißt es aus Rettungsdienst-Kreisen gegenüber Oberberg-Aktuell. So fährt der Rettungswagen im benachbarten Ruppicheroth beispielsweise bislang noch im Zwölf-Stunden Dienst und ist abends nicht verfügbar. Gleiches gilt in der aktuellen dunklen Jahreszeit auch für die Hilfe aus der Luft per Rettungshubschrauber. Der Notarztstandort Wissen wurde zudem vor kurzem aufgelöst, sodass es sogar vermehrt zu kreisübergreifenden Hilfsanfragen von der Rettungsleitstelle Altenkirchen bezüglich des Notarztes aus Waldbröl kommen könnte.

Allerdings warnt Dr. Schäfer davor, schwarz zu sehen und versichert: „Jeder Patient kann mit seiner Verletzung weiterhin nach Waldbröl kommen und wird dort untersucht. Danach entscheidet es sich, ob er vor Ort versorgt werden kann oder nach Gummersbach verlegt wird.“ Zudem seien neuerdings ein Assistenzarzt täglich bis 22:30 Uhr und ein Oberarzt am Wochenende im Hause verfügbar. Der Dienst gilt dabei als Regelarbeitszeit und muss nicht in der Bereitschaft ausgeübt werden. „Es handelt sich also um eine Optimierung der Situation und keine Verschlechterung der Lage in Waldbröl“, stellt Dr. Schäfer klar.

In einer heutigen Pressemitteilung nimmt das Klinikum Oberberg zu der neuen Situation Stellung „Jeder kann mit seiner Verletzung, wie zum Beispiel Fraktur oder Schnittverletzung, auch nachts ins Krankenhaus nach Waldbröl kommen“, sagt Dr. Schäfer. Es sei rund um die Uhr ein Chirurg im Dienst, der die Patienten auch nach 17 Uhr und an Wochenenden behandle. Nach 22:30 Uhr übernimmt die Allgemeinchirurgie, die bislang alle Notfälle abends und am Wochenende behandelt hat. Handelt es sich um einen Schwerverletzten, wird er je nach Verletzungsschwere und der Dringlichkeit einer Operation, nach Gummersbach verlegt, da das Krankenhaus in der Kreismitte Traumazentrum für den Oberbergischen Kreis ist.
  
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